Vor dem Spiel gegen Rotation Pankow hatte der Mannschaftsleiter den Kampfplan „Rette sich, wer kann“ ausgegeben, zumal wir auch ersatzgeschwächt auflaufen mussten, wie leicht daran zu erkennen ist, dass ich mitspielen durfte, und sogar am 6. Brett. Eine Gelegenheit, etwas auszuprobieren und tatsächlich erwischte ich Stephan Bruchmann in seinem Caro-Kann auf dem falschen Fuß. Nach 16. Zügen stand diese Stellung auf dem Brett:
Die schwarzen Manöver Dd8-d6-d8 und Sg6-h6-f5 zeigen an, dass etwas schiefgelaufen war. Der schwarze Damenflügel schläft noch und es war klar, dass Weiß jetzt etwas unternehmen muss, bevor der Isolani fühlbar wird. Aktuell droht einfach f7-f6. Doch obwohl ich viel Zeit nahm, um hier nach einer Taktik Ausschau zu halten, kam ich natürlich nicht auf auf die Computerabwicklung 17.Sexf7! Txf7 18.Txe6!! mit Freilegung der Läuferdiagonalen, sondern spielte
17.Lxd5 exd5
Mit Remisgebot, dass ich wegen der unklaren Matchsituation leider ablehnte, anstatt an den Kampfplan zu denken. Es ging weiter mit
18.Sgxf7 Txf7 19.Sxf7 Kxf7 20.Le5 Kg8 21.g4 Sh6 22.h3 Sf7 23.Lxg7 Kxg7 24.Te3 h5
Wegen der schwindenden Bedenkzeit wählte ich eine vereinfachende Abwicklung und hoffte darauf, dass die Motive Turmverdoppelung und schwacher d5 mir genügend Gegenspiel geben würden.
Hier stutzte ich ein bisschen: Kann Schwarz ungestraft die Öffnung seiner Königsstellung anbieten? Ich glaubte ihm und verlor das Endspiel nach
25.Tde1 hxg4 26.hxg4 Dg5 27.Te7 Dxg4+ 28.Dxg4 Lxg4 29.Txb7 Kf6
und der weiße König muss schon aufpassen, hier nicht matt zu werden. Tatsächlich hätte 25.gxh5 Dg5+ 26.Kh2 Dxh5 27.Dxh5 gxh5 wegen der Grundreihenprobleme Weiß gutes Spiel gegeben (Te3-e8 oder Td1-g1-g8) — das hatte ich nicht gesehen.
So kann man sich prima einen ganzen Sonntag verderben.