Offener Brief an alle Mitglieder des Landesschachverbandes Mecklenburg-Vorpommern

Nachtrag, 3. Mai 2010: Inzwischen ist die Auseinandersetzung zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. Ich verweise noch auf eine Zusammenfassung nach einer Woche Diskussion und meine Stellungnahme zu einem als Kompromiss bezeichneten Vorschlag des Präsidenten vom letzten Donnerstag. Auch dieser Vorschlag wurde vor der Mitgliederversammlung noch zurückgezogen. Wie es schließlich ausgegangen ist, könnt ihr hier lesen. Dort findet sich auch eine Darstellung, wie andere Landesschachverbände mit dieser Frage umgehen. Und hier ein ein kleiner Ausblick auf die Schöne-Neue-Anti-Doping-Welt, wie wir sie auf Bundesebene haben — und auf Landesebene gerade noch verhindern konnten.

Liebe Schachfreunde!

Das Präsidium des Landesschachverbandes hat mehrheitlich beschlossen, der Mitgliederversammlung am 2. Mai 2010 in Güstrow eine Änderung der Satzung und die Verabschiedung einer Anti-Doping-Ordnung vorzuschlagen. Erlaubt mir bitte, dazu kurz meine Meinung zu schildern.

1. Es gibt kein Dopingproblem im Schach!

Es gibt meines Erachtens kein Dopingproblem im Schach. Ich spiele seit über 30 Jahren Schach und ich habe noch nie davon gehört, dass jemand versucht hätte, durch Einnahme von Substanzen oder durch bestimmte Verfahren wie Blutmanipulationen seine Leistung im Schach zu verbessern. Es gibt keine einzige ernstzunehmende Studie, in der festgestellt wird, dass so etwas überhaupt möglich wäre. Es gibt deshalb auch keinen eigenen Katalog von verbotenen Stoffen oder Methoden für das Schach – weil niemand wüsste, was er in einen solchen Katalog hineinschreiben sollte. Schachspieler sollen wie Radfahrer oder Gewichtheber behandelt werden.

2. Die Anti-Doping-Ordnung ist unverhältnismäßig!

Schach in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Amateursport. Es ist gerade das Schöne an unserem Spiel, dass es von allen Menschen gespielt werden kann, egal ob alt oder jung, Frau oder Mann, arm oder reich. Die Anti-Doping-Ordnung soll für jeden gelten, der im Zuständigkeitsbereich des Landesschachverbandes Schach spielt, also im Ligabetrieb, im Pokal oder bei Meisterschaften. Die Anti-Doping-Ordnung unterwirft jeden Schachspieler einem Kontrollregime. Er muss sich informieren, welche Stoffe und Methoden verboten sind – auf einer Internetseite in englischer Sprache! Wenn ihm der Arzt solche Stoffe verschreiben will, weil er vielleicht an einer Herzerkrankung oder einer psychischen Krankheit leidet, muss er sich das genehmigen lassen, bevor er das Medikament einnimmt. Er muss sich auf Urin und Blut kontrollieren lassen, wenn das die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) oder der Deutsche Schachbund (DSB) anordnen. Das gilt auch im Training. Wollen wir das? Nur weil wir Schach spielen wollen?

3. Die Anti-Doping-Ordnung ist ein Eingriff in die Verbandsdemokratie!

Die geplante Anti-Doping-Ordnung des Landesschachverbandes soll einfach alle Regelungen übernehmen, die der Deutsche Schachbund, die NADA und die World Anti-Doping Agency (WADA) verabschiedet haben und noch verabschieden werden. Die Mitglieder des Landesschachverbandes haben dann keinerlei Einflussmöglichkeiten mehr darauf, was als Doping gilt, wie kontrolliert und wie bestraft wird. Der Vollzug der Anti-Doping-Ordnung wird dem DSB übertragen. Über Änderungen der Anti-Doping-Ordnung des Landesschachverbandes darf die Mitgliederversammlung nicht mehr bestimmen, als einzige Ordnung im Landesschachverband entscheidet darüber allein mit einfacher Mehrheit das Präsidium. Das Landesschiedsgericht wird in diesem Bereich keine Zuständigkeiten haben.

4. Die Anti-Doping-Ordnung wird neue Schachspieler abschrecken und alte vertreiben!

Für Verstöße gegen die Ordnung sind Sanktionen vorgesehen. Wer sich zum Beispiel einer Kontrolle verweigert oder unerlaubt Medikamente nimmt, die auf der Dopingliste stehen oder wer (strafrechtlich nicht verbotene Drogen) wie Marihuana konsumiert, kann gesperrt und mit einer Geldstrafe von mindestens 100 Euro belegt werden. Wer Kaderspieler ist, muss dafür unterschreiben, bei Minderjährigen müssen die Eltern unterschreiben. Wird das das Schach attraktiver machen? Ich kann für mich nur erklären, dass ich nicht unter Aufsicht eines Kontrolleurs in einen Plastebecher pullern werde. Ich werde auch meine Erkrankungen nicht bekanntgeben. Wenn das von mir verlangt wird, ist meine Schachlaufbahn zu Ende.

5. Die Anti-Doping-Ordnung kann teuer werden!

Der Landesschachverband hat keinen Einfluss darauf, ob und wie kontrolliert wird. Die NADA finanziert sich natürlich aus den Kontrollen. Die Kosten von Dopingkontrollen belaufen sich auf einen dreistelligen Betrag pro Person und sollen vom Landesschachverband getragen werden. Wenn es der NADA also mal einfallen sollte, einen Landesligakampf zu kontrollieren, ist der Haushalt unseres Verbands gesprengt. Niemand kann verbindlich garantieren, dass das nicht passieren wird – oder wozu brauchen wir sonst eine Anti-Doping-Ordnung?

