Rechenschwäche

Die letzte Oberligarunde brachte mir aufgrund mehrerer Absagen noch einen Einsatz in der 1. Mannschaft und ein Wiedersehen mit Dr. Fritz Baumbach. Es gibt nicht viele Menschen, die so angenehm und freundlich am Brett sind.

baumbachkalhorn1
r1br2k1/p1p1qpp1/1p5p/n7/3P4/2Q1PN2/P3BPPP/2R1K2R b K – 0 16

Friesen Lichtenberg hatte überraschend die beste Besetzung aufgeboten, ich war nicht vorbereitet. Schwarz ist gleichwohl ordentlich aus der Eröffnung gekommen. Weiß konnte zwar die sofortige Befreiung mit c7-c5 verhindern, aber

16…Le6

spielt man gern. Die letzte Figur entwickelt, der weiße König noch in der Mitte und notfalls holt man sich den a-Bauern zurück.

17.Dxc7?! Da3

Mit ein paar Drohungen. Ich fühlte mich sehr wohl.

18.Dc3 Dxa2 19.Ta1 Tdc8 20.Txa2 Txc3 21.Td2

Soweit alles plausibel. Doch jetzt kam ich vom Wege ab.

baumbachkalhorn2
r5k1/p4pp1/1p2b2p/n7/3P4/2r1PN2/3RBPPP/4K2R b K – 0 21

21…Sc4?

Der falsche Zug, Konsequenz einer falsch berechneten Variante. Schwarz musste natürlich die Freibauern schnellstmöglich mobilisieren. 21…Sb3 22.Td1 a5 23.d5 Lf5 gab eine gute Struktur, a1, b1, c1, d2, d3 und d4 sind überdeckt und der a-Bauer ist sehr schnell. Die Springer mag der Weiße hier kaum tauschen.

22.Td1 Sb2?

Viel schlechter kann man einen Springer nicht stellen.

23.Tb1

baumbachkalhorn3
r5k1/p4pp1/1p2b2p/8/3P4/2r1PN2/1n2BPPP/1R2K2R b K – 0 23

Ich schob den Turm plangemäß nach c2 (Rochade ist verhindert!), doch noch vor dem Loslassen sah ich d5 nebst Sd4 und stellte ihn zurück nach c3. Das grenzte zwar den Variantenbaum ein, baute mich aber nicht gerade auf…

23…Tb3

23…Tc2 24.d5 Lxd5 geht sogar noch
(24…Lf5 25.Sd4 Txe2+ 26.Kxe2 Lxb1 27.Txb1 Sa4 ist ein besseres Endspiel für Weiß, dessen Zentrumsbauern vom König unterstützt werden)
25.Sd4 Tac8
(selbst 25…La2 26.Ta1 Tc5! 27.Txa2 Tc1+ (Rückkehrmotiv nicht gesehen) 28.Kd2 Txh1 29.Txb2 Txh2 30.Lf3 Tc8 scheint haltbar zu sein)
26.Sxc2 Txc2 27.f3 Lc4! (g2 und e3 sind schwach) 28.Lxc4 Sxc4 29.0-0 Sxe3 30.Tf2 Tc7 könnte eine Festung sein.

24.0-0 Lf5 25.Ta1 a5 26.e4

Keule für mich, Nerven am Ende, aber eigentlich ist der Zug gar nicht gut.

26…Lg4

26…Te8! entfesselt den a- und fesselt den e-Bauern.

27.Tfb1 Lxf3 28.gxf3

baumbachkalhorn4
r5k1/5pp1/1p5p/p7/3PP3/1r3P2/1n2BP1P/RR4K1 b – – 0 28

28…Tb4??

Stellt es einzügig ein. 28…a4 war eigentlich der geplante Zug und ist immer noch gut für Schwarz, der Sb2 droht mit a4-a3 befestigt zu werden.

