Schachspiel (das)

ist das älteste, geistreichste und schwierigste Spiel.

Im Morgenlande ist es seit den ältesten Zeiten allgemein im Gebrauch und die Chinesen wollen es schon 200 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung gekannt haben. Daß es zu uns aus Persien gekommen, beweist schon der Name Schach, welches ein pers. Wort ist und König bedeutet. Es wird auf einem quadratförmigen Bret gespielt, das in 64 gleiche Felder getheilt ist, unter denen immer ein schwarzes mit einem weißen wechselt. Auf diesem Schachbret sind in einer gewissen Ordnung die Figuren aufgestellt, welche verschiedene Namen, verschiedene Bedingungen, wie sie bewegt werden dürfen, und dem gemäß verschiedene Geltung haben. Jeder Spieler hat 16 solcher Figuren und unter diesen ist der wichtigste der König, denn der Zweck des Spiels ist der, solche Stellungen mit seinen Figuren anzunehmen, daß der König sich nicht mehr bewegen kann, ohne genommen zu werden. Es kommt bei diesem Spiele Alles auf Umsicht, Klugheit und Ruhe der Spielenden an, gar nicht auf den Zufall. Hierin liegt der Grund seiner Schwierigkeit. Außer dem König (in der untenstehen den Abbildung a) gibt es noch folgende Figuren: die Königin (bei den Morgenländern Vezier oder Feldherr genannt – b), zwei Läufer (bei den Franzosen Narren, bei den Engländern Bischöfe genannt – cc), zwei Springer (bei Engländern und Franzosen Ritter oder Reiter – dd), zwei Thürme oder Rochen (von dem indischen Worte Roch, d.h. Streitwagen – ee). Zu den genannten Figuren, welche zusammen Offiziere heißen, kommen noch acht Bauern (die obere Reihe). Das Schachspiel ist ursprünglich eine Nachahmung der Kriegsführung, man hat daher in neuerer Zeit eine großartigere und ausgedehntere Art von Schachspiel, das Kriegsspiel, erfunden. Eine andere Art vergrößerten Schachspiels ist das Courrierspiel. Das Schachspiel wird auch unter drei und vier Spielern gespielt. Zur Ausübung dieses interessanten Spiels haben sich in verschiedenen Städten sogenannte Schachclubs gebildet und zuweilen sind Schachclubs verschiedener Orte gegeneinander zu Felde gezogen, sodaß der eine gegen den andern kämpfte, indem sie sich durch Briefe oder Zeitungen Nachricht gaben von den Zügen, welche nach gemeinsamer Berathung jeder Club für gut befand. Großes Aufsehen machte noch in Anfange dieses Jahrhunderts die Schachmaschine des Herrn von Kempelen, welche derselbe zuerst 1769 der Kaiserin Maria Theresia zeigte. Dieselbe bestand scheinbar aus einem Automaten, welcher auch die geschicktesten Schachspieler besiegte. In der Folge hat es sich mit ziemlicher Gewißheit erwiesen, daß diese Maschine auf Täuschung beruhte, sodaß auf die geschickteste Weise ein Mensch in ihr verborgen war, welcher eigentlich das Spiel leitete. Einzelne Menschen haben sich als ausgezeichnete Schachspieler einen Namen erworben, z.B. der Herzog August von Braunschweig, der auch unter dem Namen Gustavus Selenus eine Abhandlung über das Schachspiel herausgab. Eine eigne Aufgabe, deren mathematische Lösung sogar den großen Mathematiker Euler (s.d.) beschäftigte, ist der sogenannte Rösselsprung. Dieselbe besteht darin, daß man den Springer (Rössel) so auf dem Schachbrete nach den ihm eigenthümlichen Bedingungen bewegt, daß er nacheinander auf alle Felder des Schachbrets zu stehen kommt.

Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon (1837)

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