Kontrollverlust

Im direkten Duell am Brett in der letzten Runde zwischen Thomas Henrichs und unserem ehemaligen Mitglied Dr. Thomas Schunk (Elberfelder Schachgesellschaft 1851) verlor unser Vereinsmitglied und Spitzenspieler Henrichs nach bereits vorangegangen verbalen Attacken die Kontrolle über sich selbst und ohrfeigte SF Schunk heftig. Nachdem die umstehenden Hanseaten und Gäste die Situation zunächst zu deeskalieren vermochten, kam es kurze Zeit später zu einem erneuten Aufeinandertreffen der beiden Schachfreunde anlässlich der Siegerehrung. Ein erneuter Wortwechsel, dessen genaue Motivation, Intention und Verlauf sich letztlich nicht mehr aufklären lässt, gipfelte darin, dass Thomas Henrichs unseren lieben Gast Dr. Thomas Schunk anspuckte und dabei seine Brille besudelte.

Das Weihnachtsblitzturnier bei Hansa Dortmund war leider nicht besonders gelungen. Der Verein macht eine beherzte Öffentlichkeitsarbeit.

16 Kommentare

ElNino 8. Januar 2009

Ich würde den Beteiligten einige Runden ‚Schachboxen‘ empfehlen…Oder wird Schach doch noch eine „Sport“-Art?! incl. der üblichen Ausschreitungen?

SHL 8. Januar 2009

Wer glaubt, es würde sich hierbei um klassentiefe Spieler handeln, irrt! Henrichs ist IM(!) und Dr. Schunk hätte wohl auch beim GSV einen Stammplatz in der ersten…

Gut, dass Hansa da nichts beschönigt.

Gruß, SHL

Krennwurzn 8. Januar 2009

Ah – nur spielstarke Spieler haben die Lizenz zum Prügeln??

Permanent Brain 8. Januar 2009

Dankeschön; habe herzlich lachen müssen. Es ist erfreulich, daß es beim Schach mitunter starke Emotionen gibt. Leider sind nicht alle positiver Natur. Sicherheitshalber spiele ich nur via Internet. :-)

Nordlicht_70 9. Januar 2009

Oh Mann, was es nicht alles gibt. Ein Urteil darüber steht mir ja nicht zu, da ja keine Hintergrundinfos zu erfahren sind. Ich hoffe aber, so etwas nie live erleben zu müssen. Mich ärgert es ja schon, wenn jemand, der gegen mich verliert, mir nur widerwillig (oder gar nicht) die Hand reicht, seine Figuren aufs Brett wirft und wortlos verschwindet – als wenn andere Schuld sind, wenn man schlechte(re) Züge macht (als der Gegner).
Meine Achtung gilt den Verantworlichen bei Hansa Dortmund, die das nicht stillschweigend unter den Teppich kehren, sondern sich in aller Öffentlichkeit für den Ausraster eines Mitglieds entschuldigen und auch vor Sanktionen gegen einen IM nicht zurückschrecken.

Um die derzeitige Dopingdiskussion auch hier hineinzutragen – vielleicht hätte man beide Spieler auf verbotene Aufputschmittel testen sollen…. ;-)

Augenzeuge 11. Januar 2009

Prügelerlaubnis dank IM-Bonus – Täter wird geschützt

„Gut, dass Hansa da nichts beschönigt.“

Diese Vermutung ist leider falsch. Als Anwesender kann ich sagen, dass alles noch viel schlimmer war, das Ausmaß der Brutalität war schockierend. Der Artikel auf der Homepage von Hansa Dortmund ist sehr schmeichelhaft für Henrichs verfasst, der sturzbetrunken der alleinige Agressor und Provokateur war, und lässt für den ahnungslosen Leser eine gewisse Mitschuld Schunks vermuten, die es nicht gab. Auch eine Reihe von Vereinskollegen, die sich mit dem Täter (nicht etwa mit dem Opfer) Henrichs solidarisch erklärten, sich freuten, und Schunk sogar noch weiter beleidigten, werden nicht erwähnt. Die Strafe, die Henrichs von seinem Verein zu erwarten hat, ist ein schlechter Witz und hat lediglich symbolischen Charakter. Die Verantwortlichen des Vereins sehen sich wohl eher zähneknirschend gezwungen, sich zu dieser Peinlichkeit zu äußern, man fürchtet um den angekratzten Ruf. Da ist eine gute Portion Heuchelei dabei. Ohne den Bonus des besten Spielers wäre ein Anderer bei vergleichbarem Verhalten sicherlich direkt aus dem Verein geworfen worden. Wie wurde bisher mit prügelnden Schachspielern umgegangen? Gibt es dazu Präzedenzfälle?

Stefan 11. Januar 2009

Ich weiß nicht, ob es Präzendenzfälle gibt. Generell wäre ich aber immer geneigt, bei einer Entscheidung über eine Sanktion das Verhalten des Betreffenden danach zu berücksichtigen. Hat er sich entschuldigt? Wurde die Entschuldigung angenommen?

