Springer am Rande… (6) refuted?

Rank zero nötigt uns mit diesem Artikel eine etwas gespreizte Überschrift ab. Er habe eine 10-Minuten-Widerlegung des Amar-Zuges gefunden – und die ginge so: 1.Sh3 e5 2.g3 g5! Unbefangen könnte man von einem Grob-Angriff im Nachzuge sprechen, basmaninspiriert sozusagen. Ob dieser Zug nicht auch Schwächen birgt? Immerhin verstellt er die Diagonale d8-h4 bei einem Aufzug des h-Bauern (sonst unangenehm nach f2-f3 und Sh3-f2). Und nach dem Rückwerfen des Springers mittels g5-g4 kann Weiß nach Sh3-g1 den vorgerückten Bauern eventuell mit h2-h3 befragen. Vielleicht wäre es Zeit, diese kleine theoretische Kontroverse mittels einer blogöffentlichen Fernpartie zu klären?

12 Kommentare

v.schubert 28. März 2007

Hallo rank zero,
zuerst erschien mir f3 notwendig, und dann steht Weiß besch…, also bescheiden. Aber wie wäre es mit d4! ? Und nach g4 2.Sg1 wäre ich zu einer Fernpartie bereit. Ich muss aber vom 01. April bis 14. April Urlaub nehmen. Oder bei einer Bedenkzeit über 10 Züge/ 20 Tage die Zeit verstreichen lassen. Unter 20/10 bitte nicht, da ich trotz gesundheitlicher Probleme in letzter Zeit manchmal noch arbeite.
Also: Meine Meinung: Schwarz erreicht mit dieser Widerlegungsvariante bestenfalls Ausgleich. Widerlege mich!!
Gruß
VS

Permanent_Brain 29. März 2007

Nach 1.Sh3 e5 2.g3 g5 3.d4 g4 4.Sg5 d5 5.Sxf7 Kxf7 6.dxe5 entstünde eine Stellung, die ich weder mit Weiß noch mit Schwarz gerne hätte. Ich habe natürlich Engines konsultiert, aber ich glaube, die meisten überschätzen den Vorteil den Schwarz hier hat – falls er überhaupt einen hat, mit so einem Nacktflitzer-König… Mir kommt vor, das ist ein Minenfeld wie KG. oder das Cochrane-Gambit.

Im Fernschach würde ich mich sowas (für beide Farben) nur anzuwenden trauen, wenn ich schon vorher gründliche Analysen zur Verfügung hätte, und (mindestens) einen Quad Core Computer und die stärksten “Deep” Engines wie Rybka MP oder Zap!Chess Zanzibar. Ich selber wäre dann nur der Koch der hin und wieder den Brei verdirbt.

Aber bei Beteiligung starker Spieler, ab 2000+ Nahschach oder so, bietet Fernschach vermutlich einen guten praktischen Test. Doch ich denke, gerade bei einer potentiell taktisch besonders scharfen Variante sind gleichzeitig schnelle Computer und starke Programme wichtig, sonst verlieren vielleicht die besseren Züge trotzdem.

v.schubert 29. März 2007

Oder wie Tartakower sagte: Ich sehe nicht, wie sich einer von beiden noch retten will.

admin 29. März 2007

Der Einschlag auf f7 erinnert natürlich an das Allgaier-Gambit, freilich mit einer anderen Struktur im Zentrum.

Rank zero 29. März 2007

Natürlich spielt auch der persönliche Geschmack hinein – da ein starker Wanderkönig eine meiner Lieblingsfiguren ist (s. die Enders-Partie), würde mir die Stellung auch liegen. Ich denke, dass die Variante vor allem die Stellung unangenehm genug für Weiß macht, um ihn von 1. Sh3 abzuschrecken – er muss dies (und vieles andere) genau kennen, während Schwarz sich die Option aussuchen kann. Mit dem 1. Zug in Kauf zu nehmen, notfalls für praktische Chancen eine Figur opfern zu müssen, ist halt nicht jedermanns Sache.