6. Warum dann eigentlich diese Ordnung?

Die Befürworter der Anti-Doping-Ordnung sagen natürlich selbst, dass wir diese Ordnung nicht brauchen. Niemand glaubt ja ernsthaft an ein Dopingproblem im Schach. Argumentiert wird nur damit, dass uns sonst die öffentliche Sportförderung verlorengeht. Es geht nur ums Geld. Ich sage darauf: Erstmal möchte ich ein Papier sehen, in dem ein Geldgeber des Landesschachverbandes oder der Vereine verlangt, dass wir eine Anti-Doping-Ordnung haben. Dann möchte ich wissen, um welche Beträge es sich handelt. Und dann erst kann man entscheiden, ob man die geschilderten Nachteile durch die Anti-Doping-Ordnung in Kauf nehmen möchte. Ganz deutlich: Ich halte es für Opportunismus und Heuchelei, eine Ordnung zu verabschieden, die man gar nicht anwenden möchte. Dann würde ich lieber auf das Geld verzichten. Das Ehrenamt an der Basis ist sowieso nicht bezahlbar.

7. Wir sind nicht allein!

Das Schach in Mecklenburg-Vorpommern wird auch ohne Anti-Doping-Ordnung weitergehen. Bayern und Hessen werden keine solche Ordnung verabschieden, Berlin hat die Frage vertagt. Uns wird deswegen schon niemand aus dem DSB werfen.

Die vorgeschlagene Anti-Doping-Ordnung setzt eine Satzungsänderung voraus, für die eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist. Der Greifswalder Schachverein wird gegen die Satzungsänderung und gegen die Anti-Doping-Ordnung stimmen.
Danke für eure Aufmerksamkeit!

Stefan Kalhorn
Stellvertretender Vorsitzender des Greifswalder Schachvereins
Vorsitzender des Schiedsgerichts des Landesschachverbandes
Greifswald, den 20.4.2010

177 Kommentare

Paul Onasch 22. April 2010

DIE VERNUNFT DES MENSCHEN TROTZ EINGRIFFS IN SEINE PERSÖNLICHKEITSRECHTE

Mehrfach positiv getestet
Olympiasieger Merritt gesperrt

Die Leichtathletik vermeldet einen weiteren prominenten Dopingfall: US-Star LaShawn Merritt wird nach drei positiven Tests innerhalb weniger Monate gesperrt, zumindest vorläufig.

400-Meter-Olympiasieger LaShawn Merritt aus den USA ist wegen der Einnahme eines anabolen Steroids suspendiert worden. Der 23-Jährige wurde zwischen Oktober 2009 und Januar 2010 bei insgesamt drei Tests positiv getestet, die vorübergehende Sperre hat er akzeptiert.

Paul Onasch 22. April 2010

Dieser aktuelle Beitrag geht seit wenigen Minuten durch die Medien.

Richard 22. April 2010

Spielt LaShawn Merrit auch Schach ?

Paul Onasch 22. April 2010

Nein, aber er ist Sportler und die herrschende Meinung bezeichnet Schachspieler auch als solche.

ein anderer HL 22. April 2010

1. Es gibt keine unabhängige Studie. Es ist völlig sinnlos nach einer zu suchen, die die Wirksamkeit oder nicht Wirksamkeit von irgendwelchen chemischen oder biologischen Stoffen in welcher Form auch immer beweist.

2. Ich finde, man muss hier mal zwei Dinge gewaltig unterscheiden.
Auf der einen Seite gibt es den 60 jährigen Hobbyspieler, der Spaß am Spiel hat und in Gesellschaft sein will.
Und auf der Anderen gibt es Top GMs die um gewaltige Preisgelder spielen.
Hier könnte man eine Dopingkontrolle als verhältnismäßig ansehen, aber bitte nicht in den Ligen des Landes.

Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.

ein anderer HL 22. April 2010

Warum hier von Olypiasiegern der Leichtathlektik und Teilnehmern der Tour de France gesprochen wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Das hat nichts mit dem Thema Doping im Schach zu tun, weil der Vergleich völlig hinkt.

Wenn man kein Turmendspiel beherrscht, nützt auch kein Steroid etwas.

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tritonus 23. April 2010

Und was hat dieser aktuelle Fall in der Leichtathlethik mit dem Schach zu tun?Soll dies der ultimative Beweis sein der dem Schachsport eine Dopingordnung aufnötigt?

Paul Onasch 23. April 2010

Wenn man vor einer Schachpartie allerdings außergewöhnlich aufgeregt ist, vielleicht ein Beruhigungsmittel oder ein Tütchen Marihuana. Auch gegenteiliges ließe sich durch entsprechende Substanzen bewirken.
Was die Beispiele betrifft, gibt es noch keine aus dem Schachsport, Kontrollen werden ja auch erst seit kurzer Zeit in geringem Umfang durchgeführt. Ernst Bedau, vielen hier sicher als Frontmann des DSB im Anti-Doping-Kampagne bekannt und gleichzeitig hauptberuflich Jurist), sprach einmal von Cannabis-Problemen in den 1. Ligen Österreichs und der Schweiz. Nichts genaueres weiß man nicht.
Da ich es mit den anderen Sportarten nicht lassen kann: Man mag es nicht glauben, bei unseren hier bereits erwähnten Freunden des Schießsports gab es bei Olympia in Peking einen Dopingfall. War es Anabolika, Blutdoping, EPO? Nein! Der verbotene Betablocker Propranolol (warum das denn, das bringt doch gar nichts). Und man höre und staune: „Zudem führt der Deutsche Schützenbund (DSB) zusätzliche Wettkampfkontrollen durch. Die etwa 400 Proben im Jahr kosten den Verband etwa 100.000 Euro“. Vielleicht sollten wir uns mit den Schützen tatsächlich zusammensetzen…

Paul Onasch 23. April 2010

@ tritonus: Wenn man die Ãœberschrift meines Beitrags mitliest, dann geht es nicht um einen ultimativen Beweis und auch nicht um den Schachsport, sondern um die Frage, ob Anti-Doping-Bestimmungen den Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von Leistungssportlern gerechtfertigen.

