Aufstiegskampf

In der 6. Runde der Landesliga kam es zum vielleicht für den Aufstiegskampf vorentscheidenden Aufeinandertreffen mit dem SC Neukloster. Nachdem deren Vereinschef schon einmal in einem Moment großer Stärke verbal Muskeln gezeigt hatte, war ich auf eine Partie mit Christoph Hornych eingestellt. Doch dazu kam es nicht. Neukloster konnte doch nicht Thomas Luther am Spitzenbrett aufbieten, so dass der nachgemeldete Piotr Dudzinski an das 8. Brett rutschte.

Kalhorn 2094 – Dudzinski 2258
Greifswald, 29.01.2006
D66 Damengambit

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 e6 4.Lg5 Sf6 5.e3 Le7 6.Sc3 Sbd7 7.Tc1 0-0 8.Ld3 dxc4 9.Lxc4 c5

Die Partie begann außerordentlich seltsam. Der Schwarze hatte schon eine halbe Stunde Bedenkzeit investiert, um diese Allerweltsvariante zu spielen und zog nun zum zweiten Mal seinen c-Bauern. Das kannte ich nicht. Der Zug muss natürlich ein Tempoverlust sein, zumal er nichts für die Entwicklung des weißfeldrigen Läufers tut – das einzige Problem, das Schwarz in dieser Variante hat. Trotzdem fand ich keine überzeugende Fortsetzung für Weiß.

10.0-0 cxd4 11.exd4

Die Wettkampfsituation machte es erforderlich, etwas Leben in der Stellung zu lassen, um nötigenfalls einen Gewinnversuch unternehmen zu können. Deshalb leitete ich in diese Isolani-Struktur über, von der ich nicht viel verstehe. 11.Sxd4 Sd5 12.Lxe7 Sxe7 13.Se4 war Shalaev-Cheremin (2000) und sieht systemgerecht aus.

11…a6 12.De2 b5 13.Lb3 Lb7 14.a3?!

Das ist ganz sicher ein Zeitverlust. Ich wollte 14…b4 aus der Stellung nehmen. Besser war sofort 14.Se5 Sb6 (14…b4 15.Sa4 und der Springer kommt nach c5.

15.Se5 Sbd5

15…Dxd4? 16.Tfd1 Dc5 17.Lxf6 Lxf6 18.Sd5+-

16.Tfe1?

Ungenau, aber jetzt war ich schon ziemlich auf den Einschlag auf f7 fixiert.

16…h6?

16…Sxc3 gewinnt einfach einen Bauern, ohne dass Weiß genügend Kompensation bekäme: 17.bxc3 (17.Txc3 Se4 18.Lxe7 Sxc3 19.bxc3 Dxe7) 17…Lxa3 18.Ta1 Le7

17.Lxf6 Lxf6 (D)

17…Sxf6?? 18.Sxf7 Dxd4 (18…Txf7 19.Dxe6; 18…Kxf7 19.Dxe6+ Ke8 20.Lc2 Dd7 21.Lg6+ Kd8 22.Db6+ Dc7 23.Dxc7+ Kxc7 24.Txe7+) 19.Dxe6+-

18.Sxf7!

Während der Partie dachte ich, dass das glatt gewinnt und war etwas unruhig ob der Tatsache, dass Piotr dieses Scheinopfer zulässt.

18…Txf7

18…Kxf7?? 19.Dxe6+ Kg6 20.Lc2+ Kh5 21.Df5+ Lg5 22.Ld1+

19.Dxe6 Lxd4!

Das kam ohne jedes Zögern. Jetzt sah ich es auch.

20.Sxd5

Es gab kein Zurück mehr.

20…Lxf2+ 21.Kh1 Lxe1 22.Se7+

22.Txe1 sieht gut aus, weil Weiß die Qualität auf f7 zurückgewinnen kann, genügt aber nicht zum Gewinn: 22…Lxd5 23.Lxd5 Taa7 24.Tf1 Tae7! Das hält alles zusammen (24…Df8 25.Txf7 Txf7 26.b4 h5 27.h4 verliert dagegen, weil Schwarz in Zugzwang kommt.) 25.Df5 Dd7=; 22.Sf4 De8 23.Tc7 Dxe6 24.Lxe6 schlägt Olaf vor, ich sehe aber auch keinen Gewinn für Weiß nach 24…Kh7 25.Lxf7 Ld2 26.Lg6+ Kh8

22…Kh8 23.Dxf7 Lxg2+!

