Am Beginn einer Serie über das Breyer-Gambit soll eine romantische Partie aus dem letzten Jahrhundert stehen, die zwar keine große theoretische Bedeutung, aber einen hohen Unterhaltungswert hat. Gespielt wurde sie zwischen Rudolf Spielmann und dem Dänen Jörgen Möller beim Turnier in Göteborg 1920. Turniersieger wurde Reti vor Rubinstein und Bogoljubow, die hiesigen Akteure kamen auf den hinteren Plätzen ein.
Spielmann – Möller
C33 Königsgambit
Göteborg 1920
1.e4 e5 2.f4 exf4 3.Df3 Sc6 4.c3 Sf6 5.d4 d5 6.e5 Se4 7.Lb5
Gewiss nicht die beste Fortsetzung. 7.Lxf4 Le7 8.Ld3 f5 9.exf6 Sxf6 10.Se2 ist heutzutage eine Art Hauptvariante.
7…Dh4+ 8.Kf1 g5
Mit 8…Lg4 konnte Schwarz hier direkt in Vorteil kommen. Der weiße Figurenklumpen am Königsflügel wirkt hilflos, zumal Schwarz häufig noch mit 0-0 und f6 nachlegen kann. 9.Dxf4 Le7 10.g3 (10.Sh3 wäre etwas besser) 10…Lh3+ 11.Sxh3 Dxh3+ 12.Kg1 Lg5
9.Sd2 Lg4
Naheliegend, Spielmann muss das folgende Damenopfer also schon bei seinem 9. Zug erwogen haben. 9…Lf5 ist die Empfehlung von Keres, nach 10.Ld3 (was sonst?) 10…Sg3+ 11.hxg3 Lxd3+ 12.Dxd3 Dxh1 13.gxf4 kann man bei gutem Willen von weißer Kompensation für die Qualität sprechen.
10.Sxe4 Lxf3 11.Sxf3 Dh6 12.Sf6+ Kd8 13.h4 Le7
Einstweilen war vom schwarzen Materialvorteil nicht viel zu spüren. Weiß will jetzt den Läufer c1 und den Turm h1 ins Spiel bringen. Deshalb hätte Schwarz vielleicht lieber mit 13…g4 14.Sxg4 De6 15.Sf6 Lh6 die g- und h-Linie geschlossen gehalten.
14.Sxg5 Dg6 15.Sxd5 Lxg5 16.hxg5 Dc2
Will Unruhe stiften.
17.Le2 Se7 18.Sxf4 c5 19.Th3 cxd4
Übersieht den nächsten Zug. Besser geschah 19…Df5, um die Dame aus dem Gefahrenbereich zu entfernen.
20.Td3 Kd7
Die Dame war verloren. 20…Tc8 21.Ld1 Dxd3+ 22.Sxd3 dxc3 hätte wenigstens noch einen Bauern mitgenommen.
21.Ld1 Dxd3+ 22.Sxd3 dxc3 23.bxc3 Thd8 24.Le2 Sf5 25.Lf4 Kc7 26.Tb1 b6 27.e6+ Kc8 28.Se5
28.Sc5 war noch stärker, weil der Bauer e6 gedeckt bliebe. Die Mattdrohung war aber demoralisierend genug – Schwarz gab auf. Eine beeindruckende Leistung Spielmanns.
1-0