Stefan 23. April 2010

@rank zero: Die Passagen sind in der Tat etwas mehrdeutig, ich habe Niklas aber so verstanden, dass der DSB ursprünglich die Kontrollen auf der DSB-Ebene auf die Landesverbände abwälzen wollte — was jetzt nicht geschehen ist.

Kontrollen auf der LSV-Ebene sollen nach dem Entwurf der Ordnung dagegen auch vom LSV bezahlt werden. Aber solche Kontrollen soll es ja nach dem geschilderten Vertrag nicht geben.

@Paul: Ich bin ein bisschen erstaunt über deine Vergleiche: Natürlich bringen Betablocker beim Schießen etwas. Beim Schießen geht es um eine ruhige Hand, also Absenken der Muskelspannung durch Blutdrucksenkung. Das ist doch gerade der Punkt: Schach ist kein Bewegungssport. Es ist völlig gleich, ob jemand eine ruhige Hand hat, es ist auch egal, ob er Beinmuskeln wie ein Hürdensprinter hat oder sein Blut vermehrt Sauerstoff transportieren kann. Aber das alles wird für Schachspieler verboten. Jeder, der Blutdrucksenker nimmt und das werden hier nicht wenige sein, weil man Schach bis ins hohe Alter betreiben kann, soll sich darum kümmern müssen, ob das legal ist oder es sich gar genehmigen lassen, bevor (!) er sie nimmt?

Ich habe keine Kenntnisse darüber, wie Cannabis wirkt, mir persönlich wäre es jedoch egal, ob mein Gegner vor der Partie oder vor drei Wochen (auch das ist verboten, der Stoff ist sehr lange nachweisbar) einen Joint geraucht hat. Hauptsache, während der Partie wird nicht geraucht (und nicht getrunken, wie es ja gelegentlich bei LSV-Meisterschaften vorkommen soll).

Ob Psychopharmaka keine Wirkung auf die Leistungsfähigkeit im Schach haben. wird man beantworten können, wenn es eine ernstzunehmende wissenschaftliche Befassung mit der Frage gegeben hat, ob sie eine solche Wirkung haben. Die Fragestellung negativ zu formulieren, bringt mE keinen Erkenntnisgewinn.

Zuletzt: Wir sind uns wahrscheinlich darüber einig, dass es Betrug im Schach gegeben hat und wahrscheinlich noch gibt: Den Einsatz von Schachprogrammen während der Partie. Wenn jemand ein Programm auf seinem Handy hat und damit auf der Toilette mal eine kritische taktische Stellung durchrechnen lässt, kann er seine Spielstärke verbessern. Und machen wir etwas dagegen? Handyverbot, klar, aber man kann das Handy ja auch ein- und ausschalten. Wie wäre es mit dem Einsatz von Metalldetektoren? Taschenkontrollen? Nein, wir machen es nicht. Weil es unverhältnismäßig wäre. Weil ein Schachverband keine Polizei ist.

PS für Paul: Ich hatte noch einige Fragen zu dem Vertrag gestellt. Es wäre schön, wenn du sie noch beantworten könntest. Danke!

rank zero 23. April 2010

@ Stefan: Danke für den Kommentar, aber es geht hier nicht um Mehrdeutigkeit , sondern nur um das, was explizit in der Ordnung steht und beschlossen werden soll. Da ist § 11 eindeutig. Der LSV gibt die Hoheit komplett ab und ist bereit, alles zu bezahlen.

Hinweise auf irgendwelche Nebenabreden oder einen Vertrag, der nicht vorgelegt ist und im übrigen ohne Einfluss der Mitglieder jederzeit geändert werden könnte, sind in diesem Zusammenhang nichtig.

Der DSB wälzt im übrigen ohnehin alle Zusatzkosten auf die Mitglieder ab. Der Präsident hat nicht klar gemacht, worin der Vorteil eines Deals besteht, in dem jetzt zuerst der DSB zahlt und es sich danach von den Mitgliedern zurück holt. Formal wäre es ohnehin klar: Wenn der DSB von den Fördermitteln profitieren will und deshalb bei einer DSB-Veranstaltung testet, muss er das natürlich auch selbst bezahlen. Und wenn die Fördergelder nicht einmal dazu ausreichen, wäre die Frage ohnehin erledigt – dann fällt nämlich das ganze finanzielle Argument weg. Die Drohung „dass der DSB ursprünglich die Kontrollen auf der DSB-Ebene auf die Landesverbände abwälzen wollte“ ist keine. Natürlich hätten das die Landesvertreter schon aufgrund ihrer Sorgfaltspflicht ihren Verbänden gegenüber dem DSB klarmachen müssen.

Aus den vorliegenden mündlichen Berichten über die Verhandlungen mit dem DSB ergibt sich jedenfalls für mich, dass hier schriftlich detailliert Rechenschaft abgelegt werden müsste. Auf Basis der derzeitigen Informationen wäre eine Entlastung des Präsidiums für mich ausgeschlossen.

Patzer 23. April 2010

Hallo liebe Schachfreunde,

ich bin ein reiner Hobbyspieler im Verein und kenne keine Antidopingregeln oder eine Lister verbotener Substanzen!

Leider stelle ich für mich fest, wie eine Menge sehr intelligenter Menschen verunsichert ist und sogar daran denkt, den geliebten Sport aufzugeben. Und ich glaube, genau darin liegt das Problem! Was muss ich als ganz normaler Vereinsspieler in M-V künftig tun, nicht nur um nicht erwischt zu werden (denn Kontrollen soll es im Spielbetrieb in M-V ja wohl nicht geben), sondern auch ein reines Gewissen zu haben.

Ich bin dafür, dass Schach sich wie andere Sportarten den Antidopingregeln des Sports unterzieht. Schach ist ein Konzentrationssport wie das schon benannte Schießen.
Ich sehe darin eine Chance, dass Schach aus seinem Nischendasein herauskommt. Was wäre eine „echte“ olympische Medaille für einen Schachspieler; ja auch im medialen Fokus. Von den derzeit ausgetragenen Schacholympiaden nehmen doch nur Schachspieler Notiz.

