1. Runde: The Oberschoeneweide Files
Wie versprochen ein kleiner Rückblick auf unseren Auswärtskampf bei der TSG Oberschönweide, der schon wegen des Spreeblicks gelohnt hat.
Leider durfte ich mich der allgemeinen Remis-Orgie nicht anschließen, der Mannschaftsleiter hatte mich wegen des Weißbretts und meines überhöhten Ratings zum Spielen verpflichtet. Nach 16. Zügen stand gegen Jens Wiedersich diese Stellung auf dem Brett. Was eben so herauskommt beim Wolga-Gambit: Mehrbauer, Monsterläufer auf g7 und eine gedrückte Stellung. Wer will, darf mal raten, wie es weiterging.
2. Runde: Verpasste Gelegenheit (4)
Ein Schnappschuss aus der zweiten Oberligarunde, in der ich hier mit Schwarz gegen Karsten Graudons (USV Potsdam) seit Ewigkeiten mal wieder eine Partie hätte gewinnen können. Aber es stand 3-3 und Hannes hatte mir versichert, dass er sein Endspiel nach Hause bringen würde – ich war also faul und suchte noch nicht einmal nach einem Sieg. Hannes brauchte dann über hundert Züge …
Wer sieht es?
3. Runde: Verpasste Gelegenheit (5)
Vor dem Spiel gegen Rotation Pankow hatte der Mannschaftsleiter den Kampfplan „Rette sich, wer kann“ ausgegeben, zumal wir auch ersatzgeschwächt auflaufen mussten, wie leicht daran zu erkennen ist, dass ich mitspielen durfte, und sogar am 6. Brett. Eine Gelegenheit, etwas auszuprobieren und tatsächlich erwischte ich Stephan Bruchmann in seinem Caro-Kann auf dem falschen Fuß. Nach 16. Zügen stand diese Stellung auf dem Brett:
Die schwarzen Manöver Dd8-d6-d8 und Sg6-h6-f5 zeigen an, dass etwas schiefgelaufen war. Der schwarze Damenflügel schläft noch und es war klar, dass Weiß jetzt etwas unternehmen muss, bevor der Isolani fühlbar wird. Aktuell droht einfach f7-f6. Doch obwohl ich viel Zeit nahm, um hier nach einer Taktik Ausschau zu halten, kam ich natürlich nicht auf die Computerabwicklung 17.Sexf7! Txf7 18.Txe6!! mit Freilegung der Läuferdiagonalen, sondern spielte
17.Lxd5 exd5
Mit Remisgebot, das ich wegen der unklaren Matchsituation leider ablehnte, anstatt an den Kampfplan zu denken. Es ging weiter mit
18.Sgxf7 Txf7 19.Sxf7 Kxf7 20.Le5 Kg8 21.g4 Sh6 22.h3 Sf7 23.Lxg7 Kxg7 24.Te3 h5
Wegen der schwindenden Bedenkzeit wählte ich eine vereinfachende Abwicklung und hoffte darauf, dass die Motive Turmverdoppelung und schwacher d5 mir genügend Gegenspiel geben würden.
Hier stutzte ich ein bisschen: Kann Schwarz ungestraft die Öffnung seiner Königsstellung anbieten? Ich glaubte ihm und verlor das Endspiel nach
25.Tde1 hxg4 26.hxg4 Dg5 27.Te7 Dxg4+ 28.Dxg4 Lxg4 29.Txb7 Kf6
und der weiße König muss schon aufpassen, hier nicht matt zu werden. Tatsächlich hätte 25.gxh5 Dg5+ 26.Kh2 Dxh5 27.Dxh5 gxh5
wegen der Grundreihenprobleme Weiß gutes Spiel gegeben (Te3-e8 oder Td1-g1-g8) — das hatte ich nicht gesehen.
So kann man sich prima einen ganzen Sonntag verderben.






10 Kommentare
Der Ta1 hängt und sollte ziehen. Ich würde Ta2 wählen, wobei die Fragestellung nahelegt, dass der Weißspieler den Mehrbauern mit Tb1 eingepatzt hat. 1.-Sxa3 2.Ta1 Sc2 3.Txa7 Txa7 4.Sxa7 Sb4 erscheint plausibel, wonach Td1 den Bauern nicht wirklich deckt.