Ansonsten ist der Schaden kaum abzuschätzen, gerade wenn man bedenkt, dass es ja auch Eltern gibt, die ihre Kinder zum Schach schicken und sicher andere (falsche?) Erwartungen an den Umgangston in einem Schachverein haben.

kleineme 12. Januar 2009

bereits am 22.12.08 gab es dazu einen Bericht von Dr. Thomas Schunk auf der Seite der Elberfelder SG

Permanent Brain 12. Januar 2009

Eine Frage die sich dem Außenstehenden aufdrängt: Was war für die Auswahl gerade dieses Opfers maßgeblich? Das soll bzw. muß keineswegs bedeuten, daß irgend etwas solche Entgleisungen ganz oder teilweise rechtfertigt! Aber etwaiger Alkoholeinfluß erklärt das m.E. nicht vollständig, sodaß man unwillkürlich eine „Vorgeschichte“ in Betracht zieht. Das könnte alles mögliche gewesen sein. Oder es könnte tatsächlich aus heiterem Himmel gekommen sein, obgleich dies unwahrscheinlich klingt.

Der Verein Hansa Dortmund sollte seine „internen Sanktionen“ öffentlich klar darstellen. Ein halber Satz mit einer interpretationsbedürftigen Andeutung ist hier zu wenig für eine ordentiche Information an die Öffentlichkeit. So etwas sollte man entweder genau sagen oder gar nicht.

Den Berichten zufolge hatten von zahlreichen anwesenden Schachspielern nur wenige, und erst spät, die Cojones einzugreifen und „halbwegs“ irgendetwas zu unternehmen. Warum überrascht mich das nicht? :-)

SHL 13. Januar 2009

@Augenzeuge: Also wenn ich die Berichte von Hansa und Elberfeld nebeneinanderlege, habe ich weiterhin nicht das Gefühl, dass etwas beschönigt wird. Dass der Mensch von Hansa etwas nüchterner formuliert, ist schon klar.

@PermanentBrain: Wer mal kleinster in einer Schulklasse war, der weiß, wie die Opferauswahl funktioniert: Es ist z.B. oftmals der Typ „wehrloser Streber“, der hierfür genommen wird. Ich glaube nicht an eine Vorgeschichte.

Interessant bleibt weiterhin, welche vereinsinternen, zivil- und strafrechtlichen Folgen dieser Zwischenfall haben wird.

Stefan 13. Januar 2009

Am Wochenende ist ja Spieltag in der 2. Bundesliga, dann werden wir sehen, wie der Verein reagiert. Inzwischen ist auch die Entschuldigung vom 07.01.09 veröffentlicht.

@SHL: Einen Unterschied sehe ich schon, Dortmund berichtet über einen Einzelnen, Elberfeld auch über das Verhalten von weiteren Anwesenden.

Stefan 19. Januar 2009

Thomas Henrichs durfte spielen. Jetzt würde mich doch mal interessieren, welche Sanktion der Verein verhängt hat.

SHL 19. Januar 2009

Offensichtlich hatte der Verein keine Lust, sich selbst zu bestrafen ;o)
Mal schauen, was noch passiert.

Nordlicht_70 19. Januar 2009

Henrichs hat auch im Deutschen Pokal gespielt, obwohl sie dem Ergebnis nach hier ein Aussetzen hätten verschmerzen können.
Die Sanktionen werden sich anscheinend doch darauf beschränken, dass Henrichs das nächste Weihnachtsturnier nicht mitspielen darf – oder er dann nur max. ein Bier pro Partie(!!) trinken darf? ;-)

sometimesdrunk 24. Januar 2009

Zum Thema Präzedenzfälle:

In einem Punktspiel der Hessenliga hatte der Spieler Markus D. von Sfr. S. seinen Kontrahenten M. zunächst beleidigt und dann gewürgt (Schwitzkasten), weil M das Läuferendspiel mit Mehrbauer trotz mehrerer Remisangebote von D auf Gewinn kneten wollte. Die Beleidigung lautete „Das ist totremis, Du fettes Schwein !“
Der Hessische Schachverband verhängte eine 12monatige Sperre für D., die für alle offiziellen Einzel- und Mannschaftswettbewerbe des DSB gültig ist.

Bei Thomas Henrichs ist das Sperren vermutlich schwierig auszusprechen, da dessen Entgleisung bei einem Privatturnier stattgefunden hatte. Andererseits ist sein guter (?!)Ruf dahin, zusätzlich dürfte zivll- und strafrechtlich Einiges auf ihn zukommen.

Schlechtspüler 3. Februar 2009

Die schwerwiegendste Sanktion ist jedenfalls, wenn er das nächste Weihnachtsblitzturnier nicht mitspielen dürfte.

Ob man bei einem solchen „Kavaliersdelikt“ – zumal unter der enthemmenden Wirkung von Bier – zu solch drakonischen Strafen greifen sollte, müssen andere entscheiden.

Der Verein Hansa Dortmund hat umgehend das Verhalten seines Spitzenspielers auf das Schärfste missbilligt und sich hinter den „lieben Gast“ Thomas Schunk gestellt.

Zudem hat auch Thomas Henrichs sein Bedauern ausgedrückt und betont, dass er Herrn Schunk außerhalb des Schachbretts nicht mehr angreifen wird.

Als Nichtbetroffener klingt das für mich alles sehr glaubwürdig und aufrichtig. Als Thomas Schunk würde ich darüber aber ganz anders denken.

Alles hat eben seine 2 Seiten.

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