7k/6pn/1p3p1p/p1b2P2/P1Qp3P/6PK/8/8 w – – 0 1
Diesmal keine Hau-drauf-Aufgabe und kein Retroschach, sondern etwas mit langfristigem Charakter. Diese Position ergab sich in der Partie Ljubojevic-Kortchnoi (Brüssel 1987).
Weiß am Zug. Hat Schwarz eine Festung? Oder kann Weiß gewinnen? Antworten bitte wie immer als Kommentar.
5 Kommentare
Mal so auf die Schnelle ohne grosse Zugfolgen:
Evtl. 2 Gewinnpläne :
1. g4-g5, sollte Schwarz mit den Springer auf g5 schlagen, zieht Weiss f6, bringt vorher aber seinen König ins schwarze Lager.
2. Mein Hauptgewinnplan waere allerdings : Der weisse Koenig zieht nach f7, entweder über h5, oder über den Damenfluegel. Dann droht Weiss ggf. auch Matt auf g7. Evtl. wichtig, dass Weiss auf Sf8 Dd5 zieht, damit Schwarz nicht den Springer nach d7-e5 ziehen kann. Baut Schwarz eine Festung mit Lf8, um g7 zu decken, bekomme ich nacheinander die Bauern d4, b6 + a5 nebst Gewinn. Sollten bei diesem Plan Schweirigkeiten auftauchen, kann Weiss immer noch die Idee mit g4-g5, Oeffnung der schwarzen Stellung + Mattmotiven probieren.
3. Also
1. Dd5 Lf8 2. Dd8 Kg8 3. De8 d3 4. De6+ Kh8 5. Dd7 u. der d-Bauer ist weg
1. Dd5 Sf8 2. weisser Koenig g2-f3-e4-d3-c4-b5-c6-c7-c8-d8-e8-f7 nebst De4 und Dg4 mit Angriff auf g7
Oh, ist das Gedankenübertragung?
Gerade in den nächsten Tagen wollte ich Dir zu genau dieser Partie etwas zukommen lassen.
Die interessante Stellung ist aber ein paar Züge zuvor. Lange Rede kurzer Sinn: Da kommt noch was.
Chaac hat alle wesentlichen Pläne gesagt, ich bringe noch den Schluss der Partie:
43.Kg4 Sf8 44.Dd5 (gegen Sd7-e5 gerichtet) 44…Kh7 45.Kf3 Kh8 46.Ke4 Kh7 47.Kd3 Kh8 48.Kc4 Kh7 49.Kb5 Kh8 50.Kc6 Kh7 51.Kc7 h5 (Abwarten hilft auch nicht: 51…Kh8 52.Kd8 Kh7 53.Ke8 Kh8 54.Kf7 Kh7 55.g4 Kh8 56.g5 hxg5 57.hxg5 fxg5 58.Dh1+ Sh7 59.Kg6) 52.Kd8 Kh6 53.Ke8 und Schwarz gab auf wegen 53…Kh7 54.Kf7 Kh6 (54…Kh8 55.Df3 und h5 fällt; 54…d3 55.Df3 Kh6 56.Kg8 d2 57.Db7 und Matt auf g7) 55.Kg8 Sh7 56.Df7
Danke fürs Mitmachen!
PS: Rechner scheinen übrigens mit der Langfristigkeit des Plans Probleme zu haben. Ich habe deswegen extra für Permanent Brain den FEN-String angegeben ;-)
Danke :-) Es ist mir angenehm aufgefallen, allerdings habe ich die Partie auch in meiner Datenbank gefunden. – Infolge der Worte „Festung“ und „langfristig“ habe ich keine Engine im normalen Vorwärtsbetrieb probiert. Aber nach einer interaktiven Analyse, von der Schlußstellung der Partie rückwärtsgehend, läßt sich Rybka per Hashlernen von folgendem Königsmarsch überzeugen:
Analysis by Rybka 2.3.2a 32-bit so-a:
43.Kg4 Nf8 44.Qd5 Kh7 45.Kf4 Kh8 46.Ke4 Kh7 47.Qd8 Kg8 48.Kd3 Kh7 49.Qd5 Kh8 50.Kc4 Kh7 51.Qf7 Kh8 52.Kb5 Kh7 53.Qe8 Kg8 54.Qe4 Kh7 55.Kc6 Kh8 56.Qd5 Kh7 57.Qc4 Kh8 58.Qf7 Bb4
+- (3.35) Depth: 23 00:00:00 0kN
+- (3.35) Depth: 28 00:00:45 1776kN
Die hohe Rechentiefe nach nur 45 Sekunden an dieser Stelle (und auf einer ineffektiven CPU mit P4-Architektur) beruht auf den bereits sinnvoll gefüllten Hashtabellen. Besonders überzeugend ist das Resultat nicht; zwar manövriert der König wie in der Partie via b5, kommt hier aber im 55.Zug erst bis c6. Bei der Analyse nach dem Partiezug 53.Ke8 erhält man zwar schnell Wertungen von 10+, aber selbst bei dieser Methode müßte man mehr Zeit investieren. Ich habe jetzt auch keine Nebenvarianten einbezogen, es war also nur ein Schnellschuß der aber zeigt, daß Engines hier nicht prinzipiell scheitern müß(t)en.
„Echte“ Festungen sind derzeit aber wirklich ein Rätsel für alle mir bekannten Engines, was – wie ich vermute – daran liegt, daß keine Engine eine Art Fortschrittsregel benutzt, die ihr zeigen könnte wenn sie trotz vermeintlichen Vorteils nicht weiterkommt. Das fehlt. Die grundsätzliche Logik wäre: Eine hohe Bewertung die nie wächst, ist falsch.