Und noch etwas zu den Wachmachern: Wenn der Spielbetrieb in diesem Land nicht schon um 9 Uhr morgens, sondern um 10 Uhr oder 11 Uhr ausgetragen würde oder gar am Samstag nachmittag, dann bräuchte die keiner! M-V ist ein Flächenland und oft sind weite Wege bis zum gegnerischen Spiellokal, manchmal auf verschneiten Straßen zurückzulegen. Und dies somit in Dunkelheit. Das brächte also mehr Sicherheit und auch mehr Wohlbefinden!

LG

Roberto Gareis

Werner Berger 23. April 2010

Wenn die Mannschaftskämpfe im Winterhalbjahr am Samstagnachmittag ausgetragen werden, müsste die Rückfahrt auch im Dunkeln erfolgen.

Wer Blutduck senkende Mittel einnimmt, ist ein jetzt ein Dopingsünder, habe ich das richtig verstanden?! Oder müsste zumindest dieses sein gesundheitliches Problem dem Schiedsrichter offenbaren?! Oder wie jetzt?

MiBu 23. April 2010

Nur noch drei Anmerkungen von mir, dann werfe ich wegen offen zu Schau getragener Unbelehrbarkeit der Herren NR und PO das Handtuch:
1. Der von mir eingeführte inkriminierte und kritisierte Begriff „Sesselpuper“ ist (zumindest im Rheinland) keine Beleidigung, sondern eine ironische Bezeichnung für jemanden, der immer haarscharf an der Realität vorbei agiert, weil er die nicht wirklich kennt. Die Beiträge der beiden Herren zeigen (soweit ich das aus einigen hundert km Luftlinie Entfernung überhaupt bewerten darf), dass ich da vielleicht gar nicht so falsch gelegen habe. Jedenfalls scheint es mir so zu sein, dass die Mehrzahl der „einfachen Mitglieder“ eine andere Meinung und Einstellung zu dem Thema hat, als die Führung des LV. [Dabei dürfte es sich um keine Besonderheit des LV M-V handeln, sondern eher exemplarisch auch für andere LV stehen. Ausnahme ist ggfs. Hessen, weil der dortige Präsident Balló – ohne Dr. -, wie ich aus einer Mitteilung an mich entnehme, überzeugt ist, dass es kein wirksames Doping im Schach gibt.]
2. Wenn PO hier einen gerade aktuellen Dopingfall aus einem Bewegungssport heranzieht um damit zu belegen, wie wichtig doch der Kampf gegen Doping auch für Schachsportler ist, dann greife ich wieder in die Kiste der Pfui-Wörter und bezeichne ihn als Volksverdummer. Schach ist m.E. mit Billard zu vergleichen, die nach meiner Kenntnis auch kein Dopingproblem haben, sondern nur einen „Dopingfall“, weil der Billardverband auch die Anti-Dopingregeln umgesetzt hat und ein deutscher Meister so seinen Titel verlor – was dem Verband nachher selber peinlich war. (Billard und Darts werden bei Eurosport häufig übertragen, müssen also Sportarten sein. Ja dann sind wir es natürlich auch.)
3. Schon vor Jahren hat einen Selbstversuch zu dem (beim Schießsport mit Recht und medizinischer Begründung verbotenen) Betablockern von Dr. Pfleger gegeben. Er hat gegen Spasskij nach Einname eines solchen Medikamentes gespielt und furchtbar auf die Mütze bekommen. Er schildert selber, dass seine Aufmerksamkeit für den beginnenden Königsangriff seines Gegners völlig unterentwickelt war unter der dämpfenden Wirkung der Substanz. Es sei ihm aber noch sie so leicht gefallen, eine Niederlage zu akzeptieren. [Alte Lästermäuler behaupten allerdings, er hätte ohne Einnahme des Betablockers genau die gleichen Haue bezogen.]

Richard 23. April 2010

Bravo, Michael

rank zero 23. April 2010

Ich muss hier Paul Onasch noch einmal in Schutz nehmen – ich denke nicht, dass er primär Volksverdummer ist, sondern eher Opfer. Jedenfalls lesen sich seine Argumente wie die auswendig gelernten Parolen, die beispielsweise auf den Jugendsprecherseminaren von Jörg Schulz & Co. den Kindern eingehämmert werden. Mit 15-16 sind die Jugendlichen nicht unbedingt gereift genug, um so etwas abzuwehren oder zu reflektieren, schon gar nicht in der Korpsatmosphäre der DSJ-Funktionäre, wo es zählt, dazuzugehören. Später geben sie einfach stolz das Gelernte weiter und denken gar nicht weiter über die schiefen Vergleiche nach, die ihnen mal so beigebracht wurden.

Es ist ja kein Zufall, dass überall auf den Webseiten teilweise wortidentische komische Begründungen stehen.

Dazu wären zumindest ein paar Fragen noch einmal konkret zu beantworten:

Wann und in welcher Form ist dem Landesverband eine Mustervorlage der Satzungsänderung und der Dopingordnung vom DSB (m.W. damals noch aus der Bedau-Feder) zugegangen mit der Aufforderung, diese von oben umzusetzen?

Was hat das Präsident unternommen, um dies danach im Landesverband zu diskutieren?

Wie verhält sich der aktuelle Antrag inhaltlich zu der Vorlage von oben?

Und danach können wir mal drüber reden, ob die Schachspieler im Land ihre demokratischen Rechte ignoriert haben, weil sie sich nicht an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages gewandt haben. Mein Demokratieverständnis sieht anders aus.

Losso 23. April 2010

Ich will jetzt keine große Metadiskussion starten, aber den Beteiligten einen Mangel an Reflektionsfähigkeit zu unterstellen, halte ich für keinen besonders guten Stil.

