Der König wollte lieber in der Nähe von Bender lagern, als in der Stadt wohnen. Der Seraskier Jussuf Pascha ließ daher ein prächtiges Zelt für ihn aufschlagen; auch alle Herren seines Gefolges erhielten solche Zelte. Einige Zeit später ließ sich der König dort ein Haus bauen, seine Offiziere folgten seinem Beispiele nach und die Soldaten errichteten Baracken, so daß aus dem Lager allmählich eine kleine Stadt wurde. Der König war von seiner Verwundung noch nicht ganz hergestellt; man mußte ihm einen angefressenen Knochen aus dem Fuße ziehen. Sobald er aber wieder zu Pferde steigen konnte, nahm er auch seine gewöhnlichen Strapazen wieder auf, erhob sich mit der Sonne, ritt täglich drei Pferde müde und ließ seine Soldaten exerzieren. Als einzige Unterhaltung spielte er zuweilen Schach und wenn man aus kleinen Dingen den Menschen erkennen kann, so sei hier verraten, daß er bei diesem Spiel immer den König vorangehen ließ; er bediente sich desselben mehr als aller anderen Figuren und verlor deshalb auch alle Partien.
Voltaire: Die Geschichte Karls XII. König von Schweden (1730)