Verstopft = Retro (24)

verstopft
4B1R1/3NP1Pp/1Q1p1Prr/RPpKpNPk/6p1/6P1/3BP3/8 w – c6 0 1

Langsam kommen die ersten Beschwerden, die Leute wollen mal wieder ein Diagramm sehen. Aus der Leserpost (danke!) bringen wir deshalb heute ein kleines Problem von Alexander Herbstmann (Das Geheimnis des schwarzen Königs, 1960) mit einer abweichenden Aufgabenstellung (ist das schon Märchenschach?):

Matt in drei Zügen durch den Turm a5, ohne dass dieser einen Zug macht! Viel Spaß beim Lösen! Antworten bitte als Kommentar.

18 Kommentare

Losso 17. März 2011

Gar nicht so schwer. Vor allem, wenn man den verräterischen FEN-String darunter kapiert ;o)

Marc 18. März 2011

Im Adventskalender der Queerspringer hatte ich diese Aufgabe gestellt, die eine verwirrende Geschichte zu haben scheint.
Die Aufgabe ist definitiv älter als 1960, da ich sie aus einem Buch aus den 50er Jahren habe. Meine Quelle nannte »W. Wolf, 1911«.
Außerdem gibt es noch eine zweite Version dieser Aufgabe. Daraus lässt sich wiederum eine schöne Aufgabe formulieren: Setze in der Diagrammstellung einen weißen Bauern auf ein anderes Feld, so dass man auf die Bedingung »ohne dass Ta5 einen Zug macht« verzichten kann.

MiBu 18. März 2011

Verstehe. Es sind sechs Steine auf der fünften Reihe im Weg, aber mit einem »normalen« Zug lässt sich immer nur einer entfernen, dann ist kein Matt in 3 (= 5 Halbzüge) möglich. Mit welchem Spezialzug können zwei Steine auf einmal verschwinden?

Werner Berger 18. März 2011

Im Deutschen Wochenschach 1911, S. 208 erschien die Diagrammstellung von »Dr. W. Wolf in Dresden« mit einem weißen Bauern auf a2 statt auf e2 und ohne Bedingung.

HL 18. März 2011

Der Bauer auf a2 nimmt natürlich das simple zweizügige Matt raus und man benötigt auch keine extra-Bedingung. Meine Quelle gibt aber nur den Herbstmann an. Mit oder ohne Bauer auf a2 / Extrawurst finde ich die Massenräumung der fünften Reihe schick.

Nordlicht_70 18. März 2011

Achtung, Lösungsversuch! Nicht weiterlesen, wer es selbst probieren will.

Da ich mit unserem sechsjährigen Schachnachwuchs gerade das “en passant” Schlagen geübt habe, tippe ich mal auf 1. bxc6. Das erfüllt die von MiBu genannte Bedingung, dass mit einem Zug zwei Figuren von der Reihe verschwinden müssen.
Jetzt hat Schwarz nur e4 als regelkonformen Zug. 2. Se3 und Schwarz hat wiederum nur Kxg5. Nach Ke6 oder Kxd6 setzt der Ta5 matt, ohne gezogen zu haben. Ich hoffe, ich habe nichts übersehen – wie in letzter Zeit bei Punktspielen fast üblich.

HL 18. März 2011

Schaut gut aus, jetzt musst du mir nur noch beweisen, dass c7-c5 der letztmögliche schwarze Zug gewesen ist (Hallo Retro, Tschüß FEN). Und der dritte Zug sollte lieber Kxd6 lauten, da der Bauer den ganzen Spass noch um einen Zug verzögern würde.

Nordlicht_70 18. März 2011

Ach ja, ich wusste doch, dass ich wieder etwas übersehe. :-)
Also Kxd6 ist natürlich richtig, da sonst kein Matt in drei.
Beweis: Eben war gerade noch Schwarz dran. Er kann weder den K noch die beiden T oder den d-, g- oder h-Bauern gezogen haben. Auch der e-Bauer kann nicht von e6 gekommen sein, da sonst Weiß im Schach gestanden hätte. Aus dem selben Grund muss der c-Bauer von c7 und nicht von c6 gekommen sein.

HL 18. März 2011

Aber der schwarze Bauer kann doch schon auf c5 gestanden haben und Schwarz zog als letztes cxd6, oder nicht?

MiBu 18. März 2011

c7xd6 kann geht nicht der letzte schwarze Zug gewesen sein. Warum nicht, wird Nordlicht_70 bestimmt auch rauskriegen, wenn er sich fragt, warum Weiß eigentlich so viele Nachtwächter auf dem Brett hat.

Nordlicht_70 18. März 2011

Oh verdammt, das »Rückwärtsüberlegen« ist etwas schwierig für mich…

Aber nachdem MiBu ganz dolle mit dem Zaunpfahl gewedelt hat, ist es mir doch noch eingefallen. Erst habe ich überlegt, warum sich denn der fehlende weiße Bauer (alle anderen weißen Figuren sind auf dem Brett) nicht auf der a-Linie in eine Dame verwandelt haben kann, sich nach d6 beamt und dort von dem Bauern verhaftet wird. Dann die Erleuchtung. Wenn cxd6 gekommen sein soll, gibt es also bereits einen Doppelbauern auf c. Das kann aber nicht sein, da dies einen Schlagfall erfordert und Weiß zu diesem Zeitpunkt noch alle Puppen hat.

