Wer einmal in Hamburg war

Was verbindet man mit Hamburg? Ja, Reeperbahn, da waren wir alle mal mit 20 Jahren; St. Pauli ist bald in der gleichen Liga wie Rostock, aber Schach? Gut, den HSK gibt und wird es wohl immer geben, aber auch wenn er Gastgeber des Wochenendes war: Der Schlager in der Bundesliga am Sonnabend in Hamburg war Bremen gegen Baden-Baden, zweiter gegen erster, (Noch-)Meister gegen (Neu-)meister! Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Entscheidung um den Titel ist noch lange nicht gefallen, Porz kann mit zwei Siegen immer noch am letzten Spieltag (gegen Baden-Baden, an Brett 1 dann Adams gegen Anand) die Krone holen…

Man hört öfter die Frage: Warum fährt man zu einer Veranstaltung der Bundesliga? Gut, Berlin war von Neubrandenburg aus zur damaligen Zeit naheliegend, da am Sonntag danach doch nicht so viel los war, aber trotzdem: Wieso Bundesliga schauen live vor Ort? Antwort. Genau deshalb! Man solle das Ganze nicht unterschätzen, in Vorbereitung eines Punktspieles (welche Varianten soll man denn auch bitte um 14.00 Uhr noch lernen??) ist so etwas nicht verkehrt (war auch damals zu Oberliga-Zeiten nicht verkehrt; Sch…ße, das Lübeck nicht mehr da ist: HSK, Bremen und Lübeck war eine klasse Auslese…), nichts geht über das Schauen, wie gestandene GM in Zeitnot schwimmen können – Doch, ich greife vor…!

Das alte „Schweriner“ Dream-Team (Helms ist es halt zur Zeit mal nicht) Rüdiger Paulat („Man ist so jung, wie man sich fühlt!“), Bernd Segebarth („Da müssen wir hin, das Spiel der Spiele!“) und der Schreiber der Zeilen („Bin in Schwerin, morgen nach Wismar, Hansa spielt Sonnabend eh nicht mehr, also ab nach Hamburg!“)

Erster Höhepunkt: Verfahren in Wandsbek! Das sieht alles auf einem Stadtplan nicht so schlimm aus, aber wichtige Regel zum Erreichen eines Zieles namens „Signal-Iduna-Gebäude“: Folge nicht jedem „Signal-Iduna“-Schild, was irgendwo an der Straße hängt…! Wir haben es trotzdem gemacht, und fanden uns im wahrscheinlich kleinsten Parkhaus Deutschlands wieder (Für begeisterte Fans: Einfach mal Filiale von Karstadt besuchen). Zur „Begeisterung“ der älteren Fahrgäste düste ich da einige Male die engen Auffahrten auf und ab (Nicht zu vergessen, Olympia 2006, Bob usw. …), dann kamen wir endlich zum Parkplatz; um dann festzustellen, dass wir am falschen Ort waren. „Zwei Stunden Fußmarsch“ wurden uns angekündigt, aber hey „Olympia 2006, Bob usw.“ , alle Mann wieder raus aus dem Parkhaus und immer weiter Richtung Schach. Und unglaublich: 20 min später stehen wir in einer einsamen Gegend voller großer Häuser und finden Schachspieler! Richtige Schachspieler in Strickjacke und Turnschuhen, wie beim Trainingsabend… Doch, ich greife schon wieder vor.

Der Gebäudekomplex im/um den Kapstadtring liegt da halt mitten in Hamburg, genial insofern, dass Parkplätze mitten vor dem Spiellokal liegen, man mag es kaum glauben, dass schaffen sie nicht mal in Schwerin in der Lübecker Straße am Sonntagmorgen! Und da, um 15.30 Uhr endlich angekommen, da waren sie alle: Vichi (also SF Anand), den kannte ich sonst nur im Anzug, jetzt in besagter Strickjacke und Turnschuhen sah er gleich 20 cm kleiner aus, Shirov, Gustafsson (der nur einen halben Punkt in zwei Partien des Wochenendes schaffte); bleibt trotzdem mein Held, weil er wenigstens vernünftig angezogen war…

Im Gegensatz zu Berlin waren die Spielbedingungen diesmal für alle o.k.; einziger Kritikpunkt: Wieso nahm man 4 Euro Eintritt? Für die Unkosten kann das nicht gereicht haben und wenn von 150 Besuchern höchstwahrscheinlich 100 gleich vom HSK kamen (die nichts zu bezahlen brauchten), dann ist man doch irritiert!

Aber zum Schachlichen: Der Knaller Bremen gegen Baden-Baden hielt eigentlich alles, was er im Vorfeld versprach; das Ergebnis wird man aber vor allem in Porz gerne registriert haben. Porz bekommt noch Bremen und Baden! Mit der jetzigen Situation an der Spitze ist halt noch alles drin, Porz kann aus eigener Kraft zumindest noch den Stichkampf gegen Baden erreichen, so oder so wird es bis zum letzten Spieltag spannend bleiben…

Selbst schuld, müsste man aus Sicht der Star-Truppe aus dem Badischen sagen. Wer zur ersten Zeitkontrolle 2,5-0,5 führt; miserabler Auftritt vom IM Fish gegen die „Punktemaschine“ P. Schlosser, echtes Drama für Shirov gegen Efimenko (letzterer schreibt in Zeitnot einen Zug doppelt auf, überschreitet daraufhin im 39.Zug beim Versuch einer Zugwiederholung die Zeit und muss dann auch noch seine Partie „sauberschreiben“, weil der Schiri ihm das „Geschmiere“ nicht abnehmen wollte) – ja, es war für alle was geboten! Danach dachten wir um 18.30 Uhr eigentlich, alles gesehen zu haben, aber wie wir nun wissen, ist nicht aller Tage Abend und die Bremer holten doch noch 4-4! Was wäre das für eine Mannschaft: das Geld der Porzer, die Teambetreuung der Badener (ich schätze mal, das werden so 20 Mann gewesen sein, die mit in Hamburg waren, zwei Mannschaftsleiter, GM Döttling als Edelkibitz und wer weiß, wer noch so alles von da kam…); die Kampfkraft von Bremen – in der Summe wohl unschlagbar! Bei Baden sollte man sich bei Krassenkow fragen, ob er vielleicht für die großen Kämpfe nicht groß genug ist, denn er hat seinen Jungs erneut ein wichtiges Match „versaut“, wenn nicht am Ende die Meisterschaft. Bei Werder auf der Homepage schreiben sie von einem Figurenopfer für die „Gelehrten des Grünfeld-Inders“, ich meine, dass das Opfer inkorrekt ist und vor allem der Schweizer Pelletier sich gar nicht beeindrucken ließ…Dumm gelaufen! Nebenan ließ Hamburg nichts anbrennen, zaubert mal eben Doc Müller wieder hervor und dieser lässt die Herzen der Endspielfans im Turmendspiel höher schlagen (und legt dann am Sonntag sogar noch nach…).

Alles in allem war es schön, wieder mal BuLi-Luft geschnuppert zu haben, ich empfehle auch die Berichte aus der Bundesliga-Seite und dann wollen wir mal sehen, ob wir uns Anfang April Kreuzberg noch antun müssen…

Sven Helms

Ein Kommentar

ches 20. März 2006

hallo sven,

schön, mal wieder was von dir zu lesen.

es grüßt dich dein „alter“ abikumpel matthias alias chesney

p.s. über post freue ich mich immer – ches@asiamail.com

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