Nach unserem Abstieg aus der Oberliga hatte ich mir für diese Saison in der Verbandsliga vorgenommen, möglichst alle Runden zu spielen und meine Partien auszukämpfen. Aber seht selbst:
1. Runde gegen Arkadiusz Korbal (Torgelow)
Was nützt der beste Eröffnungskurs, wenn man im 6. Zug vergessen hat, wie es weitergeht? Hier war die Gelegenheit, mit dem thematischen 15.Sxd5! cxd5 16.c6 etwas Vorteil zu bekommen. Stattdessen verfiel ich auf 15.Te1? g5! und jetzt war 16.Sxd5 nur noch ein Verzweiflungsopfer, nach dem ich die trostlose Partie noch zwanzig Züge bis zur Aufgabe hinzog. Insgesamt gab es ein 4-4 gegen den größten Staffelkonkurrenten, das Unentschieden schleppten wir bis zum Saisonende mit.
2. Runde gegen Peter Stövesand (Neubrandenburg)
Die ganze Partie auf ein Tor gespielt und vor dem letzten Zug vor der Zeitkontrolle fiel mir auf, dass das geplante und offensichtliche 40.Lxg6! wegen 40…c5+ nicht sofort gewinnt: 41.Txa8 Dd5+ 42.Kh2 Dxa8 43.Lb1 und in der verbleibenden Zeit konnte ich mich nicht entscheiden, wie diese Stellung einzuschätzen ist (sie ist glatt gewonnen, aber jedenfalls kann Weiß das nie verlieren). Leichte Panik setzte ein und nach 41.Ta3? De1 sicherte der Doppelangriff Schwarz ein Endspiel, dass ich frustriert noch lange weiterspielte, um meinem Vorsatz von oben gerecht zu werden.
4. Runde gegen Hans-Jürgen Kliewe (Wismar)
Ich hatte mich gegen sein Londoner System vorbereitet und in angenehmer Stellung sogar ein Remisgebot abgelehnt (Saisonvorsatz!), als ich anfing, am Königsflügel Gespenster zu sehen und im vermeintlichen Mannschaftssinne selbst Remis bot, welches trocken angenommen wurde. Die 24 Züge kosteten mich einen ganzen Sonntag.
5. Runde gegen Dieter Hasselmann (Ludwigslust)
Wir wussten beide, was in dieser Variante zu tun war: Remis nach 19 Zügen. Ich hatte mehr Respekt vor dem weißen Königsangriff als Zutrauen in meinen Minoritätsangriff am Damenflügel.
6. Runde gegen Timo Greinert (Torgelow II)
In diesem Slawisch-Hybrid konnte ich mein Lieblingsmanöver e2-e4-e5 spielen, um anschließend festzustellen, dass der schwarze Springer auf d5 ein Monster wird. Hier war ich froh, mich nach dem schwarzen Remisgebot nicht entscheiden zu müssen, ob 21.exf6 Pflicht ist oder nicht. Ich kann wirklich nichts mehr gewinnen.
8. Runde gegen Illya Markovych (Makkabi Rostock)
Immerhin war mein Kampfgeist zurück. Ich stand fast die ganze Partie über klar besser, aber die schwarze Verteidigung war verbissen. Hier hatte ich den richtigen Plan, die Türme auf der b-Linie zu verdoppeln, aber 35.Td3 Sc7 36.Sxc7 Kxc7 37.Sd5+ Kc8 38.Tdb3 Lxf2+ 39.Kh1 Tgg7! gewann wie durch ein Wunder nicht. Es wäre Zeit für 35.Sf5! gewesen. 35…Txf5 verliert wegen der Gabel 36.Se7+ und weil Schwarz wegen dieser Drohung e7 ohnehin überdecken muss, komme ich dazu, den Läufer zu schlagen: 35…Te6 36.Sxd4 cxd4 und wahlweise 37.Tdb2 oder 37.Txd4 mit einer gewonnenen Stellung.
In der 7. und 9. Runde gewann ich kampflos, die höchste Spielklasse in Mecklenburg-Vorpommern ist inzwischen leider sehr löchrig geworden. Meine Mannschaft hat den Aufstieg geschafft, am Ende blieben wir mit unserem Erstrundengegner punktgleich bei besseren Brettpunkten. In der neuen Saison geht es als krasser Außenseiter in die neue Oberliga Nord Nord.