Malmö Open 2006 (3)


3. Runde: Carsten Herrmann – Tiger Hillarp Persson

14 Kommentare

Meister O 22. Dezember 2006

Und irgendwie fallen mir angesichts von 1. Sh3 bei dieser Gelegenheit immer nur „Mickey Mouse und Pizza“ ein:

The idea that an opening can be impolite is interesting. You immediately wonder if there are equivalents in other sports. The underhand service in tennis comes to mind (the Chang Variation), the break-away at the start of a bicycle race, the goalkeeper taking a penalty kick in soccer. They are demonstrations, not dangerous for the opponents, but they do disturb the normal course of events, and the irritation they cause favors the impolite…

There are Whites who, if they don’t care about their ratings, immediately resign after 1…a6 because it keeps them from practicing their repertoire. And even if this is much more impolite than 1…a6 itself, I can understand it. It is as if you think you went to see ‚War and Peace‘, and they show Mickey Mouse.

But an underhand service is not in itself losing, and neither is 1…a6. Miles played it in a famous game against Karpov, and won.

I’ve published that game with a question mark for a6 – a question mark for bad manners. Karpov was the reigning World Champion – you don’t order pizza when you have the King over for dinner.

(TK)

CBartolomaeus 22. Dezember 2006

Dieser Einwand wurde vom Führer der weißen Figuren antizipiert. Der Gegner wurde bereits vor der Partie um Verständnis für die folgende unkonventionelle Eröffnung gebeten und erhob keinerlei Einwände.

Die Geschichte geht auch noch weiter, den Rest muss aber jemand anders erzählen …

admin 22. Dezember 2006

Eine sehr schöne Geschichte übrigens, wie ich finde.

Richard 23. Dezember 2006

Auch ein sehr schönes Foto übrigens. Der Tiger von Eschnapur vor dem Sprung…

DanWahn 23. Dezember 2006

Hallo nach Mecklenburg!

Wie geht denn die Geschichte mit dem Tiger weiter?

Zwischen den Feiertagen bin ich endlich mal wieder schachlich in M-V unterwegs, allerdings nur als Schiri bei der DVM U20w in Torgelow.
Es würde mich natürlich freuen, wenn ich ein paar alte bekannte Gesichter sehe, vl. ja auch den Spieler mit den weißen Steinen?!

Viele Grüße,
Daniel

ErwinF 23. Dezember 2006

Warum erzählt nicht jemand den Rest der Geschichte? Ist es doch nur eine Fotomontage?

Was die Unhöflichkeit von 1. Sh3 oder 1. … a6 angeht, ist dies meines Erachtens eine Betrachtungsweise, die das Sportliche des Spiels zu kurz kommen läßt. Sportlicher Wettkampf hat meines Erachtens das Ziel zu gewinnen, Dabei müssen auf dem Brett die Regeln eingehalten werden, mehr nicht. Gute Manieren sind meines Erachtens wichtig vor und nach dem Spiel und außerhalb des Geschehens auf dem Brett..

1. Sh3 kann natürlich eine Zumutung für den Gegner sein. Wer wie ich kein Theoriehai ist, findet es aber auch nicht besonders lustig, gegen einen Gegner in einer ganz normalen – oder sollte ich sagen höflichen ? – Eröffnung zu spielen und zu erleben, daß er die ersten zwölf Züge nicht nachdenkt, sondern seine aus dem Buch gelernten Varianten auf das Brett bringt.

Züge wie 1. Sh3 sind da ein sehr wirksames Gegenmittel, die das Nachdenken vom ersten Zug an fördern. Und das ist doch ein freundlicher Beitrag zum Bildungsauftrag des Schachspiels, nicht wahr?

Rank zero 23. Dezember 2006

Mein Kommentar sollte natürlich eine erwartete Forterzählung der Geschichte provozieren. Ich kenne doch meine Pappenheimer Vorpommern, die stellen doch so eine Foto schon mit Hintergedanken auf die Seite, nur damit ich in die Falle gehe ;-)

Also, lasst uns nicht ewig zappeln…

admin 24. Dezember 2006

Es ist schon bemerkenswert, welches Diskussionspotential ein Eröffnungszug noch immer entfaltet. Die Geschichte muss Carsten erzählen, der jetzt wahrscheinlich fernab eines Einwahlknotens sitzt und Lebkuchen vertilgt. Bitte noch ein bisschen Geduld.