Am derzeit besten Schachspieler der Welt gemessen sollte man allerdings schleunigst überprüfen, was für Inhaltsstoffe sich in Orangenbrause/-saft befinden, die leistungssteigernd wirken. Und natürlich: sind diese gesundheitsgefährdend?
(Kleiner Tipp: Zucker ist schlecht für die Zähne…)

Paul Onasch 23. April 2010

Liebe Schachfreunde,

unter den gegenwärtigen Bedingungen hege ich kein weiteres Interesse, mich von Schachfreunden aus dem Rheinland, Olaf Teschke und indirekt auch einem weiteren Präsidiumsmitglied beleidigen zu lassen – dies sollte man nicht missachten, denn der liebe Richard, der es als „bravo“ empfindet, dass ich als „Volksverdummer“ bezeichnet werde, sitzt ebenfalls im Präsidium und das dieses zu eigenständiger Reflexion in der Lage ist, zeigt sich allein darin, dass Richard auf jeder Präsidiumssitzung wohlwollend seine persönliche Meinung zum Thema Doping kundtun darf und nicht beleidigt, sondern mit ihm diskutiert wird. Ich habe kein gesteigertes Interesse daran, mir von Schachfreunde Teschke den Vorwurf gefallen zu lassen, des eigenständigen Denkens nicht fähig zu sein und mich auf Jugendsprecherseminaren – auf denen ich noch nicht ein einziges Mal anwesend war und die bereits seit Jahren nicht mehr von Jörg Schulz geleitet werden, wenn überhaupt jemals (soviel zum Thema Realitätsnähe) – von Mitgliedern der DSJ indoktriniert lassen zu haben. Diese Art der Kommunikation werde ich daher ablehnen, weil es für mich einen Mangel an gegenseitigem Respekt darstellt, den diese Herren dann bitte auch nicht von mir erwarten möchten, indem sie auf ernstgemeinte Antworten warten! Aus diesem Grund habe ich auch keine Interesse daran, den Ball zurückzuwerfen, denn bevor man anderen Menschen mangelnde Reflexion vorwirft, sollte man mit der Selbstreflexion beginnen und sich hinterfragen, wie viele Schritte man selbst in den letzten Tagen vorangeschritten ist, oder ob man andauernd die gleichen Fragen aufwirft, die direkt und indirekt mehrmals beantwortet wurden!

Gleichzeitig möchte ich aber nicht, dass die Anfrage von Roberto darunter leiden muss und werde auf diese eingehen und freue mich, dass diese Verunsicherung an uns herangetreten wird.
Aus meiner Sicht stellt sich die Sache so dar: Für alle Schachspieler sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Doping nicht zum Sport gehört, was durch entsprechende Anti-Doping-Ordnungen und Bestrebungen lediglich manifestiert wird. Insofern muss jeder Sportler mit sich selbst vereinbaren, ob er dopt oder Medikamente zu sich nimmt, die er aus gewissen gesundheitlichen Gründen benötigt. Brauche ich also ein Medikament zur Senkung des Blutdrucks, brauche ich mir über Doping keine Gedanken zu machen. Nicht anders läuft es im Leistungsbereich ab, nur dass dieser dadurch ergänzt wird, dass Dopingkontrollen durchgeführt werden. Damit die Kontrolle aber wissen, dass der Leistungssportler dieses Medikament aus gesundheitlichen Gründen genötigt, muss sich dieser von seinem Arzt und der NADA (das ist der zweite und wichtigste Schritt) ein Attest ausstellen lassen. Summa summarum: Im Breiten- und Freizeitsport ist jede Person Sportler und Kontrolleur zusammen und braucht weder ein Anti-Doping-Verfahren noch ein schlechtes Gewissen befürchten, wenn er ein Medikament benutzt, welches er benötigt. Beim Leistungssport werden diese Funktionen noch einmal gesplittet, da hinlänglich bekannt ist, was Menschen tun, wenn sie den Erfolg und das große Geld vor Augen haben und diese über die eigene Moral siegen.
Es ändert sich also für den Breitenspieler in Mecklenburg-Vorpommern nichts – die Regeln, die aus ethischen Gründen für jeden gelten, werden einfach nur kodifiziert.

Losso 23. April 2010

Hat sich eigentlich schonmal jemand gefragt, warum Dinge, die in 99% der Fälle eh illegal sind, für Sportler extra noch einmal kodifiziert werden müssen? Oder gibt es legal beschaffbare Dopingmittel auf der Nada-Liste?

MiBu 23. April 2010

Doch noch eine Bemerkung @losso: Auf der Dopingliste stehen eben nicht nur Kokain, Speed und ähnliche illegale Drogen oder anabole Steroide, sondern auch Medikamente wie (u.a.) Betablocker, Codein oder Diuretika. So kann man aufgrund etwa Bluthochdrucks ohne weiteres zum Doper werden. Die Einnahme bestimmter Mittel ist nämlich zulässig, wenn man das anmeldet. [Ist auch der Grund dafür, warum wohl jeder ernsthafte Schwimmer einen Doc hat, der ihm Belastungsasthma bestätigt!]

KPK 23. April 2010

Hallo Leute,

wenn ich mir verschiedene Kommentare durchlese, muss ich ehrlich sagen, dass ich enttäuscht bin über die Art und Weise, wie von Einzelnen diskutiert wird. Dass es verschiedene Meinungen gibt, ist klar. Keiner hat im Verlauf der Diskussion seiner grundsätzlichen Standpunkt geändert, aber nur 2 sind unbelehrbar und werden auch mehr oder weniger deutlich beleidigt. Dass muss nicht sein.

Ansonsten ist die Sache doch einfach: Die Mehrheit darf am 02.05. entscheiden, was passiert. Wenn man die Diskussionsbeiträge hier zusammenzählt, gibt es 3x ja, 1 Enthaltung (meine) und viele Gegenstimmen. Die Anti-Doping-Ordnung ist abgelehnt, ist halt so. Wenn es nicht wie erwartet kommt, müsste dies aber auch ohne weitere Beleidigungen hingenommen werden. Wenn jemand daraufhin mit dem Schach aufhören will, würde ich es für ziemlich irrational halten. Ihr solltet mir aber rechtzeitig Bescheid sagen, sonst stehe ich nächstes Jahr alleine da.

