Der Henker, der jetzt die Chalifenburg ganz und gar unter sich hat, den selbst die allmählich immer mehr aufkommenden Freunde der Zobaïda und Holagga umschmeicheln, redet wie ein ächter Staatsmann, bekämpft in erster Linie den Anhang der Prinzen Emin und Mamun. Und dann verlangt der rothe Mann, Holagga solle mit ihren Sängerinnen ein paar wehmüthige Lieder singen, um den Chalifen weicher zu stimmen. Die Holagga erklärt sich bereit, wenn Masrar so freundlich sein wolle, mit ihr eine Parthie Schach zu spielen. Und sie gehen in die stille Fischerhütte, die oben auf dem Veilchenhügel steht; die Holagga ist ein wildes Weibsbild, das vortrefflich Schach spielen kann.
Paul Scheerbart: Der Tod der Barmekiden (1897)
2 Kommentare
Unweigerlich drängt sich die Zwangsvorstellung auf, daß in dieser Fischerhütte nicht nur Schach gespielt wurde.
Diese Holagga ist wahrscheinlich (abgesehen vom beknackten Namen) die heimliche Traumpartnerin jedes Schachspielers. In der Realität machen wir indes überwiegend die Beobachtung, daß Eros und Caissa einander aus dem Weg zu gehen scheinen und fast nie am selben Ort präsent sind.
So geht es weiter. Da kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Das Sexualleben Scheerbarts gilt ja gemeinhin als sehr beschränkt, in Mühsams „Unpolitischen Erinnerungen“ findet sich diese Stelle: