Anlässlich der bevorstehenden Feiertage mag eine etwas schwierigere Aufgabe durchaus angebracht sein. Vielleicht mag jemand außerhalb des Kreises seiner Lieben ein Schachbrett hervorkramen und ein bisschen tüfteln. Diese Studie stammt von Rolf Richter. Weiß am Zug gewinnt. Es handelt sich hierbei wieder um eines meiner Lieblingsmotive – in außerordentlich gehäufter Form. Weiß muss achtgeben, dass er nicht matt- und der Schwarze nicht pattgesetzt wird. Wer die Lösung zu kennen glaubt, poste sie gern als Kommentar. Ansonsten werde ich nach dem Gänsebraten auflösen.
6 Kommentare
Das muß ein Riesenzufall sein: Diese Studie kam vor ein paar Tagen auch im Computerschach und Spiele-Forum unter http://f23.parsimony.net/forum50826/ vor. (Um die Lösung nicht zu verraten, gebe ich vorsichtshalber das genaue Posting nicht an.) Die dortige Fassung ist aber nicht ganz originalgetreu, bzw. es ist das erste Zugpaar weggelassen worden. Die Studie war Teil eines alten Schachprogramm-Tests zum selben Thema.
„Etwas schwieriger“ ist stark untertrieben! :-) Die Hauptmotive sind vielleicht bald zu entdecken, aber einen kompletten exakten Lösungsbaum zu erstellen, ist mir selbst mit Programmhilfe nicht in kurzer Zeit gelungen. Es ist ein brilliantes Beispiel höchster Studienkunst. – Zum Glück ist das Spielen gewöhnlicher Partien viel einfacher als das Lösen solcher Aufgaben.
Ich poste meinen Versuch mal so, dass er erst freigegeben werden muss.
1. nimmt das anderen nicht den Spaß, und
2. muss wohl irgendwo noch ein Fehler sein (Grund: s.u.)
Also: Das Thema ist ja schon implizit verraten: Lauter Läufer-Unterverwandlungen. Mal sehen, wieviel wir hinbekommen.
1. Ld1+ Ka3 2. f8 ist klar, weil erzwungen. Warum L?
2. f8D muss zum Patt führen, versuchen wir also d6 3. Dxd6 Sb4!, und wir stellen erstaunt fest, dass W am Zug nichts gegen das Patt mit Ld4+ und Sc2+ machen kann.
2….Lxf8 Ich habe ewig nachgedacht, wo eigentlich der Unterschied ist. Blindheit!2… .d6 3. Lxd6 Sb4 4. f7 Ld4+ 5. Lxd4 Sc2+ 6. Lxc2 ist einfach deshalb nicht Patt, weil das Feld b4 frei ist. Kurioserweise ist das vorher schwer zu sehen, weil es vom S blockiert wird und unter Kontrolle des wL stand (Restbild!).
3. f7! Damit ist die Diagonale a1-h8 geräumt. 3. b8D/L führt nicht zum Erfolg – das ist vermutlich der härteste Teil der Konstruktion, zumindest eine sehr lange Variante, um diesen Dual auszuschließen. 3….Lc5 4. Dd6 Lxd6 5. f7 Lc5 6. f8L (Dame führt wie gewohnt zum Patt) Lxf8 7. Lh4 sieht doch eigentlich gut aus, oder? Mattgefahr vorerst gebannt! – aber 7….Sc5! hält einfach b6 auf und droht Matt mit Sb3+ Lxb3 ab und b2.
Das kann nur durch das Tempo 8. b7 Sxb7 9. Lg5 Sc5 10. f5 verhindert werden, aber dann 10….Sb3+ 11. Lxb3 Kxb3! Diesmal der König! Weiß steht platt, da der d-Bauer läuft, den wL ablenkt und dann das Manöver a3; Lf8-h6-c1-b2 geht.
3….Lc5 4. f8L Warum diesmal? 4. f8D d6 5. Df6 ist zu betrachten (5. Dxd6 Sb4 wie oben). Darauf folgt das nette Se5! 6. Dxd6 Lxd6 7. b8L Lb4! Diesmal so herum. 8. Ld6 (8. Lxe5 Lc3+) Lxd6 9. f5 Lb4 10. Lxe5 Lc3+! 11. Lxc3 und patt, weil diesmal der L b4 kontrolliert. Der Fehler oben war also doch zu was gut….
4….Lxf8 Und jetzt bin ich ratlos. Thematisch wäre der Gewinnweg mit zwei weiteren Unterverwandlungen, etwa 5. b8L Lb4 6. Ld6 Lxd6 7. h7 Lc5 8. h8L Lxb6 9. f5 +-. Aber was spricht gegen den einfachen Gewinn
5. h7 Lc5 h8L Ld6 f5 ohne Unterverwandlung von b? Sehe ich nicht. Sollte das schöne Stück dualistisch sein?
Frohe Weihnachten an alle!
Ohne die Studie genauer angesehen zu haben (viel zu kompliziert für mich): 5. h7 lässt 5. … Lg7# zu.
Wie meine Vorredner.
1.Ld1+ Ka3 2.f8L d6 (Verführung!) 3.Lxd6 Lxd6 4.f7 Lc5 (Lb4 ist wohl gleich) 5.f8L Lxf8 6.b8L Lc5 7.Ld6 Lxd6 8.h7 Lc5 9.h8L Lxb6 10.Lc3 mit Gewinnstellung, denke ich. Die Warnung vor Matt und Patt war natürlich eine Hilfe.
Gibt es ein Computerprogramm, das das Problem vom 1.Zug an in annehmbarer Zeit löst? Ich hatte schon befürchtet, dass irgendwann noch die Frage auftaucht: Aus welcher Eröffnung ist die Stellung entstanden?
Allen einen guten Rutsch und ein gesundes und „punktiges“ 2007!
Wieder zurück und hoffe, dass alle ein schönes Fest hatten.
Entschuldigung wegen der furchtbar schlampigen Analyse oben. Manchmal ist es doch sinnvoll, ein Brett zu nehmen und die Stellung aufzubauen, bevor man vor lauter Geistervarianten das Matt in 1 nicht mehr sieht.
Also: 4…Lf8 ist natürlich Quatsch, da einfach b8D alles erledigt (Lc5 Dh8).
4….d6 5. Lxd6 Lxd6, und jetzt scheinen sowohl 6. h7 als auch zuvor 6. b8L zu gewinnen (s.o.)
Allerdings ist meinem Vorredner zuzustimmen, dass man weit konzeptioneller sowieso 2….d6 zur Hauptvariante machen sollte, dann fällt das nicht so ins Gewicht. Das Pingpongspiel der Ablenkung und Räumung kommt da viel schöner zum Tragen als beim aufgeschobenen Opfer 4….d6.
Für die Konstruktionsoptimierer wäre es natürlich DIE Herausforderung, auch noch b6 zur Unterverwandlung zu bringen, aber woher das Tempo nehmen?
Allen einen guten Rutsch!
Die Schachblätter sind stolz auf ihre überaus qualifizierte Leserschaft!