Damen, Jugend-, Senioren- und Ratingpreise sind mir ja geläufig, aber Sonderpreise für Nicht-Asiaten bei einer Europameisterschaft, das klingt schon ein bisschen absurd…
Das verstößt sicherlich gegen europäisches Recht, die getrennte Wertung für Langnasen ist aber bei internationalen Wettkämpfen weithin üblich. Zwischen den Native-Spielern und den angelernten Westlern liegen einfach Welten. Auch in Europa sind die stärksten Spieler Exil-Chinesen oder -Vietnamesen.
Richtiger wäre „Non-Chinese/Non-Vietnamese“, denn auch zahlreiche andere Asiaten wie z.B. aus Japan, Indonesien oder Myanmar zählen bei der WM unter die NCNV-Wertung. Es handelt sich sicherlich nicht um Rassismus, sondern will vielmehr einen (zusätzlichen) Anreiz für uns „Langnasen“ darstellen.
Eine „richtige“ WM bestünde aus unbeschränkt vielen Spielern aus China, zwei aus Vietnam und vielleicht noch einem ausgewanderten Chinesen. Stattdessen ist die Anzahl der Teilnehmer chinesischer oder vietnamesischer Herkunft pro Land auf zwei beschränkt, während die Anzahl der Langnasen (theoretisch) unbeschränkt ist.
Aber auch so hat man als Langnase natürlich trotzdem keine Chance auf eine vordere Platzierung, so dass sich der Anreiz des NCNV-Preises etabliert hat. Macht zwar bei einer EM einen komischen Eindruck, hat aber denselben Hintergrund, wenn man mal auf die Siegerliste bei bisherigen EMs schaut.
Ob die Voraussetzungen für die Teilnahme an der NCNV-Wertung irgendwo genau festgelegt sind, kann ich nicht sagen, und einer Überprüfung in vielleicht strittigen Fällen habe ich auch noch beigewohnt, aber vom Grundsatz her reicht es wohl aus, wenn ein Elternteil ethnisch kein Chinese oder Vietnamese ist/war.
Unabhängig vom Anreiz eines NCNV-Preises muss die EM dieses Jahr leider ohne mich stattfinden. Wenn die Ausschreibung so bleibt. Mit der Bedenkzeit ohne Inkrement könnte man vielleicht noch leben, auch wenn es sich mit der Bundesligabedenkzeit 50 Minuten plus 10 Sekunden Zuschlag viel entspannter spielt. Nach der letzten EM in Hamburg 2010 wollten wir eigentlich keine Turniere ohne Zuschlag mehr spielen. Aber gut, wenn der Veranstalter offenbar auf mitgebrachte Uhren angewiesen ist, kann man natürlich nicht sicherstellen, dass nur Digitaluhren genutzt werden können.
Was aber für mich völlig jenseits von Gut und Böse ist, ist die Übernahme des FIDE-Unsinns der Nullkarenz. Die Argumente wurden seinerzeit an vielen Stellen im Netz lang und breit ausgetauscht, so dass ich das hier nicht wiederholen will. Aber neben vielen anderen Gründen werde ich ganz sicher nach Mailand fahren, um dann möglicherweise eine Partie kampflos zu gewinnen, weil mein Gegner eine Minute zu spät am Brett sitzt. Schade um den schönen Ausflug…
9 Kommentare
Die Überschrift schreit ja geradezu nach dem Kommentar »Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien« :-)
Damen, Jugend-, Senioren- und Ratingpreise sind mir ja geläufig, aber Sonderpreise für Nicht-Asiaten bei einer Europameisterschaft, das klingt schon ein bisschen absurd…
Das verstößt sicherlich gegen europäisches Recht, die getrennte Wertung für Langnasen ist aber bei internationalen Wettkämpfen weithin üblich. Zwischen den Native-Spielern und den angelernten Westlern liegen einfach Welten. Auch in Europa sind die stärksten Spieler Exil-Chinesen oder -Vietnamesen.
Nach welchem Kriterium wird bestimmt, wer Asiate ist? Staatsbürgerschaft der Eltern oder der Großeltern?
Ich weiß es nicht genau, nehme aber an, dass es um die ethnische Herkunft geht.
Ist »ethnische Herkunft« ein anderes Wort für Rassismus ?
Nein, ich denke nicht. Ich erlebe die Xiangqi-Szene eher als etwas Tolerantes und Verbindendes.
Richtiger wäre „Non-Chinese/Non-Vietnamese“, denn auch zahlreiche andere Asiaten wie z.B. aus Japan, Indonesien oder Myanmar zählen bei der WM unter die NCNV-Wertung. Es handelt sich sicherlich nicht um Rassismus, sondern will vielmehr einen (zusätzlichen) Anreiz für uns „Langnasen“ darstellen.
Eine „richtige“ WM bestünde aus unbeschränkt vielen Spielern aus China, zwei aus Vietnam und vielleicht noch einem ausgewanderten Chinesen. Stattdessen ist die Anzahl der Teilnehmer chinesischer oder vietnamesischer Herkunft pro Land auf zwei beschränkt, während die Anzahl der Langnasen (theoretisch) unbeschränkt ist.
Aber auch so hat man als Langnase natürlich trotzdem keine Chance auf eine vordere Platzierung, so dass sich der Anreiz des NCNV-Preises etabliert hat. Macht zwar bei einer EM einen komischen Eindruck, hat aber denselben Hintergrund, wenn man mal auf die Siegerliste bei bisherigen EMs schaut.
Ob die Voraussetzungen für die Teilnahme an der NCNV-Wertung irgendwo genau festgelegt sind, kann ich nicht sagen, und einer Überprüfung in vielleicht strittigen Fällen habe ich auch noch beigewohnt, aber vom Grundsatz her reicht es wohl aus, wenn ein Elternteil ethnisch kein Chinese oder Vietnamese ist/war.
Unabhängig vom Anreiz eines NCNV-Preises muss die EM dieses Jahr leider ohne mich stattfinden. Wenn die Ausschreibung so bleibt. Mit der Bedenkzeit ohne Inkrement könnte man vielleicht noch leben, auch wenn es sich mit der Bundesligabedenkzeit 50 Minuten plus 10 Sekunden Zuschlag viel entspannter spielt. Nach der letzten EM in Hamburg 2010 wollten wir eigentlich keine Turniere ohne Zuschlag mehr spielen. Aber gut, wenn der Veranstalter offenbar auf mitgebrachte Uhren angewiesen ist, kann man natürlich nicht sicherstellen, dass nur Digitaluhren genutzt werden können.
Was aber für mich völlig jenseits von Gut und Böse ist, ist die Übernahme des FIDE-Unsinns der Nullkarenz. Die Argumente wurden seinerzeit an vielen Stellen im Netz lang und breit ausgetauscht, so dass ich das hier nicht wiederholen will. Aber neben vielen anderen Gründen werde ich ganz sicher nach Mailand fahren, um dann möglicherweise eine Partie kampflos zu gewinnen, weil mein Gegner eine Minute zu spät am Brett sitzt. Schade um den schönen Ausflug…