Das Schach nimmt wegen seiner Tiefe und wegen des Reichtums seiner Kombinationen unter den reinen Verstandesspielen zweifellos die erste Stelle ein. Es ist ein ausgesprochenes Kampfspiel, das gewissermaßen den Gang einer Schlacht darstellt, aber nicht mit dem Endzweck, das feindliche Heer zu vernichten, sondern eine bestimmte Figur im Lager des Gegners, nämlich den „König“, gefangenzunehmen.
Das Schachspiel dürfte in der zweiten Hälfte des sechsten nachchristlichen Jahrhunderts in Indie entstanden sein, hat aber zuerst dort, dann bei den Arabern und zuletzt in Europa eine etwa tausendjährige Entwicklungsperiode durchgemacht, in der es sich aus seiner ursprünglichen primitiven Form allmählich zu der jetzigen umwandelte.
Jacques Mieses: Schach. Eine kurze Einführung in seine Regeln und Feinheiten (1953)