CBartolomaeus 24. Dezember 2006

Och, da fabriziere ich im Anschluss an Meister Os Einlassung extra so eine gelungene Ãœberleitung zu Carstens Geschichte und dann setzt der sich lebkuchenvertilgend fernab eines Einwahlknotens hin.

admin 24. Dezember 2006

Weihnachten ist das Fest des Wartens.

Katchumo 28. Dezember 2006

Oh Mann, fünf Tage ohne Internet und schon hab ich wieder den Anschluss an die Welt verpasst *grummel*
@DanWahn: hätte ich gewusst, dass du dich in Torgelow rumtreibst, wär ich natürlich mal rübergekommen *grummel*

Aber nun zum Kontext, in den wir das Foto einbetten können.
Das Foto stammt aus der dritten Runde und wurde an Brett zwei gespielt. Brett 1 und 2 des Malmö-Opens sind immer mit einem Demobrett ausgestattet und einigen Stuhlreihen davor, so dass der fachkundige Zuschauer den echten Könnern hingebungsvoll zuschauen kann ;)
Nachdem ich in Runde eins bereits mit 1.Sh3 gepunktet hatte, wollte ich eigentlich auf etwas anderes zurückgreifen. Da machte mir die Auslosung einen Strich durch die Rechnung. Die Chance, gegen einen GM 1.Sh3 ausprobieren zu können, ist einmalig, musste dementsprechend genutzt werden.
Mittlerweile hatte ich ja schon an verschiedenen Stellen die Erfahrung machen müssen, dass 1.Sh3 den einen oder anderen Gegner doch pikiert und er sich auf den Schlips getreten fühlt. An anderer Stelle hatte ich schon erläutert, nichts läge mir ferner und daher warnte ich Tiger auch vor (ich erwähnte allerdings nur, dass ich eine ausgefallene Eröffnung zu spielen gedenke, diese schon öfter angewandt hatte und ihn nicht veralbern oder beleidigen will. Was genau ihn erwartete, wusste er erst, als das Rössel an den Rand gespielt wurde.)
Tiger versicherte mir also, dass er Eröffnungszüge generell nicht persönlich nimmt und für Leute, die sich angesichts bizarrer Eröffnungen als Person nicht ernst genommen fühlen hatte er nur den Kommentar „That’s stupid!“ übrig.
Das Gespräch fand dann mit dem Partiebeginn eine Unterbrechung, ich wurde fachgerecht auseinandergebaut (Partie wird in Kürze nachgeliefert) und streckte schlussendlich die Waffen.
Und dann folgte mein ganz eigener Triumph. Das erste was Hillarp-Persson mir nämlich nach Handschlag und Unterzeichnung der Partieformulare mit einem Schmunzeln mitteilte war: „I also played 1.Nh3 when I was younger!“
Wohlgemerkt, auch in Turnierpartien. Außerdem hält er den Zug einfach für spielbar :)
In der nachfolgenden Partieanalyse teilte er einige seiner Gedanken, die er sich halt schon früher zu 1.Sh3 gemacht hat, mit mir. Sehr interessant! Und er erzählte von sich aus noch ein wenig über die mit 1.e4-g6 2.d4-Sf6 beginnende Eröffnung. Kinder, die von ihm trainiert werden bringen sie regelmäßig aufs Brett und sind erfolgreich damit. Zu guter Letzt wünschte er mir noch viel Spaß mit meinem 1.Sh3 und verschwand zum Essen.

Rank zero 1. Januar 2007

1.e4 g6 2.d4 Sf6 wurde in Verbindung mit dem Opfer 3. e5 Sh5 4. Le2 d6 eine Zeitlang erfolgreich gegen Computer angewandt, bis diese dafür zu stark wurden… Bei den meisten menschlichen Gegnern kann man das sicher spielen, ohne die Ergebnisverteilung allzusehr zu verschieben (wie auch 1. Sh3).

Tiger muss übrigens zu seinen Amal-Zeiten ziemlich jung gewesen sein, in der Datenbank kann ich keine Partie mit 1. Sh3 zu finden. Allerdings taucht er dort erst im Alter von 18 und ELO 2200 auf, er wird es wohl vorher gespielt haben.

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