Hartog hatte seinen Sohn in die Welt der Wissenschaft einführen wollen, doch dazu war Bram zu verträumt gewesen. Das Schachspielen hatte er nicht von Hartog gelernt, und während seiner Ferien in Tel Aviv begriff er auch, warum: Sein Vater, das exakte Genie, konnte nicht Schach spielen. Er konnte aus dem Stegreif die kompliziertesten Berechnungen bewerkstelligen, aber beim Schach haperte es — eine Unvollkommenheit, die ihn sichtlich ärgerte und sein wunder Punkt war („Das habe ich übersehen, das habe ich übersehen“, jammerte er, wenn Bram durch seine Linien brach). Für Bram war Schach ein intuitives Spiel, er achtete darauf, in welcher Form seine Figuren aufgestellt waren und welche Geschichten sie auf dem Spielbrett erzählten.
— Leon de Winter: Das Recht auf Rückkehr. Einer der seltenen Fälle, in denen das Schach in der Literatur nicht nur dramaturgisch sinnvoll eingesetzt ist (es wird 400 Seiten später noch einmal auftauchen, als verbotenes und heimliches Spiel in einem Kalifat der Zukunft), sondern auch kenntnisreich. Der Autor weiß um die Unterscheidung von Rechenkraft und Bildgedächtnis und er zitiert ganz nebenbei „talk to your pieces“. Nicht nur deshalb ein beeindruckendes Buch.
2 Kommentare
Beiträge 2024 bis jetzt drei: Einmal zu Makruk, einmal zu Xiangqi und ein literarischer. Ob die geneigte Leserschaft in diesem Jahr noch ein 8×8-Diagramm erwarten kann?!
Makruk ist auch 8×8, es besteht also durchaus Hoffnung :)
Tatsächlich habe ich vor Wochen mal etwas zum Schach angefangen, bin dann aber im ersten Drittel hängengeblieben. Im Moment komme ich nicht richtig dazu.