Gastbeitrag von Sven-Hendrik Loßin
Problemschach scheint eine echte Risikosportart zu sein, vor allem für die Altersklasse Anfang 50 bis Anfang 60. Drei Problemisten gab es in den letzten Wochen und Monaten zu betrauern. Schwer für die gesamte Problemwelt wiegen der Verlust von Denis Blondel und Milan Velimirovic, da diese nicht nur kompositorisch, sondern auch im Hintergrund tätig waren. Blondel betreute mit großem persönlichen Einsatz die Erstellung der FIDE-Jahrbücher, Milan Velimirovic hatte gar seinen Beruf als Programmierer aufgegeben, um sein Leben ganz dem Problemschach zu widmen. Seine Seite MatPlus.Net ist das größte Diskussionsforum der Problemwelt, außerdem hatte er jüngst das Standardwerk des Problemschachs veröffentlich, die Encyclopedia of Chess Problems.
Dan Meinking, der Dritte im Bunde, war hingegen im Wesentlichen ein produktiver Komponist. Überwiegend war er im Hilfsmattgenre und im Retrobereich unterwegs. Er hatte allerdings auch eine besondere Schwäche für Paradenserienzüger. Was das ist? Nun, der Serienzüger wurde hier ja schon mehrfach gezeigt. Eine Partei führt hintereinander Züge aus und erfüllt im letzten Zug das Ziel. Der Paradenserienzüger hat folgende Besonderheit: Die andere Partei darf mitmachen, und zwar immer genau dann, wenn ihr König im Schach steht. Nach dem Motto aus dem Kindertraining: Schach muss bedient werden. Dies erhöht meines Erachtens den Schwierigkeitsgrad gegenüber normalen Serienzügern, aber lässt auch interessante neue Motive zu.
Ich habe mal ein recht einfaches Stück von Meinking herausgesucht.
Die Forderung sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen: Paradenserienzughilfspatt in acht Zügen. Was bedeutet das? Weiß zieht und setzt im achten Zug den schwarzen Spieler patt. Schwarz darf und muss dann und nur dann gegen ziehen, wenn er im Schach steht. Beim Bauen der Pattstellung kooperieren beide Parteien.
Viel Spaß beim Lösen! Antworten bitte als Kommentar.
Nachtrag (05.03.2013): Wir schließen gleich noch einen Paradenserienzüger von Dan Meinking an. Wiederum nicht allzu schwer.
Matt in drei Zügen, wenn Schwarz nur ziehen kann, wenn er im Schach steht. Antworten bitte als Kommentar.


15 Kommentare
Ka1 – h3 mittels Hyperspace oder Wurmloch wäre vielleicht eine Idee.
Komisch, da hat man hier schon den goldenen Tipp und trotzdem kommt die Lösung nicht. Das Wurmloch ist hier die Forderung. Man muss natürlich öfters mal Schach geben, um dem schwarzen König Beine zu machen, sonst darf er sich ja nicht bewegen.
Hier hat sich über viele Jahre ja eine Löserkultur herausgebildet, in der die Lösung nicht verraten, sondern nur angedeutet wird ;-) Insofern – können wir fortsetzen?!
1. Sc2+ Kb1 2. Sd2+ Kc1 3. Sb3+ Kd1 4. Se3+ Ke1
5. Sc2+ Kf1 6. Sd2+ Kg2 7. Se3+ Kh3 8. Sdf1 und patt.
So, wir können fortsetzen.
Sieht gut aus, danke HL!
Hier wurde die Paradenserienzügerforderung vor allem dafür genutzt, die Menge der Lösungen, die sich im normalen Hilfsspiel ergeben würde, auf eine einzige einzuschränken. Aber das ist nur eine Facette, die man mit dieser Forderung verwirklichen kann.
Die Lösung war in der Tat nicht allzu schwer, da a1->h3 sieben Schritte verlangt und es schon im achten Zug Patt sein soll, das schränkte die Zugkandidaten doch sehr ein.
Zusatzaufgabe: Patt in 9, ebenfalls Serienzüger ;-).
@HL: Sofern es auch ein Paradenserienzüger ist, ist das einfach. 1.K~ 2. (hier Deine Lösung eintragen). Den weißen Königszug kann man natürlich an jeder Zählstelle einfügen. Vielleicht gibt es auch noch Nebenlösungen.
HL meinte wohl eher den stark dualistischen Serienzüger 1.Kh6 2. Kh5 3. Kxh4 4. Kg3 5.Kxf2 6.Sd1 7. Sc3 8. Sd2 9.Sc4.
Zum Nachtrag: Ich nehme an, dass im Paradenserienzüger ein Schach im ersten Zug weniger verpönt ist als bei orthodoxen Aufgaben, da ja nur so Varianten unterzubringen sind.
Sehe ich auch so. Nach 1.Dg3+ hat der sK drei Felder:
1.- Kd4 2.De1 3.Da1#
1.- Kf5 2.Lf1 3.Lh3#
1.- Ke6 2.Dc7 3.Lc8#
@rankzero: Im Gegenteil. Ich finde es durchaus erstaunlich, dass es kein Matt in 3 ohne Schachs gibt, aber auf die drei Königsfluchten jeweils eindeutige zweizügige Matts vorliegen.
Im orthodoxen Paradenserienzüger muss man meines Erachtens erstmal einen Grund erfinden, warum Weiß überhaupt Schach bieten sollte, vor allem, wenn Schwarz mehrere Paraden zur Verfügung stehen. Denn dann müssen alle diese Paraden eine Schädigung für Schwarz herbeiführen, die ohne das Schach nicht darstellbar wäre.
Die Schädigungseffekte sind hier natürlich ziemlich profan in der Verschlechterung der schwarzen Königsstellung begründet, aber als Dreifachsetzung ist auch das eine beachtliche konstruktive Leistung.
„Orthodoxer Paradenserienzüger“ – ist das nicht „contradictio in adiecto“? Oder bezeichnet man jede Art von Problem als orthodox, das keine Grashüpfer, Nachtreiter oder sonstige Märchenschachfiguren hat? (Ich dachte bis jetzt, orthodox sei nur Matt, Hilfsmatt oder Selbstmatt in n sowie Studien.)
Nicht zu vergessen die bekannten orthodoxen Strumpfbauernprobleme :-) – aber, ja, ich hatte den Begriff oben auch in diesem Sinne gebraucht.
Bei einigen Problemisten trifft man bei dieser Frage einen neuralgischen Punkt. In der Praxis werden hier oftmals Dinge vermischt. Die Schwalbe teilt sich in folgende Kategorien auf: 2-Züger, 3-Züger, Mehrzüger, Studien, Selbstmatt, Hilfsmatt, Märchenschach, Retro und Schachmathematik/Sonstiges. Die ersten sechs Kategorien richten sich nach der Forderung/Stipulation, während es nachher um Bedingungen oder Aufgabenarten geht. Die Serienzüger werden regelmäßig unter die Märchenprobleme einsortiert, auch wenn es sich dabei um eine Stipulation handelt.
Für unser Thema „orthodox“: darunter habe ich einfach mal alle Probleme subsummiert, bei denen Weiß ein schwarzes Matt erzwingen muss. Ich denke, dass viele Problemisten nur die ersten drei Kategorien verstehen und daher Dein Einwurf berechtigt ist, MiBu. Vielleicht wäre „Direktspiel“ der bessere Terminus gewesen.