In Chanty-Mansijsk findet gerade der Weltcup statt, dessen Gewinner (wahrscheinlich) am nächsten WM-Kandidatenturnier teilnehmen darf. Die Finalisten der letzten Ausgabe, Schirow und Kamsky, sind bereits ausgeschieden. Beim Weltcup handelt es sich um ein merkwürdiges Knockout-Format, in dem die Entscheidungen regelmäßig erst in den Schnell- oder gar Blitzpartien fallen. Zuvor werden zwei reguläre Partein gespielt, etwas euphemistisch Mini-Match genannt. Eigentlich ganz übersichtlich, wenn man die erste Partie verloren hat, muss man die zweite Partie gewinnen, um ins Stechen zu kommen.
Der 21-jährige Viktor Laznicka hatte seine Weißpartie gegen Shakhriyar Mamedyarov verloren. Die zweite Partie verlief heute wie folgt:
1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.e3 e6 5.Lxc4 a6 6.a4 c5 7.0-0 Sc6 8.Sc3 Le7 9.De2 cxd4 10.Td1 e5 11.exd4 exd4 12.Sxd4 Sxd4 13.De5
r1bqk2r/1p2bppp/p4n2/4Q3/P1Bn4/2N5/1P3PPP/R1BR2K1 b kq – 0 13
Soweit alles Theorie. Hier nahm der Tscheche das Remisgebot von Weiß an. Vielleicht musste er ja sein Flugzeug bekommen.
2 Kommentare
Allerdings muss man zu seiner Ehrenrettung sagen, dass nach 13. … Dd6 die Stellung leicht besser für Weiß ist und das resultierende Endspiel nicht besonders komplex. Nach dem Zeitverbrauch ist meine Einschätzung, dass Laznicka unbeabsichtigt in diese Variante geriet und auf diesem ungeplanten Terrain einfach keine Perspektiven mehr sah.
Aus dem Schachzoo:
(nach 11…exd4)
„An sich ist die Position quasi ein Tummelplatz für Remisschieber, die nach 12.Sxd4 Sxd4 13.De5 Dd6 14. Dxd6 (oder 14.Dxd4) Lxd6 15.Txd4 sich schon getrost die Hände geben können. Aus schwarzer Sicht ist das Szenario im Vorfeld leider nicht adäquat zu verhindern, wenn man nicht bereit ist, bestimmte Konzessionen einzugehen.“
Einfach keine geeignete Eröffnngswahl, wenn man unbedingt gewinnen muss.