Fernschach mit Beckett

Anfang der achtziger Jahre schrieb ich einen Brief an Samuel Beckett. Ich erklärte ihm, dass ich mich als Schriftsteller versuchte, fügte an, vermutlich wendeten sich viele Unbekannte an ihn, und statt ihn um sein Urteil über einen meiner Texte zu bitten, schlug ich ihm eine Partie Fernschach per Brief vor, bei der ein Theaterstück von mir auf dem Spiel stehen sollte. Gewänne ich, würde er das Stück lesen und mir seine Meinung dazu sagen; gewänne er, würde ich selber mit ausgeruhtem Kopf das Stück nochmals durchgehen. Mein Brief endete so: Falls ja, 1. e4. Postwendend antwortete Beckett: Schwarz gibt auf. Schicken Sie das Stück. Herzlich, Samuel Beckett.

— Jean-Philippe Toussaint (Neue Zürcher Zeitung, 08.04.2006)

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