Politischen Anspruch beweist man dadurch, daß man offiziell keinen hat
– Mario Tal in der Jungen Welt über die Ausstellung „Schach und Politik“ im Haus der Geschichte Bonn.
Ein Blog über Schach und die Welt
Politischen Anspruch beweist man dadurch, daß man offiziell keinen hat
– Mario Tal in der Jungen Welt über die Ausstellung „Schach und Politik“ im Haus der Geschichte Bonn.
9 Kommentare
Dieser schöne, mehrdeutige und kluge Satz inspirierte mich leider zum Lesen des Artikels, und der erinnerte mich schmerzhaft an langjährige eigene Einäugigkeit (teilweise wider besseren Wissens) hinsichtlich der Ignoranz und Wahrheitsverzerrung in Parteilehrjahr und Politschulung. Wie kommt heute ein junger „Journalist“ zu solch mumienhafter Weltsicht?
Volker Schubert Oberstleutnant a.D.
Ja, das stimmt, der Artikel (und die Zeitung) sind schon ziemlich dogmatisch. Was allerdings auffällt, ist der Umstand, dass in der „linken“ Presse das Thema Schach eine verhältnismäßig große Rolle spielt. Das Neue Deutschland veranstaltet demnächst sogar ein Schachturnier.
Beteiligen wir uns doch an dem Schachturnier! Und beziehen wir unsere Meinung!, also die jeweils eigene. Mir hat doch in der Vergangenheit auch so manches im Bonner Museum nicht gefallen. Zum Beispiel die Darstellung von Bertold Brecht als willfährigen Erfüllungsgehilfen der SED. Und wer da nicht das Flugblatt Brechts nach dem 17. Juni 1953 kennt, als der Schriftstellerverband meinte, die Bevölkerung der DDR müsse das Vertrauen der Regierung zurückgewinnen, und Brecht mit diesem Flugblatt konterte: Ich schlage der Regierung der DDR vor, das Volk abzusetzen und ein neues zu wählen! Jeden anderen hätte das ins Zuchthaus gebracht, aber dass der Brecht das wagte … Meine uneingeschränkte Hochachtung. Geschichte ist niemals so primitiv, wie einige Apologeten, rechts oder links, das meinen.
Das meinte ich.
Und dann wollte wir doch Schach spielen. Wo ist doch egal!
Es ist ein Damenschachturnier, eine Beteiligung scheidet deshalb aus.
Noch einmal 1,5 Jahre später zum Thema „mumienhafte Weltsicht“:
Er selbst sieht das offenbar ganz anders, wie ein jüngstes Interview beweist:
und nimmt dies auch ganz unironisch für sich in Anspruch – zweifellos ein Beispiel geballter unfreiwilliger Komik.
Was sein jüngstes Buch zu Schacholympiaden angeht, so scheinen vor allem fleißig bekannte Historie + Meinungen zusammenkopiert zu sein (das schachliche Verständnis Tals ist ohnehin vernachlässigbar). Große Teile scheinen sich überdies ausgerechnet an den DDR-Historiker Joachim Petzold anzulehnen; mal abgesehen von dessen erklärlicher ideologischer Unausgewogenheit leidet dieser ja an haarsträubender Unkenntnis einfachster historischer Fakten, wie wir im März einmal am Beispiel von Karl Marx vorgeführt haben.
Wahrscheinlich wird noch öfter Gelegenheit bestehen, diesen Eintrag wieder hervorzukramen.
Wer ist Mario Tal?
Jemand, der – einmal von allen Ideologien abgesehen – Donald Byrne in seinem Fischer-Nachruf zum Großmeister gemacht hat.
Hmm … dann könnte es sich um ein Pseudonym von Helmut Wieteck handeln??!