Das Schachbrett ist exterritorial. Das kleine Brett bedeutet nicht, wie angeblich die Bretter des Theaters, die Welt. Die 64 Felder sind ein Mikrokosmos, geistig zu trennen vom Gewusel des Lebens wie ein französischer Park von Steppe und Urwald. Der klare, scharfe Rand des regelmäßig gescheckten Quadrates scheidet eine intelligente und sympathische Ordnung von den tausend löchrigen, im Widerstreit liegenden Ordnungen des Lebensernstes.
— Roswin Finkenzeller: Schach. Kleine Philosophie der Passionen (1999)
Ein Kommentar
Mir scheint, daß weniger eine intelligente Ordnung auf dem Schachbrett zur Faszination beiträgt, als vielmehr das Chaos, das Dickicht der Varianten und die Vielfalt unvorhersehbarer dramatischer Momente, die auf Basis relativ einfacher Regeln entstehen können. Das hat mit Urwald mehr zu tun als mit einem französischem Park, den zu durchschreiten zwar nett, aber nicht sehr aufregend ist. Aber Schach ist ein spannendes und oft grausames Spiel (wie man auch aus dem Fischer-Zitat eines späteren Eintrages entnehmen kann).