@ Losso: Wenn es nur um illegale Substanzen ginge, hätte Stefan den Brief wahrscheinlich nicht geschrieben

Losso 23. April 2010

> Wenn es nur um illegale Substanzen ginge, hätte Stefan den Brief wahrscheinlich
> nicht geschrieben

1. Es geht mE nicht um die Substanzen, sondern um die Dopingproben.

2. Welche nichtverschreibungspflichtigen(!), legalen Substanzen sollen das denn sein?

Prendimi 23. April 2010

Ort:
Iglu in einer Siedlung im ewigen Eis Grönlands; die Temperaturen liegen bei -30 Grad Celsius
Personen:
Nellie (eine Inuitfrau)
Nanuk (Nellies Ehemann)

Nanuk: Wir sollten Mausefallen aufstellen.
Nellie: Wieso das denn?
Nanuk: Damit wir auf die Mäuseplage vorbereitet sind.
Nellie: Aber ich habe hier noch nie eine Maus gesehen. Du?
Nanuk: Nein, aber wenn welche kommen, sollten wir darauf vorbereitet sein.
Nellie: Wo sollte denn eine Maus herkommen?
Nanuk: Das weiß ich nicht.
Nellie: Und meinst du, sie könnte hier überhaupt überleben.
Nanuk: Wohl kaum.
Nellie: Wozu brauchen wir dann Mausefallen.
Nanuk: Der Bürgermeister hat das angeordnet.
Nellie: Weiß der, wo die Mäuse herkommen sollen?
Nanuk: Nein, aber er meint, es könnte ja sein, dass sie irgendwann hier sind.
Nellie: Und wer bezahlt die Mausefallen?
Nanuk: Wir.
Nellie: Wir stellen uns Mausefallen ins Iglu, weil der Bürgermeister das anordnet, um auf eine Gefahr vorbereitet zu sein, die es nicht gibt und wahrscheinlich nie geben wird?
Nanuk: Richtig.
Nellie verlässt kopfschüttelnd das Iglu.

KPK 23. April 2010

Eskimos haben gar keine Bürgermeister!

Franz Beckenbauer: „Doping im Fußball bringt nichts. Durch Pillen nehmen kann man den Ball nicht besser stoppen und auch keine Tore schießen“

Schachspieler: „Durch Pillen nehmen kann man seine Turmendspielkenntnisse nicht verbessern.“

@ losso: Laut Olaf reicht sogar schon Nasenspray. Ansonsten sind wir uns natürlich einig, dass man in Deutschland zu verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne Rezept keinen Zugang hat

CBartolomaeus 23. April 2010

Ich finde eigentlich Diskussionsform und -niveau gar nicht sooo schlecht. (Jedenfalls in Anbetracht dessen, dass es sich um eine Online-Diskussion handelt. Da fallen schon mal ein paar offene Worte, die man vermutlich besser nicht auf die Goldwaage legen sollte.) Für eine der weisesten Lehren in diesem Zusammenhang halte ich übrigens „Be liberal in what you read, but conservative in what you post“.

Auch wenn niemand seinen Standpunkt geändert hat, sind doch IMHO einige Kernpunkte der Diskussion recht deutlich geworden. Da ich die Diskussion aus Zeitgründen nur oberflächlich verfolgt habe, maße ich mir nicht an, diese Kernpunkte zusammenfassen zu wollen. Aber auf jeden Fall gehört die Frage dazu, welche Kosten (im weitesten Sinne) man bereit ist, in Kauf zu nehmen, um nicht Gefahr zu laufen, Fördermittel zu verlieren.

Interessant finde ich auch den Einwurf von Roberto Gareis, dass es nämlich „Otto Normal-Schachspieler“ selbst bei gutem Willen kaum möglich sein dürfte, sich entsprechend der vorgeschlagenen Anti-Doping-Regelungen zu verhalten.

Ich persönlich habe die (vermutlich blöde) Eigenart, mich gerne regelgerecht zu verhalten. Das würde ich hinsichtlich der vorgeschlagenen Anti-Doping-Ordnung nicht mehr tun (können). Schon das ist für mich Grund genug, sie abzulehnen.

Und noch ein Einwurf: Da ich im Laufe meines Studiums etwas ökonomisch geprägt wurde, drängt sich mir der Eindruck auf, dass die ganze Idee des Anti-Doping-Kampfes im Schach eine große Ressourcenverschwendung ist. (Ich will damit natürlich nicht sagen, dass das der wichtigste Gesichtspunkt ist — insbesondere die Frage nach dem Eingriff in Persönlichkeitsrechte erscheint mir noch zentraler.) Wenn man bedenkt, wieviel Zeit diverse Personen allein in McPom bereits mit der Beschäftigung mit diesem Thema zugebracht haben, und wenn man zusätzlich bedenkt, wieviel Zeit es die Spielerinnen und Betreuer kosten würde, sich „normgerecht“ zu verhalten, und wenn man dann liest, dass weit gehend dahingehend Einigkeit herrscht, dass es kein Doping-Problem im (mecklenburg-vorpommerschen) Schach gibt, sondern dass es primär um die Fördermittel geht — dann sollten sich sämtliche Nackenhaare eines (gesamtwirtschaftlich) denkenden Menschen kräuseln.

