Spela schack mot döden (5)

Der Ritter hebt sein Schachspiel auf und trägt es fort zum Strand. Dort ist es still und öde – das Meer ist regungslos.

DER TOD
Ich habe gewartet.
DER RITTER
Verzeihung. Ich wurde ein wenig aufgehalten. Weil ich dir meinen Plan verraten habe, trete ich den Rückzug an. Bitte, du bist am Zug.
DER TOD
Warum siehst du so vergnügt aus?
DER RITTER
Das ist mein Geheimnis.
DER TOD
Selbstverständlich. Jetzt schlage ich deinen Springer.
DER RITTER
Das tatest du recht.
DER TOD
Hast du mich betrogen?
DER RITTER
Gewiss. Du gingst in die Falle. Ich biete dir Schach.
DER TOD
Worüber lachst du?
DER RITTER
Kümmere dich nicht um mein Lachen. Rette lieber deinen König.
DER TOD
Du bist ziemlich übermütig.
DER RITTER
Unser Spiel amüsiert mich.
DER TOD
Du bist am Zug. Beeile dich. Ich habe es ein bisschen eilig.
DER RITTER
Ich verstehe, dass du viel zu besorgen hast, aber unserem Spiel entkommst du nicht. Das darf seine Zeit brauchen.

Der Tod will ihm antworten, erhebt sich aber und beugt sich über das Brett. Der Ritter lächelt ein wenig.

DER TOD
Du hast das Gauklerpaar in der Nacht durch den Wald begleitet. Haben die beiden, die Jof und Mia heißen, einen Sohn?
DER RITTER
Warum fragst du?
DER TOD
Ach nichts.

Das Lächeln des Ritters erlischt. Der Tod betrachtet ihn höhnisch.

Ingmar Bergman: Det sjunde inseglet (1957)

5 Kommentare

admin 20. Dezember 2006

Schön, so aufmerksame Leser wie dich zu haben. Teil 4 ist etwas länger (die Szene in der Kirche – Teil 5 nimmt darauf schon Bezug) und braucht mehr Zeit für die Ãœbersetzung.

Meister O 20. Dezember 2006

Huch, wo ist denn Teil 4 geblieben?

Meister O 20. Dezember 2006

Ich hatte schon Angst, Du würdest den „Tod als Beichtvater“ aus Angst vor Blasphemieklagen der pommerschen Landeskirche auslassen ;-)

Um die Arbeit noch etwas zu erschweren, stelle ich hiermit die bedeutungsschwere Frage, ob man an der Stelle mit der Kombination lieber „Läufer“ oder „Alfil“ übersetzen sollte. Immerhin müssen die beiden ja noch nach den alten arabischen Regeln spielen.

Beim Heimkinoabend zum letzten Berlinbesuch Deines Mitredakteurs habe ich diesen Film (trotz dreier anwesender Schachspieler) ja leider nicht durchsetzen können, sonst könnte er Dir jetzt helfen.

admin 20. Dezember 2006

Die Pommersche Kirche hat die Beichtstühle ja schon vor einigen Jahren aus den Kirchen geworfen, da ist nichts zu befürchten. Im Manuskript steht jedenfalls „löparen“, das ist bestimmt der Läufer. Vielleicht hat Bergman schachhistorisch etwas ungenau gearbeit.

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