Kaissiber 22 wird von einem 28-seitigen Artikel von Lew Gutman über den Max-Lange-Angriff dominiert. Dessen Grundstellung (D)
entsteht am häufigsten über die Zugfolge 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d4 exd4 5.0-0 Lc5 6.e5 d5 7.exf6 dxc4. Gutman kommt zu überraschenden Ergebnissen, die den bisherigen Stand der Theorie in Frage stellen. So soll der übliche Zug 8.Te1+ nicht mit der Hauptvariante 8…Le6, sondern besser mit 8…Kf8 beantwortet werden, wonach Weiß Schwierigkeiten bekäme, wenigstens Ausgleich nachzuweisen. Dagegen sei es nach 8.fxg7 Tg8 9.Lg5 der Schwarze, der um Ausgleich kämpfen müsse. Das ganze Abspiel ist von einiger praktischer Relevanz für jeden Schwarzspieler, der Spanisch spielen will und mit 3.Lc4 konfrontiert wird.
Was gibt es noch? Wie immer wunderbar Bent Larsens Kolumne, diesmal über Tony Miles und die Wissenschaft. Darin über Miles Liebe zu einer fragwürdigen Variante in der Nimzowitsch-Verteidigung:
„Aber Tony, dies ist klar vorteilhaft für Weiß!“
„Der Vorteil ist vielleicht klar, allerdings fast mikroskopisch. Ich kenne diese Stellung sehr gut.“
Die Variante ist schlecht, die Untersuchungen waren aber wissenschaftlich! Glaube ich jedenfalls.
Der Holländer Maurits Wind ist in die Redaktion des Kaissiber aufgerückt. Er wertet ein Fernschach-Thematurnier zum Halloween-Gambit (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 4.Sxe5) aus, welches er selbst mit dem beeindruckenden Ergebnis von 10/10 gewonnen hat. Sehr unterhaltsam schließlich ein unter dem Pseudonym Herbert J. Bauernspiel veröffentlichter Dialog zwischen Alice im Wunderland und dem Mathe-König, in dem es um die These des früheren Fernschachweltmeisters Hans Berliner geht, die Grundstellung führe bei beiderseitig bestem Spiel zu einem Vorteil für den Anziehenden, wenngleich nicht zwingend zum Gewinn. Alice demonstriert dies anhand einer praktischen Zugfolge.