MiBu 23. April 2010

Nun muss ich doch wortbrüchig werden, weil mir KPK ein wenig die Worte im Munde bzw. in der Tastatur rumgedreht und zudem meinen Stil moniert hat:
Meine Meinungsäußerungen sind meist polemisch zugespitzt. Das ist mir völlig klar, aber Ãœbertreiben veranschaulicht eben. Ich habe die Befürworter der Anti-Doping-Maßnahmen als „unbelehrbar“ bezeichnet, verkenne aber nicht, dass die Gegner genau so unbelehrbar sind und Ihren Standpunkt nicht aufgeben wollen und werden. Da stört es mich nur weniger, weil zufälligerweise deren Standpunkt mit meinem identisch ist. Also zur Klarstellung (oder weiteren Verwirrung): ALLE Schreiberlinge hier sind unbelehrbar, aber NR und PO halt doch noch etwas mehr als die anderen…
Ich würde auch einen deutlich sachlicheren Stil an den Tag legen, wenn die Befürworter sachliche Argumente auf den Tisch legen würden. Stattdessen wird die vom DSB vorgegebene Leier „Vorsicht, Mittelzuwendungen der öffentlichen Hand sind in Gefahr!“ wiederholt, das Gespenst (Achtung: Ãœbertreibung!) von sich auf dem Bahnhof heimlich ihr Dope besorgenden Chesskids an die Wand gemalt (Jedenfalls erinnere ich mich, so etwas in der Art bei Bedau aufgeschnappt zu haben) und dazu ein aktueller Dopingfall eines 400-m-Renners nicht näher bekannter schachlicher Qualifikation bemüht. Das ist IMHO Volksverdummung und ich lasse mir von niemandem in die Parade fahren und das als „Beleidigung“ (ab-)qualifizieren, um so einer sachlichen Analyse solcher Scheinargumente zu entgehen. [Wer deswegen will, kann mein Konterfei aus Schach 4/10 kopieren, an die Wand tackern und mit Dartpfeilen bewerfen. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Die wenigsten werden mich persönlich kennen, aber wer jetzt die Vorstellung eines lauten und polternden, wenig diplomatischen Egomanen hat, liegt gar nicht so falsch. Damit habe ich mir bisher gelegentlich auch Ärger eingebrockt, aber das war mir immer lieber als mich zu verbiegen oder sichtbare Missstände nicht zu thematisieren. Oder wie es Simon & Garfunkel formulierten: „I’d rather be a hammer than a nail (…) be a sparrow than a snail (…)“]

Ich frage mich natürlich auch, warum eigentlich die Diskussion hier auf diesem Blog (Das ist nicht gegen Dich oder das Blog gerichtet, Stefan, bitte nicht missverstehen.) ausgetragen wird. Das richtige Forum wäre dafür natürlich das Forum des DSB, auf dem sich jedes Mitglied eines des DSB angeschlossenen Vereins registrieren und seine Meinung kundtun kann. Eine echte Graswurzelentscheidung wäre dann auch noch, wenn der DSB-webmaster dann eine Umfrage einstellen würde, wie die Mitglieder zu dieser Frage stehen und das Ergebnis wiederum die Entscheidung des DSB zu dieser Frage präjudizieren würde. Leider hat der DSB kein solches Forum – was ich für bezeichnend halte, was die Strukturen des DSB anbelangt. (Schließlich geht es hier und jetzt ja „nur“ noch darum, ob einer der 17 LV „gleichgeschaltet“ wird.) Wenn ich mich richtig erinnere, wurde bei den (wenigen) Äußerungen von Herrn Deventer und evtl. anderen (weiß ich nicht mehr genau) bei rankzero in erster Linie das Geldargument für die Anti-Doping-Politik bemüht. Also liegen, wie ein Politiker das formulieren würde, „Sachzwänge vor, die unsere Entscheidung alternativlos machen“. Das ist typisch für ein unausgesprochenes Denkverbot, und bei dergleichen Sprech stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Es gibt beim DSB mit Sicherheit Einsparpotential, das höher als evtl. verloren gehende Zuwendungen ./. dafür aufzuwendende Kosten ist. DAS ist beim hier in Rede stehenden LV möglicherweise nicht der Fall, das kann ich nicht beurteilen. (Nur scheint mir die Argumentation der Befürworter hier auffällig ähnlich zu der der Befürworter beim DSB.) Mit anderen Worten: Der DSB hat in der Diskussion mit dem Innenministerum Bund auf ganzer Linie versagt. (Besonders befremdlich fand ich seinerzeit das „beredte Schweigen“ des Robert v.W. Hätte dieser Mann Rückgrat wie sein Vater, der Altbundespräsident, hätte es diese Entwicklung im DSB nicht gegeben.) Angesichts der im Vergleich mit anderen Sportarten doch recht geringen Mittelzuwendungen (Ist die Zahl von 17.500 EUR belastbar?) wäre aus meiner Sicht ein Sonderweg für die Bewegungslegastheniker mit den Holzpuppen sicher verhandelbar gewesen, hätte aber Anstrengung und Gegen-den-Strom-Schwimmen bedeutet. Wollte Grußonkel Robert wohl nicht, also hat der DSB den anderen Weg gewählt und den NADA-WADA-…-Mumpitz oktroyiert. Ausbaden müssen es jetzt wie es scheint die LVe und ggfs. die Vereine oder Spieler wie etwa Thomas Luther, der sich dem Schwachsinn nicht unterwerfen wollte und daher bei der DEM nicht spielen durfte. [Bekanntlich hat der Mann ein körperliches Handicap, aber das Rückgrat scheint glücklicherweise intakt zu sein.]

Ein Punkt noch, zu dem ich mich nicht geäußert habe: Hier war von NR zu lesen, die Mitglieder hätten sich an den Petitionsausschuss des Bundestages wenden können, aber das haben sie offenbar nicht gewollt oder nur geredet usw. Soll ich im Verein Unterschriften sammeln und nach Berlin schicken, weil mir die Ãœbernahme der Anti-Doping-Regeln des DOSB durch den DSB nicht zusagt und über den Ausschuss zu Fall bringen? Soll ich damit den für das Kulturgut Schach nicht nur sinnvollen, sondern fast zwingenden Sonderweg erreichen, den anzustreben die Führungsebene des DSB versäumt hat? Welche Aussicht hat eine solche Petition wohl? Herr Rickmann, auch Sie kriegen nun von mir den Kraftausdruck „Volksverdummer“ an die Jacke geheftet. Wenn Ihnen das nicht gefällt, können Sie mein Konterei usw. (s.o.)