Kritischer schätze ich übrigens tatsächlich 3. d4 g4 4. Sg1 ein, wobei Weiß durchaus Ausgleich haben könnte. Aber auch hier steht die Frage: Will man das als Anziehender erreichen? Der Amar-Spieler wird ohnehin bitter vermerken, dass sein Springer sich nicht auf dem vorgeschobenen Posten h3 etablieren kann…

Stichwort Fernpartien: Es wäre eine große Versuchung, meinem Vorsatz untreu zu werden, aber ich bin bekanntlich dogmatisch: Es gilt das gesprochene Wort, also hier “Nie mehr Go- oder Fernpartien!” (obwohl das jeweils einzige Turnier recht erfolgreich verlief). Bei Fernpartien ist es zwar etwas aufgeweicht, da ich ab und zu schon wieder recht erfolgreich “beratend” tätig werde, aber möglichst nur in Stellungen, in denen offensichtlich Computer überfordert sind. Allenfalls könnte ich mich zu einer Art “wechselseitigen Blog-Analyse” breitschlagen lassen.

In den Urlaub muss ich nebenbei auch vom 1.-11.4. – ist auch dringend nötig, wenn wir die Tagung über die Bühne gebracht haben. Übrigens wieder in den Gefilden der Seenplatte – ich könnte da durchaus mal in Greifswald vorbeischauen. Sei es zu einer Amar-Schlacht, sei es, um auf dem Bodden zu segeln – wir wollten doch sowieso noch mit den Schachblaettern die Vilm-Weltmeisterschaft austragen!?

kleineme 29. März 2007

mich erinnert das an eine bittere Schwarzklatsche vor vielen Jahren, in der ich nichts gegen 1.f4 e5 2.fxe5 Sc6 3.Sf3 g5 4.d4 g4 5.Sg5 d5 6.Sxf7 ausrichten konnte

admin 29. März 2007

@kleineme: Stefan Bücker hält nach 5…d5 aber 6.exd6 für erzwungen und wollte nur auf 5…Lh6 (was ich mal gespielt habe) 6.Sxf7 spielen. So bleibt doch die Diagonale a2-g8 geschlossen, so dass Schwarz an sich fest genug steht.

@Rank zero: Wechselseitige Blog-Analyse würde ich gut finden. So eine Art öffentliche Beratungspartie? Oder gemeinsam einen Variantenbaum erstellen? Bei dir oder hier?
Vorbeischauen fände ich fein, bin selbst aber ab Mittwoch im Außendienst. Ohnehin ist Katchumo ja der Amar-Verantwortliche, ich sehe mich eher in redaktioneller Rolle diesbezüglich.

Etez 29. März 2007

Wenn diese Amarvariante im Sinne taktischer Opfer angelegt wird, kann ich mich nicht einiger obskurer Varianten enthalten:

3. d4 g4
4. Sg5 d5
5. e4 !!!

(Herr Bücker wäre stolz auf mich: Warum ein Tempo für den Springereinschlag opfern, wenn man stattdessen ein Riesenzentrum errichten kann?)

Oder eine positionelle Variante:

3. d4 g4
4. de5!!! gh3
5. Lh3

Oder die sogenannte Schönwaldervariante:

3. e4! mit folgendem d4, natürlich alles +=

(interessant ist noch 3. … g4
4. Dg4 d5!?
5. Dh5 Sf6!
6. De5 Le6!).

Es gibt also noch viel zu tun.

kleineme 29. März 2007

Ja, das hatte ich aus dem Bückerschen Gambitbüchlein auch so in Erinnerung, aber soll man machen, wenn der Gegner sich nicht dran hält? Ich habe mich dann stattdessen einfach in der f-Linie holen lassen…

admin 30. März 2007

Das ist echt blöd, wenn die Leute abweichen, ohne die neuesten Forschungen von Stefan Bücker zu beachten. Aber im Ernst, ich mag den Ernst, mit dem er verpönte Varianten analysiert. Hast du deine Partie noch? Dann können wir sie ja mal durchgucken und einen Leserbrief an kaissiber schicken. Wenn sogar der Doktor Gralla reinkommt…

Rank zero 30. März 2007

Der Neuklostersee ist leider zu weit westlich und nicht an das zentrale Seengebiet angeschlossen. Unser Basislager ist Neubrandenburg, der Tollensesee die Trainingsstrecke, und alles von der Müritz aus erreichbare die Pflicht und evtl. die Greifswalder/Rügenschen Bodden die Kür.

Lustig wäre es andererseits natürlich schon, mal vor Gunters Tür zu segeln…

Richard 30. März 2007

@rankzero: komm doch bei der Landesmeisterschaft im lieblichen Neukloster vorbei ! Da gibt es bestimmt wieder reichlich Futter für OMF…

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