In der 2. Runde in der Oberliga holten wir bei König Tegel II überraschend beide Punkte (tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, dass wir gegen Tegel II, die quasi das Grundinventar der Oberliga Nordost darstellen, überhaupt schon einmal etwas geholt haben). Die Gastgeber richteten mit ihrer ersten Mannschaft zugleich eine Bundesligarunde aus, wir spielten deshalb nicht in ihren Stammlokal, sondern mit uralten kleinen Figuren auf Kunststoffbrettern in der Lobby einer privaten Universität. Es war etwas zugig, weil die Tür ständig aufstand, durch die die Bundesliga ab und zu zu den Toiletten eilten, als deren Vorraum sich unsere Spielstätte erwies. Immerhin benutzte niemand die Getränkeautomaten, die neben den Brettern vor sich hinbrummten.
Die einzige Aufregung in meiner Partie war eine missglückte Reklamation von Zugwiederholung durch meinen Gegner, die mir zwei Minuten zusätzliche Bedenkzeit einbrachte. Vor den Zeitkontrolle hatten wir eine Weile hin- und hergezogen, um abzuwarten, wie die anderen Partien laufen würde. Ich hatte aber darauf geachtet, dass nicht dreimal dieselbe Stellung mit derselben Seite am Zug entstanden war.
Nachdem sich der Rauch an den anderen Brettern verzogen hatte, war ich sehr froh, als Max mir hier sagte, dass ein Remis okay wäre. Schwarz steht natürlich mit dem Freibauern auf d4 besser, aber Weiß hat keine weiteren Schwächen und Schwarz müsste Risiken eingehen, um auf Gewinn zu spielen. Ich versuchte trotzdem noch pro forma den einzigen Hebel 42…f6 43.Dd1 Kh6 44.Dd2+ g5, um Kampfgeist zu simulieren und am Königsflügel eine Linie für meinen Turm zu öffnen, aber der Weiße hielt mit 45.f3 De5 46.Kf2 Kg6 richtig dagegen. Ich bot schnell Remis, bevor es wirklich spannend wurde, was sofort angenommen wurde.
Es wurde dann eine sehr fröhliche Rückfahrt.
3 Kommentare
Der Bundesliga-Ergebnisdienst hat ein besseres Gedächtnis und weiß zu berichten, dass du meistens sogar mit dabei warst – und natürlich gab es da auch einmal einen Beitrag auf rankzero (http://rankzero.de/?p=4246).
Ah danke, ich hatte gehofft, dass es Anlass für einen solchen Kommentar gibt (und war zu faul zum Nachsehen).
Die verlinkte Partie ist inzwischen Teil der Vereinslegende geworden, die bei jedem Erzählen weiter ausgeschmückt wird.
Es gab sogar hier auf den Schachblättern (http://schachblaetter.de/abstiegskampf/21-03-2007/) mal einen Beitrag zu einem (anderen) 4:4 zwischen Greifswald und Tegel II.