17.Ta2 kam in der Partie, wobei ich mich am meisten damit auseinandergesetzt habe, was gegen das Einsperren mit 17…c4 zu unternehmen wäre. Bei beginnender Zeitnot gefiel mir vor allem, dass Weiß nach 17.Ta2 einen klaren Plan hat — der b-Bauer kann mit Tempo wegziehen (was kleine Geister eben so als Plan ansehen).
Vor der Rückgabe des Mehrbauern mit 17.Tb1 hatte ich dagegen keine Angst, auf 17…Sxa3 gefiel mir 18.bxa3 Lxc3 19.Tb7 ganz gut, deswegen wäre das auch nicht gekommen, wie mein Gegner nach der Partie versicherte. 17.Tb1 wäre wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen, brauchte aber mehr Geduld und, vor allem, Bedenkzeit.
Ist 17.Tb1 Sxa3 18.bxa3 Lxc3 19.Tb7 Sf6 20.d6 Te6 okay für Schwarz? (Auf Lf4 geht Sh5.)
Das geht wahrscheinlich, obwohl 21.Td1 Tae8 22.Le3 dann noch immer minimal besser für Weiß zu sein scheint — 22…Ld4 23.Te7 Txd6 24.Txe8+ Sxe8 25.Sxd4 cxd4 26.Txd4 und ich habe keine Ahnung, ob der Läufer entscheidend besser als der Springer ist.
Auf 21.Td1 hatte ich direkt Ld4 vorgesehen, um nach 22.Sxd4 aus der Fesselung auf der d-Linie Kapital zu schlagen (22.-Txd6). Ich denke, dass am Ende Ausgleich zu Buche steht.
Auf der anderen Seite ist 17.Ta2 c4 durchaus interessant. Ich denke, dass 18.Lf4 noch spielbar ist, denn 18.-Sc5 droht wohl angesichts Sa5 und Sxc4 nicht. Und, wie ging es nun weiter?
Auf 17…c4 hatte ich 18. Sb5 geplant und der Bauer auf c4 ist schwer zu verteidigen.
Deshalb kam 17…a6 und nach 18.b3 Sd4 19.b4 cxb4 20.axb4 Sb6 21.Sxd4 Lxd4 22.Se2 Le5 23.Td1 Tad8 24.d6= war ich ganz froh, dass mein Remisgebot angenommen wurde…
Zu Verpasste Gelegenheit (6): Ehrlich gesagt, kann ich durch Draufsehen erst mal keinen Trick in der Stellung finden – aber funktioniert nicht auch ganz prosaisch der erste Kandidat De6? Dxc5 Dc6+ ist sofort aus, es gibt kein Schach, und nach etwa Db8 a2 ist ein evtl. länglicher, aber sicherer technischer Sieg auf dem Brett (nach ein paar Schachs muss Db2 kommen, dann Df5+ K 2. Reihe Db1, und Weiß hat nur ein paar Racheschachs, da der c-Bauer verbleibt: der sK versteckt sich auf c1, c-Bauer wegen Dc2+ nicht zu nehmen, e3 hindert W am Diagonalschach).
Ich schließe mich OT aka rankzero an, wobei mir der Partiezug (…Db2) auch nicht unlogisch erscheint. Oder gibt es wirklich einen forcierten sprich erzwungenen Weg zum Sieg?
60…De6 war natürlich richtig, aber ich war ganz glücklich, dass nach 60…Db2 gar nichts mehr passieren konnte, weil a3-a2-a1D die lange Diagonale doppelt belegt und Weiß deshalb Dauerschach geben muss. Der Wegzug vom a-Bauern war einfach zu anti-intuitiv für mich, ich hatte auch übersehen, dass ich mit De6, a2, Df5+ und Db1 in manchen Varianten sogar noch ein Tempo gewinne.
Gut, das nächste Mal gebe ich mein Endspiel remis, dann muss der faule Detektiv mal hart arbeiten ;-).