Das ist ein Schachdiagramm aus dem 14. Jahrhundert. Es stammt aus dem Buch der Beispiele über die Kriegsführung beim Schach von Ibn Abi Hajala (mehr dazu hier) und zeigt eine Tabija beim Schatrandsch. Da es bis auf die Türme keine langschrittigen Figuren gibt, entwickelt sich eine Partie sehr langsam, beide Seiten bauen sich erstmal auf, ohne besonders darauf zu achten, was der Gegner macht. Wahrscheinlich aus denselben Gründen gibt es beim Shogi (Castle) und beim Makruk ein ähnliches Verhalten in der Eröffnungsphase. Eine Tabija bezeichnet also die angestrebte Stellung.
Das Diagramm habe ich vor allem ausgewählt, um die arabischen Figurenbezeichnungen zu üben. Wenn ich richtig liege, ist das die Übersetzung:
Interessant, dass die beiden Alfil auf a3 und d3 unterschiedlich geschrieben werden. Auf e3 sehen wir den Fers. Und den Rest kennen wir schon.
Weiß braucht immerhin 19 Züge, um diese Tabija aufs Brett zu stellen.
6 Kommentare
Warum stehen die Läufer und die Dame auf dem Kopf ?
Ich nehme an, weil der Läufer keine Läufer, sondern Alfil sind und die Dame ein Fers. Die „historischen“ Figuren ziehen anders als die uns vom heutigen Schach vertrauten. (Wenn ich mich nicht irre, wird der moderne Läufer in Spanischen oder Italienischen allerdings noch heute als Alfil bezeichnet – da ist man traditionsbewusst.)
… und die Dame heißt im Russischen noch immer „Fers“.
Auf dem Kopf, weil noch niemand etwas programmiert hat, mit dem sich Schatdrandsch-Diagramme maschinell erstellen lassen. Handschriftlich wollte ich lieber nicht …
30 Jahre deutsche Einheit, aber man kann manchmal noch erkennen, ob die Sozialisierung in der BRD (wie bei mir) oder in der DDR stattgefunden hat: Russisch ist mir nicht mal im Ansatz geläufig…
Ich würde nicht behaupten, dass ich noch Russisch kann, aber ich hatte damals Schachmatnij Bulletin im Abonnement, die allgemeinen Schachausdrücke habe ich damit gelernt.
Interessant ist auch der Läufer, der auf Russisch Slon = Elefant heißt, so wie im Xiangqi.
Mach‘ Dir nichts draus, meine Lateinkenntnisse sind auch zu ca. 100% in einem Steinbruch verschüttet.
Zu „Schach“ und „Russisch“ fällt allerdings eine Petitesse ein: Im Jahr 1985 machte ich Urlaub in einem Jugendcamp am Balaton (ich war damals 18). Ich hatte den üblichen Betrag in DM mitgenommen, aber größte Schwierigkeiten, die dafür erhaltenen Forint auszugeben, weil die Sachen des täglichen Bedarfs selbst zum offiziellen Umtausch-Kurs (Schwarztausch wurde alle Nase lang angeboten, aber davon hatte ich Abstand genommen) spottbillig waren, jedenfalls aus „Wessi-Sicht“. Meinen Mitreisenden – eine Reihe davon spielten auch Schach – ging es kaum besser; und ausführen dürfte man die Devisen nicht mehr. Zum Glück machten wir einen Ausflug nach Budapest, wo wir dann in einer Buchhandlung deutschsprachige Schachbücher erwerben konnten, die natürlich aus dem Sportverlag stammten; der Bestand schrumpfte zum Erstaunen der Verkäuferin in Windeseile auf fast 0. In einem der Bücher stolperte ich über eine Begegnung Hübner-Smyslov (oder umgekehrt) aus dem Kandidatenwettkampf in „Felden“, dabei wusste ich genau, dass die in Velden/Österreich gespielt hatten. Offenbar hatte der Übersetzer nur transkripiert und nicht nachgeschaut, wie denn die Stadt im kapitalistischen Ausland genau geschrieben wird.
Übrigens machten wir die Busfahrt dorthin zusammen mit einigen DDR-lern, die in einem anderen Teil des Camps ihren eigenen Bereich hatten. Denen wurde erzählt, wir bekämen für eine DM genau das gleiche wie sie für eine Ostmark, was um einen Faktor von etwa 2,5 gelogen war. Die Jugendlichen erschienen uns ziemlich linientreu und gaben das wieder, was sie im ND gelesen hatten, während einer der Betreuer ziemlich offen darüber sprach, dass ihn die Stasi eh schon auf Kieker hätte und er nie eine Ausreisegenehmigung in den Westen bekäme. Eben der hatte auch mal „nur aus Neugier“ nach dem Umtauschkurs gefragt, er war nicht überrascht, wie es wirklich war. Die Ungarn wiederum hatten einen unfehlbaren Blick dafür, welcher Deutsche aus dem Westen und wer aus dem Osten kam, nur Westler wurden angesprochen, ob sie denn tauschen wollten. Bis heute weiß ich nicht genau, woran die das sehen konnten; meine Vermutung ist, dass sie es an den Sneakers mit den drei Streifen erkannt haben.