Zerfetzt

Da war der Bücherschrank aus Satinholz mit seinen Schulbüchern voller Eselsohren. An der Wand hing noch derselbe zerfetzte flämische Wandteppich, auf dem fast verblichen ein König und eine Königin in einem Garten Schach spielten, während Falkeniere im Zug vorbeiritten und Vögel, denen die Kappe über den Augen saß, in den eisenbehandschuhten Händen trugen. Wie gut er sich an alles erinnerte! Jeder Augenblick seiner vereinsamten Kinderzeit kam ihm zurück, als er um sich sah. Er gedachte der unbefleckten Reinheit seines Knabenlebens, und es schien ihm entsetzlich, daß hier das verhängnisvolle Bildnis verborgen werden sollte. Wie wenig hatte er in jenen Tagen, die dahin waren, von alledem geahnt, was auf ihn warten sollte!

Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray (1891)

2 Kommentare

Rank zero 17. August 2007

Vorsicht, Werbung: Die englische Version in 791 Tagen bei uns ;-) … mit Beitragsnummer 329 sollte dies sogar eine der frühesten Schachstellen sein, über die ich gestolpert bin.

Permanent_Brain 17. August 2007

Einen Beitrag von Oscar Wilde zur Weiterentwicklung unserer Zivilisation generell, habe ich auf das Schach angewandt und als Motto meiner Zusammenfassung der Computerschachgeschichte (bis 1997) vorangestellt:

Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien.

http://members.aon.at/computerschach/scomphst/start.htm

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