„Michail Tal kommt im September zum UZ-Pressefest nach Düsseldorf. “ Diese Nachricht ließ mich 1975 am Tisch meiner WG aufjauchzen. Mein Vorbild, dessen Partien ich jahrelang feinsäuberlich gesammelt und mehrmals staunend nachgespielt hatte, schickte sich an, nach Düsseldorf zu kommen, um dort zwei Simultanveranstaltungen auf den Rheinwiesen zu geben. Meine linkslastigen Freunde, die mich bei Bedarf jederzeit in die Ecke drängen konnten, in dem sie meine Klötzchenschieberei als „kapitalistisches Kriegsspiel“ brandmarkten, nahmen diese Zeitungsnachricht gelassen zur Kenntnis. Für sie war das angekündigte Erscheinen von den Politbarden Degenhardt, Kittner und Wader natürlich wesentlich interessanter. Dennoch, die Aussicht mit ihnen gemeinsam das große Fest zu besuchen (jeder auf seine Art) unter dem großen Banner des Sozialismus, das hatte seinen linksromantischen Charme. 40 Amateure säumten die Tische in dem großen Schachzelt jenseits des Rheins. Da ich mich als erster angemeldet hatte, saß ich an „Brett 1“, d.h. am ersten Tisch der Manege.
Der Schachneurotiker hat Michael Tal besiegt!