Das ist das Tolle an solchen »einfachen« Aufgaben. Es steckt sehr viel mehr drin, als ich überblicken kann – und mit freundlicher Unterstützung von HL und MiBu konnte ich mich auf eine schachliche Entdeckungsreise begeben. Danke. :-)

MiBu 18. März 2011

Der Retro-Aspekt ist hier etwas speziell – die Argumentation gegen cxd6 ist derart simpel, dass es schon wieder schwer ist. Erinnert mich an eine Sache, die mir bei »Schach mit Sherlock Holmes« oder so ähnlich untergekommen ist: Die Aufgabe lautete herauszufinden, welche Figur vom Brett gefallen war. Holmes überlegte laut und angestrengt in einer zugegebenermaßen sehr schwierigen Stellung, während Watson schließlich das Lachen nicht mehr zurückhalten konnte. Als Holmes leicht pikiert fragte, was das solle, antwortete Watson: »Hier fehlt der weiße König!« – was natürlich richtig war.
Ãœbrigens sollten wir auch Lossos Hinweis auf den FEN-String nicht vergessen: Das war auch kein Wink mit dem Zaunpfahl, sondern mit einem kompletten Lattenzaun. Sofern wir hier also noch mal eine versteckte Retro-Aufgabe vorgesetzt bekommen, sollte Stefan den FEN-String einfach weglassen, das merkt eh kaum einer…

Stefan 18. März 2011

Ich bin eher gegen einen Zaun gelaufen, ich weiß nämlich gar nicht, wie ein FEN funktioniert (ahne aber, dass die Angabe »c6« etwas zu bedeuten hat) und kopiere diese seit vielen Jahren auf Wunsch von Permanent Brain hier hinein.

MiBu 19. März 2011

Äh, 4 leere Felder, dann ein B (weißer Läufer von bishop) usw. bis /, dann die siebte Reihe etc. Großbuchstabe weiße Figur, Kleinbuchstabe schwarze Figur. w steht für Weiß am Zug. Und dann gibt es noch so komische Sachen wie e.p. und Rochade glaube ich.

PB – ist das nicht der, der sich über zuviel Märchenschach beschwert hat und seit längerem nicht mehr zu lesen war? Würd’ ich ja keine Rücksicht mehr nehmen, aber ist ja nicht mein Blog.

Losso 19. März 2011

Ich würde einfach die letzten Angaben im FEN-String weglassen. In diesem Fall wäre er dann 4B1R1/3NP1Pp/1Q1p1Prr/RPpKpNPk/6p1/6P1/3BP3/8. Damit ist die Stellung der Figuren auf dem Brett vollständig determiniert.

Danach folgen noch, hier möchte ich MiBu ergänzen: Zugrecht, Rochaderechte, eP-Rechte, die Anzahl der Züge, die schon zur Erfüllung der 50-Züge-Regel gemacht wurden und die Zugzahl gesamt.

Ich wundere mich übrigens, warum die Stellungswiederholung nicht im FEN-String hinterlegt wird.

Permanent Brain 26. März 2011

Ja, das mit dem FEN war ich! :-) Sehr nett, daß sich einige an mich erinnern. In letzter Zeit habe ich hier nur hin und wieder sehr gerne gelesen, aber schon lange nichts geschrieben.

Für Aufgaben wie diese ist es in der Tat eine gute Alternative, nur den Figurenteil der FEN-Zeile — ich glaube, das heißt dann Forsythe-String — anzugeben, damit nichts verraten wird. Es ging mir damals vor allem ums mühsame Aufstellen in einem Schachprogramm, das man sich damit erspart und nur Copy & Paste machen muß.

Ansonsten bin ich nach wie vor überzeugt, daß diese FEN-Strings die Chancen auf Beteiligung durch mitlesende Schachspieler sehr erhöhen. Gerade wenn jemand »schwankend« ist ob er sich mit einer evtl. schwierigen Aufgabe näher beschäftigen will oder nicht, kann diese Bequemlichkeit ausschlaggebend sein. — Die Schattenseite besteht natürlich in der Verlockung, zu früh aufzugeben und eine Engine zu befragen, was aber bei Märchenschach und ähnlichem wiederum praktisch eh nicht geht.

Viel Spaß weiterhin!

FRi 27. März 2011

Ich bin auch für FEN.
@PB: Mit der richtigen »Problemengine« wäre das Spicken natürlich auch kein Problem.

Losso 27. März 2011

Es gibt ein Freewareprogramm namens Popeye, das sehr viel löst. Nur bei einigen komplett ausgefallenen Märchenkombinationen und allem, was mit Retro zu tun hat, muss man auch da passen.

Die Bedienung muss man allerdings erlernen, ist nicht so ganz trivial.

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