Believe I buy a graveyard of my own

PJ war einer der Zocker, die tagaus, tagein an diesen Tischen saßen und mit jedem um zehn Dollar spielten. Schwabbelig, weiß, um die sechzig, dicke Brille, mit mehreren Plastiktüten voll mit irgendwelchem Zeug unter der Bank. Sein Gegenspieler war dünn und schwarz, sein Alter war schwer zu erraten, da er das Gesicht unter einer Baseballkappe verbarg. Er trug ein sauberes weißes Unterhemd und weite Jeans. Seine Arme waren erschreckend dürr und sehnig wie verdrehte Kabel. Der Mann ließ sich Zeit mit seinen Zügen, so lange, dass die Zuschauer murrten, er solle sich endlich entscheiden. Er ignorierte sie. Im Gegensatz zu PJ, der die ganze Zeit mit seinen Kumpeln quatschte, hielt er den Kopf gesenkt und schien in das Spiel vertieft. Er spielte gut und nahm PJ erst ein Pferd und dann die Dame ab. Das war meine Miete, sagte PJ. Den Spruch brachte er dauernd, bis es eine Art Tick wurde. Bei jedem schlechten Zug rief er: Das war’s dann mit meiner Miete. Irgendetwas an dem Fremden machte auch die Zuschauer nervös. Er griff mit seinen langen Fingern über den Tisch nach einer Figur, bewegte sie, und schlug danach schnell mit der flachen Hand auf die Uhr. Jedes Mal zuckte die Menge hörbar zusammen. Gehuste, Schlüsselgeklapper in den Hosentaschen. Der Typ machte PJ gnadenlos fertig, und das gefiel ihnen nicht.

Matt in zwei Zügen, sagte der Dünne fast flüsternd. Um den Tisch herum wurde es still. PJ nickte mürrisch und stieß seinen König mit dem Zeigefinger um. Mist!, sagte er, was mach ich jetzt? Während sich seine Freunde voller Mitgefühl um ihn scharten, zählte der andere seinen Gewinn, ein Bündel kleiner Scheine. Ich wollte schon gehen, da hörte ich ihn plötzlich singen. Ein Blues, nur eine einzige Zeile. Believe I buy a graveyard of my own, sang er. Und dann noch mal.

Believe I buy me a graveyard of my own.

— Hari Kuzru: White Tears. Es geht im Buch natürlich um diesen Song und nicht um Schach. Große Leseempfehlung.

Schreibe einen Kommentar