Bei dem Schachspieler liegt die Sache durchaus anders. Bei ihm ist der Fortschritt in keiner Weise bestimmt. Kein einziger Zug im Schachspiel folgt notwendig aus einem anderen. Wir können aus keiner Stellung der Figuren zu einer Periode des Spiels ihre Stellung zu einer anderen voraussagen. Sehen wir uns einmal den ersten Zug eines Schachspiels im Vergleich mit den Daten einer algebraischen Frage an, und ihr großer Unterschied wird sofort zutage treten. Aus den letzteren folgt der zweite Schritt der Frage unausbleiblich. Er ist von den Daten bestimmt, er kann nur so und nicht anders erfolgen. Aber aus dem ersten Zuge eines Schachspielers folgt nicht mit Notwendigkeit ein bestimmter zweiter. In der Algebra ist die Gewißheit der einzelnen Schritte eine unerschütterliche, der zweite Schritt war die Folge der Daten, der dritte Schritt die notwendige Folge aus dem zweiten, der vierte aus dem dritten, der fünfte aus dem vierten und so weiter und unmöglich anders bis zu Ende. In genauem Verhältnis zu dem Fortschreiten des Schachspiels steht die Ungewißheit jedes folgenden Zuges. Wenn ein paar Züge gemacht worden sind, so ist kein weiterer Schritt mehr sicher. Verschiedene Zuschauer des Spieles würden verschiedene Züge anraten. Es hängt also alles vom veränderlichen Urteil der Spieler ab. Wenn wir nun auch annehmen (was nicht anzunehmen ist), daß die Züge des automatischen Schachspielers in sich selbst bestimmt wären, so würden sie doch durch den nicht zu bestimmenden Willen des Gegenspielers unterbrochen und in Unordnung gebracht werden.
Edgar Allan Poe: Maelzels Schachspieler