NEUES DEUTSCHLAND
Fast jeder Schachsportler wird abgestraft, weil er die riskante „Damiano-Verteidigung“ ausprobiert. Was wissen wir über den Namensgeber dieses höchst dubiosen Spielsystems?
SILVA ARAÚJO
Damiano war portugiesischer Apotheker. Ursprünglich hieß er Pedro Damiano und lebte Ende des 15. Jahrhunderts in Odemira. 1512 veröffentlichte er in Rom ein Buch über jenes radikal veränderte Schach, das an der Schwelle zur Neuzeit die bis dahin auch in Europa vorherrschende arabische Version „Shatranj“ verdrängt hatte. Die Araber kannten weder raumgreifende Läufer noch die kampfstarke Dame. Die westliche Variante war dynamischer und ist bis heute das Schach geblieben, das weltweit über 600 Millionen Anhänger zählt.
NEUES DEUTSCHLAND
Wenn Damiano ein derart wichtiger Schachdenker war — wie passt dazu ein Eröffnungsmanöver, das in die Literatur unter „Verteidigung des Damiano“ einging und das schnurstracks in den Untergang führt?
SILVA ARAÚJO
Das Etikett „Damiano-Verteidigung“ ist ungerecht! Damiano hat die „Verteidigung des Damiano“ weder erfunden noch empfohlen. Die ist während der Renaissance ohne sein Zutun äußerst beliebt gewesen. Sein Buch erwähnt lediglich die einschlägige Vorgehensweise und erörtert effektivere Alternativen. Daher dürfen wir annehmen, dass Damiano den fraglichen Defensivaufbau als schwach eingestuft und abgelehnt hat.
— Neues Deutschland, 14.Oktober 2006
2 Kommentare
Man könnte einfach davon ausgehen, dass diese Verteidung vor Damiano – nach den alten Schachregeln – durchaus korrekt war.
Das stimmt, im Schatrandsch wäre f7-f6 das Mittel der Wahl, zumal der Zug dem Alfil nicht das Feld d6 verstellt.