I
Enger schließt die schwere Tür der Zionskirche in Prenzlauer Berg auf und erzählt, wie sich Bonhoeffer als 25-Jähriger hier um 50 Konfirmanden kümmerte, mit denen sonst keiner klarkam. Die Jungen habe er gleich in der ersten Konfirmandenstunde für sich eingenommen. Er erzählte ihnen Bibelgeschichten und fragte nach ihrer Meinung. „Das war eine Revolution“, sagt Enger. „Damals hat man im Konfirmandenunterricht den Katechismus auswendig gelernt, fertig. Die Pfarrer dachten sowieso, diese Arbeiterjungs sind alle doof.“ Dass jemand sie nach ihrer Meinung fragte, habe die Kinder unglaublich beeindruckt. Bonhoeffer nahm sich in der Oderberger Straße ein Zimmer. „Er wollte mit seinen Jungs zusammenleben“, sagt Enger. Er brachte ihnen Schach und Englisch bei, lud sie zum Essen ein und spielte mit ihnen Fußball. Für die Konfirmation kaufte er Stoff, damit sich jeder einen Anzug schneidern lassen konnte.
— Der Tagesspiegel, 2. Februar 2006
II
Ich glaube, ich habe bisher noch nie erzählt, daß ich täglich, wenn ich nicht mehr lesen und schreiben kann, etwas Schachtheorie treibe; das macht mir viel Spaß. Wenn Ihr etwas Kleines, Gutes, vielleicht mit Aufgaben, darüber findet, wäre ich dankbar, aber macht Euch keinerlei Umstände damit; es geht auch so …
— Brief aus dem Gefängnis an die Eltern, 7. August 1943