Zerstörung

Schach ist Metapher geworden: Wenn dem Menschen alles gelungen ist, bleibt nur noch das Werk der eigenen Zerstörung.

Michael Stürmer in der Welt über den Wettkampf Mensch-Maschine. Ich habe selten so einen sinnfreien Artikel gelesen. Ich nehme an, dass ein Taschenrechner auch schneller dividieren kann als ein Mensch. Mühle und Dame sind auch schon gelöst. Vier gewinnt ebenso. Das Abendland steht offenbar kurz vor dem Untergang.

2 Kommentare

Permanent_Brain 9. Dezember 2006

Vielleicht sollte man diesen Artikel auf Kotztüten drucken, um deren Anwendungszweck zu unterstützen. Es ist nie gut, wenn das Schachspiel herangezogen wird, um einen Schwall von Bildungsbürger-Geschwafel hervorquellen zu lassen, das mit dem angeblichen Thema rein gar nichts zu tun hat.

Bekanntlich verlor bereits vor neun Jahren ein Schachweltmeister ein sehr ähnliches Match gegen einen Computer, Kasparow – Deep Blue 1997. Keine Spur davon im Artikel! Dabei war DAS die eigentliche „historische Niederlage“ und das Bonn-Match nur eine Neuauflage.

Direkt schädlich ist die Beschreibung, wie der Verfasser Computerschach versteht: „Ein Programmierer hat Millionen Spiele* analysiert und für jede Konfiguration dem Computer die siegende Kombination eingehaucht.“ Das ist Quatsch, und drückt nur etwas gewählter einen alten Irrglauben Uneingeweihter aus, wonach ein Programmierer dem Computer einfach alle Züge eingegeben habe. Wenn er das so gut könnte, daß das Programm dadurch Kramnik besiegt, wäre er selber Supergroßmeister. Außerdem dürfte entgangen sein, daß es Remispartien gab – von wegen „siegende Kombination…“

*) er meint Partien :-)

Ein Prunkstück: „Türme dienen der Abschreckung wie der Abdeckung, wo es darauf ankommt, Eskalationsdominanz zu haben und zu halten,“ erfährt man weiter vom zweifellos hochgebildeten Autor, der hier leider seine Grenzen nicht erkannte.

Etez 12. Dezember 2006

Ich schließe mich den Vorrednern vollständig an, zumal schon in diesem einen zitierten Satz ein Fehler vorliegt, denn Schach ist keinesfalls zur Metapher geworden.

Eine Metapher ist ein Stilmittel, bei dem eine Wortgruppe im übertragenen Sinne benutzt wird, um so eine Ähnlichkeit herzustellen oder zu versinnbildlichen (Sprachforscher mögen mir verzeihen, diesen Versuch einer Kurzbeschreibung habe ich relativ frei kreiert).

Insofern wäre der Satz „Ich spiele Schach“ inhaltlich dem Satz „Ich zerstöre meine Werk“ irgendwie ähnlich, was meines Erachtens kaum aufrechtzuerhalten ist. Also ist Schach keinesfalls zur Metapher geworden, sondern eher zu einem Beispiel, vielleicht sogar zu einem Symbol dafür.

Jedenfalls kann man an diesem Sätzchen sowie an Prunkstunk erkennen, dass der Autor berauscht von seiner scheinbaren hohen Bildung die Quintessenz vergessen hat, nämlich dass das Geschriebene auch Sinn ergeben soll. Oder man könnte dem Schreiberling auch sprichwörtlich nahelegen, dass er doch bei seinen Leisten bleiben soll.

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