Der sympathische Exweltmeister Boris Spassky aus Leningrad – er heiratete 1976 eine Französin, mit der er seither in Frankreich lebt – schildert die erste Berührung mit den Schachfiguren als siebenjähriger Knabe:
Im Sommer 1946 kehrte die Familie ins zerstörte Leningrad zurück. In dieser Zeit schwärmte ich leidenschaftlich für das Schachspiel. Jeden Tag verbrachte ich im Schachpavillon auf den Kirow-Inseln, den auf dem Giebel ein riesiges schwarzes Pferd zierte. Ich erinnere mich nicht, wie und wovon ich mich ernährt habe. Aber ich erinnere mich gut an die Fahrten mit der Straßenbahn von Zuhause bis zum Klub und zurück. Es war einfach so, daß ich noch keine Schuhe hatte, und die Bahnen waren oft überfüllt. Anfangs beobachtete ich das Spiel der Älteren nur von der Seite her; ans Brett zu setzen wagte ich nicht, ich war zu schüchtern. Im Pavillon spielte man mit neuen Schachfiguren, die verführerisch und angenehm nach frischem Lack dufteten. Mir gefiel die schwarze Königin so sehr, daß ich lange von dem Wunsch gequält wurde, sie zu entwenden. Das wäre mir aber wie ein Frevel erschienen, und so blieb es bei der Versuchung. Als ich aber 1965 mit Exweltmeister Michael Tal zu den Wettkämpfen um die Weltmeisterschaft losen mußte, zog ich – die schwarze Königin!
— Theo Schuster: Schach (1982)