Tischchen

In Manneshöhe lief eine Vertäfelung um den ganzen Sockel herum, die Wände darüber waren aber nicht einfach weiß getüncht und allenfalls durch ein Kruzifix oder das Bild der Schutzpatronin belebt, sondern mit farbigen Malereien geschmückt, die nicht nur die eine glatte Längswand, sondern auch die Zwischenräume der vier hohen Fenster gegenüber reizvoll dekorierten. In der hinteren Schmalwand war eine Tür, zu deren Seiten links ein riesiger grüner Kachelofen, rechts ein großer Anrichttisch stand. Ein paar breite Ruhebänke, mit braunem Leder überzogen, standen an der Fensterwand, kleine Schach- und Rauchtischchen davor, und der weite Saal war, wie es die frühe Jahreszeit erforderte, behaglich durchwärmt. Gerade in der Mitte aber, unter einer dreiarmigen Hängelampe, die jetzt schon angezündet war, obwohl die volle Abendglut durch die Fenster hereinfiel, stand der Eßtisch, sauber gedeckt, je drei Stühle an jeder der länglichen Seiten, am oberen Ende ein siebenter etwas bequemerer Sessel, zu dem der Prior den Gast geleitete.

Paul Heyse: Gegen den Strom (1907)

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