Um ein Haar hätte Grischuk das Weltmeisterschaftsturnier gestern noch einmal ein bisschen spannend gemacht. Er brachte Anand an den Rand einer Niederlage. Grischuk mit Weiß hatte eine gute Partie gespielt und hier für die letzten sieben Züge nur noch weniger als zehn Minuten Bedenkzeit. Anand war wie immer sehr lange in seiner Vorbereitung und hatte nur wenig mehr als eine halbe Stunde gebraucht, um diese Stellung zu erreichen. Es ist klar, dass der c-Bauer fallen wird, aber wie nehmen? Grischuk entschied sich für ein Turmendspiel:
34.Kc2 Se7 35.Sxc3 Sd5 36.Kd3 Txc3+ 37.Kd4
Ein netter Trick.
37…a5 38.Kxd5 a4
Der Vormarsch des a-Bauern ist sehr genau. Weiß bekommt seinen Turm zwar auf die 3. Reihe, Schwarz kann aber immer Tb3 spielen, sobald sich der weiße König zu weit entfernt.
39.Kd4 Tb3 40.Kc4 Kc8
Zeitkontrolle geschafft. Aber erneut steht ein Turmendspiel auf dem Brett, dass die Partie mit dem Mehrbauern nicht gewinnen kann. Grischuk spielte weiter, bis nach dem 73. Zug nur noch zwei nackte Könige auf dem Brett waren. Remis.
34.Tc2 hätte dagegen in ein aussichtsreiches Springerendspiel übergeleitet. 34..Se5 35.Txc3 Txc3+ 36.Sxc3 Sd3+ 37.Kd2 Sxf2 Schwarz hat zwar den Bauern zurückgewonnen, Weiß dringt aber mit Tempo mit dem König vor. 38.Ke3 Sg4+ 39.Kf4 Sf6 40.Sb5 Und Weiß bekommt einen der beiden schwarzen Bauern am Königsflügel. 40…a6 41.Sd6 Ke7 42.Sf5+ Ke6 43.Sxh6 mit guten Gewinnaussichten.
Gelfand gegen Kramnik sah in der Meraner-Verteidigung eine schwarze Neuerung, Gelfand konnte jedoch rasch ausgleichen – ein weiteres frühes Remis von Kramnik, der jetzt auch theoretisch seinen Titel nicht mehr verteidigen kann. Anand bleibt einen vollen Punkt vor Gelfand und müsste bei einem gleichzeitigen Sieg seines Verfolgers gegen Morozevich heute gegen Leko verlieren, um Gelfand am Sonntag einen Stichkampf zu ermöglichen. Irgendwie will ich das weder Morozevich noch Leko wünschen.