29.Ta2 Td8

Ich wage es kaum zu sagen, dass 29…Sd3 mein Plan war, leider deckt 30.Lxd3 einfach den Tb1.
29…Sa4 30.Txb4 axb4 31.Lb5 funktioniert leider auch nicht, der b-Bauer rettet den Springer nicht: 31…b3 32.Txa4 b2 33.Txa8+ ist Schach!
(33.Tb4 Ta1+)
33…Kh7 34.Ld3 und der Läufer hat die weißen Felder. Ich brauchte noch bis zum 43. Zug, um mich von dieser Partie zu verabschieden.

1-0

Inzwischen hatte sich eine große Traube von mitgereisten Fans um das Brett versammelt, die meinem Gegner zu seinem vorläufig letzten Oberligasieg gratulierten. Lichtenberg schlug uns zwar mit 4.5-3.5, muss wegen der schlechteren Brettwertung aber trotzdem absteigen, ein Schicksal, dem wir gerade noch mal entronnen sind.

9 Kommentare

Werner Berger 18. April 2012

Laut Wikipedia heißt der Mann wirklich Fritz und nicht Friedrich!?!

Stefan 18. April 2012

Danke, ich habe es korrigiert (falsche Analogie aus dem außer-schachlichen Leben gezogen).

Hartplatzheld 18. April 2012

So falsch scheint die Analogie aber nicht zu sein, wenn er seine eigene Homepage mit Patentanwalt Dr. Friedrich Baumbach betitelt.

Werner Berger 20. April 2012

Au weia, da habe ich aber was angerichtet! Mein Kommentar war als Seitenhieb gegen Wikipedia gedacht, und was macht Stefan? Korrigiert sich selbst, was wohl eher als Verschlimmbesserung zu bezeichnen ist. Natürlich heißt der Mann amtlich Friedrich, er kann es sich gar nicht leisten, im Geschäftsleben unter Falschnamen aufzutreten. Auch der DSB führt ihn als Friedrich. Aufschlussreich ist die Diskussionsseite bei Wikipedia: weil er eine Widmung mit Fritz unterschrieben habe, müsse das der richtige Name sein. Hoffentlich ist die Rechtsprechung in MVP weniger Wikipedia-hörig …

Stefan 20. April 2012

Wo kämen wir denn da hin, wenn sich jeder einfach so nennen könnte, wie er wollte (vgl. dazu das Dritte Gesetz der Verwaltung)? Ich gehe streng nach der Unterschrift auf meinem Partieformular (geheime unanfechtbare Quelle) ;-)

Paul Panzer 23. April 2012

In der Rochade 4/2012 ist die Verleihungsurkunde für den Bundesverdienstkeks abgebildet. Dort steht eindeutig Friedrich als offizieller Name drauf. Fritz ist eben der Rufname.

rank zero 24. April 2012

Immerhin hat die englische wikipedia korrekt Dr. Friedrich (Fritz) Baumbach, wenngleich sich das in der Fotobetitelung in ein anfechtbares Full name: Friedrich Fritz Baumbach übersetzt ;-)…

Claus 24. April 2012

Mal zurück zum Schach: Wie ist eigentlich die Variante 28. … a4 29.Lc4 Sxc4 30.Txb3 axb 31.Txa8+ Kh7 32.Ta4 b2 33.Tb4 einzuschätzen? Weiß braucht zwar einige Zeit, um den König über f2 und e2 nach d3 zu bringen, aber ich sehe nicht, dass Schwarz dagegen was machen kann. Also sollte Schwarz wohl 29. … Tb4 spielen?! Wie ginge es dann weiter? 30.Ld5 Ta7 31.Ta3 b5 32.Lc6?

Stefan 24. April 2012

Die erste Variante gewinnt für Weiß, denke ich. Die zweite ist unklar, in der Analyse wollte F. Baumbach irgendwie Ta3 spielen, um a4-a3 zu verhindern, aber ich bekomme es nicht mehr zusammen.

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