Plötzlich Hilfsmatt

Seit einiger Zeit habe ich meine Wettkampfpraxis weitgehend ins Internet verlegt. Auf Lichess wird die sehr empfehlenswerte Lichess4545 League veranstaltet. Gespielt wird mit 45 Minuten plus 45 Sekunden Inkrement. Da Aufschreiben und Uhrdrücken entfallen, nähert sich die Bedenkzeit schon dem Normalschach an und können ganz sinnvolle Partien entstehen. Normalerweise leidet Internetschach mit längerer Bedenkzeit an Cheatern, aber eine Mischung aus Lichess-Algorithmus und interner sozialer Kontrolle durch die eigene Mannschaft sorgte bisher dafür, dass mir dieses Phänomen noch nicht begegnet ist.

Meine Mannschaft heißt passenderweise Patzer’s Delight. Wir blenden uns in den Kampf gegen Catcher in the Ruy Lopez ein. Es steht 3.5 zu 3.5, am 8. Brett haben wir Weiß und es sieht doch gar nicht so schlecht aus:

Meine größte Sorge war jetzt, dass es der Schwarze schafft, seinen Springer für beide weißen Bauern herzugeben und Schachfreund kampsun das Mattsetzen mit Springer und Läufer nicht beherrscht (so geht es mir jedenfalls). Stattdessen folgte

68.Kh7? Kf7 69.Kh8? Sg4 70.h7??

WTF? Was will der weiße König da? Noch war Zeit für eine Umkehr in Reue.

70…Se5

Jetzt ist es schon Remis. Sobald der Läufer die Kontrolle über f8 aufgibt, folgt Kf8 mit der Drohung Sf7#. Stattdessen kam

71.Se6?? Sg6#

Ich muss jetzt erstmal an die frische Luft, schrieb kampsun anschließend in unseren Mannschafts-Chat. So ging es uns allen.

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