23…Dd2? sieht verlockend aus, nach 24.Tc2 Lxg2+ 25.Kg1+- fehlt dem Schwarzen aber noch eine Figur zum Mattsetzen.

24.Kxg2 Dd2+ 25.Kf3! (D)

Das war am giftigsten.

25…Dxc1??

Der entscheidende Fehler. Wir waren beide schon in leichter Zeitnot und hatten noch jeweils gute zehn Minuten auf der Uhr. 25…Dd3+ hält mit Dauerschach Remis: 26.Kg2 De2+ 27.Kg1 De3+. Nach 25…Df2+? 26.Ke4 De2+ 27.Kd5 erreicht der weiße König dagegen – wie Olaf gezeigt hat – den schwarzen Damenflügel und stellt sich dort unter. Es ist natürlich vollkommen unklar, wie hier unter Wettkampfbedingungen weiter verfahren worden wäre. Ich hatte nur kontrolliert, dass meine Dame gedeckt ist.

26.Df5!

Dafür brauchte ich noch mindestens fünf Minuten. Ich hatte nur vorausberechnet, dass 26.Sg6+ Kh7 27.Df5 zwar auch Matt droht, aber nach 27…Dc6+ 28.Ld5 Dxg6 29.Dxg6+ Kxg6 30.Lxa8 zu einem hoffentlich haltbaren Endspiel für mich führt. Es kurz vor Ultimo ging mir auf, dass ich die Züge ja auch umkehren kann.

26…Dg5

26…Dc6+ geht ja nicht!

27.Sg6+ Dxg6 28.Dxg6

Jetzt wollte ich nur noch über die Zeit kommen, ohne meine Dame oder einen weiteren Bauern einzubüßen.

28…Ld2 29.Lc2 Kg8 30.Dd3

30.Dh7+ Kf7 31.Df5+ Kg8 32.Dd5+ hätte unmittelbar gewonnen.

30…Tf8+ 31.Ke2 Lg5 32.Dh7+ Kf7 33.Dg6+ Ke7 34.Dxg7+ Tf7 35.De5+ Kf8 36.Db8+ Kg7 37.Db6 Tf6 38.Dd4 Kf8 39.Dd8+ Kg7 40.Dd7+ Kf8 41.Lb3 Tf4 42.Dd6+ Kg7 43.Dxa6 Lh4 44.De6 Tf2+ 45.Ke3 Tg2? 46.Dg8+ 1-0

Damit waren wir 3-2 in Führung gegangen. Ich brauchte eine ganze Weile, um mich vor der Tür wieder zu beruhigen und dem Rest des Kampfes zuschauen zu können.

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Ein Kommentar

Rank zero 6. Juni 2008

In der Variante 22.Sf4 De8 23.Tc7 Dxe6 24.Lxe6 (von mir als += abgeschätzt) hatte ich auf 24…Kh7 eher 25. Txf7 als 25.Lxf7 vor – dann muss Schwarz noch 25….Le4! finden, und auf 26. Sh5 dann 26….Kg6! (alles andere ist Nachteil).

Dann allerdings ist es wirklich Remis, Weiß kann mit 27. Sf4+ die Züge wiederholen: Der Knoten nach 27. Sxg7? Td8 ist besser für Schwarz.

Es gibt aber noch eine kleine giftige Ressource: 27. Txg7+! Kxh5 28. Lg4+ Kh4 29. Ld1! mit Drohung Tg4+ usw.

Einziger 29….h5, und nun holt zwar 30. Te7 die Figur zurück, aber auch der Gewinn des h-Bauern nach 30….Lxg2+ 31. Kxg2 Ld2 32. Te4+ Kg5 33. Te5+ reicht nicht zum Sieg. Aber das += scheint mir gerechtfertigt.

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