Wenn schon Schach ein zweckfreier Zeitvertreib ist, was ist dann erst Problemschach?
An dieser Aufgabe (Bernd Gräfrath, Beweispartie in 10 Zügen, via Retroblog) habe ich über drei Tage verteilt mehrere Stunden lang gesessen. Wie haben die weiße und die schwarze Seite mit jeweils zehn Zügen diese Stellung produziert? Ich habe mir sogar die nötigen Züge auf einen Zettel geschrieben:
Weiß
Bauer b2-b4-b5-b6xa7 (4 Züge)
Bauer h2-h4-h5 (2 Züge)
Läufer c1-b2xf6xg7xh8 (4 Züge)
Schwarz
Springer b8-c6xa7 (2 Züge)
König e8-f8-e8 (2 Züge)
Dame d8-e8xh5 (2 Züge)
Läufer f8-g7xa1-g7 (3 Züge)
Bauer f7-f6 (1 Zug)
Mathematisch funktioniert das, in einer konkreten Partie jedoch nicht. Die Stellung muss also anders entstanden sein und natürlich können sich der weiße h-Bauer und der schwarze a-Bauer auch bis auf die jeweils andere Grundreihe durchgefressen und dort verwandelt haben. Aber wie genau?
Ich komme im Problemschach häufig an diesen Punkt, an dem die eingefahrenen Gedankenbahnen eines Schachspielers verlassen werden müssen, damit die Phantasie übernehmen kann. Immer zweckfreie Glücksgefühle, wenn das schließlich zum Erfolg führt.
Nachtrag
Weil die Lösung so schön ist, gibt es sie hier als Film.
6 Kommentare
Ohne Umwandlung geht es wohl nicht, und vermutlich hat nicht eine Seite umgewandelt, sondern beide.
…was allerdings nicht zwangsläufig bedeutet, dass noch alle Umwandlungsfiguren auf dem Brett stehen…
Es ist beneidenswert, wie schnell ihr das lösen könnt. Ich stehe bei diesen Aufgaben immer ewig auf dem Schlauch.
Der Lösungsweg ist aber sehr ansprechend, finde ich.
Der dritte Springer wäre auch etwas auffällig, oder?
Ach ja, die Ästhetik gibt auch Hinweise, denn das Manöver Kf8, De8-h5 und König wieder retour ist schon etwas plump. Zudem muss der Weg ja eindeutig sein, und Schwarz macht Sc6-a7 sowie Züge am K-Flügel, die ja grundsätzlich vertauschbar wären, wenn nicht…
Die Route a7-c6-d8-f7-h8 hätte mir ruhig früher auffallen dürfen.