Paul Onasch 23. April 2010

@ KPK: Ich habe diesen Kommentar von Olaf nicht gelesen, er stimmt aber auch nicht in seiner Gesamtheit, da es Nasensprays gibt, die man ohne Bedenken verwenden kann (pdf — Nasensprays auf Seite 12).

Paul Onasch 23. April 2010

@ MiBu: Um noch einmal deutlich zu werden: Was Sie hier betreiben hat nichts mit Rückgrat zu tun, sondern mit purer Peinlichkeit, damit dies einmal gesagt ist! Wer sich im Jahre 2010 nationalsozialistischer Termini bedienen muss, den kann ich nur zu seinem Mangel an Reflexionsfähigkeit und Anstand bedauern. Traurig ist es aus meiner Sicht zudem, dass ihre Beleidigungen und Taktlosigkeiten weiterhin auf diesem Blog geduldet werden, denn dies hat nichts, aber auch überhaupt nichts mehr mit dem Recht zu tun, seine persönliche Meinung darzustellen – damit dies einmal in aller Deutlichkeit gesagt worden ist!

CBartolomaeus 23. April 2010

Ha, wir sind soweit.

Oder zählt „nationalsozialistische Termini“ noch nicht?

Stefan 23. April 2010

@KPK Du weist richtig auf die Verbandsdemokratie hin. Ich schätze Demokratie außerordentlich. Die Mitgliederversammlung hat zu entscheiden und jeder muss dann für sich klären, ob und welche Konsequenzen das für ihn hat. Aber zu einer Demokratie gehört für mich nicht nur die Abstimmung, sondern auch der Austausch von Argumenten. Es freut mich, dass ich dazu beitragen konnte. Und zu einer Demokratie gehört Transparenz der Entscheidungsgrundlagen. Da fände ich es sehr hilfreich, mal den Vertrag zwischen DSB und NADA zu sehen. Meine diesbezüglichen Fragen an Niklas und Paul sind bis jetzt aber leider gänzlich ohne Antwort geblieben.

@Paul Ich darf dich mal zitieren:

Brauche ich also ein Medikament zur Senkung des Blutdrucks, brauche ich mir über Doping keine Gedanken zu machen … Im Breiten- und Freizeitsport ist jede Person Sportler und Kontrolleur zusammen und braucht weder ein Anti-Doping-Verfahren noch ein schlechtes Gewissen befürchten, wenn er ein Medikament benutzt, welches er benötigt

Dann zitiere ich mal den Entwurf der Anti-Doping-Ordnung:

2.1 Diese Ordnung findet Anwendung auf alle Athleten, die Schach im Zuständigkeitsbereich des LSV M-V ausüben und nicht in den Zuständigkeitsbereich des DSB fallen.

51. Ein Wirkstoff .. ist verboten, wenn er … in der „Liste der verbotenen Wirkstoffe …“ der WADA als verboten beschrieben ist.

5.2 Für medizinische Ausnahmegenehmigungen gelten die Regelungen des Artikels 5 des NADA-Codes …

Ist es dann nicht so, dass sich jeder organisierte Schachspieler in M-V eine Ausnahmegenehmigung holen muss, wenn er aus medizinischen Gründen einen verbotenen Stoff einnehmen muss? Wenn das so ist, dann nehme ich mal zur Kenntnis, dass der designierte Anti-Doping-Beauftragte des LSV hier dahingehend belehrt, die Anti-Doping-Ordnung nicht zu beachten.

Zum Schluss möchte ich nochmal betonen, dass es mir nicht um persönliche Angriffe, sondern um eine Diskussion der Sache geht. Aber ich betreibe das mit einer gewissen Vehemenz, weil ich gern vernünftige Regeln habe, die einzuhalten sind und weil diese uns von oben aufgezwungene Diskussion in meinen Augen Ausdruck dafür ist, dass sich das Schach hierzulande in die verkehrte Richtung entwickelt.

PS: Hier und in den Präsidien von LSV und DSB ist niemand ein Nazi und hier wird auch niemand als Nazi bezeichnet, „gleichgeschaltet“ stand 1. distanzierend in Anführungszeichen und ist 2. im allgemeinen Sprachgebrauch kein nationalsozialistischer Begriff. Deshalb keine Moderation von mir. Es gibt auf diesem Blog inzwischen über 3.700 Kommmentare und ich glaube, ich musste bisher zwei Kommentare löschen. Rau, aber herzlich soll es zugehen.

Prendimi 23. April 2010

Ich poste hier erneut Fragen, die von rankzero weiter oben schon aufgeworfen wurden. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurde ihnen keine Antwort zuteil, da der begleitende Ton als unpassend empfunden wurde. Die Antworten interessieren mich als Mitglied des LSV MV dennoch sehr. Verfehlungen im Tonfall oder das Abgleiten auf die persönliche Ebene muss ich mir in dieser Diskussion nicht anrechnen lassen und hoffe daher, dass die Fragen mit Antworten bedacht werden

„Wann und in welcher Form ist dem Landesverband eine Mustervorlage der Satzungsänderung und der Dopingordnung vom DSB (…) zugegangen mit der Aufforderung, diese von oben umzusetzen?

Was hat das Präsident unternommen, um dies danach im Landesverband zu diskutieren?

Wie verhält sich der aktuelle Antrag inhaltlich zu der Vorlage von oben?“

mit bestem Dank im voraus
Carsten Herrmann

MiBu 23. April 2010

Sehr schön, dann hat mein Kommentar ja emotionale Betroffenheit ausgelöst…
Im übrigen „muss“ ich mich nicht Termini aus der NS-Zeit bedienen. Ich habe lange geschwankt, ob ich den bewussten Terminus wirklich nehmen soll, habe dann aber pro entschieden und die „“ gesetzt. Was ich damit unterstreichen wollte, war das Prinzip, das hier eine bestimmte Grundausrichtung durch die gesamte Organisation von oben nach unten durchgezogen werden soll, und dafür haben die Braunhemden damals einen sprachlichen Ausdruck geprägt, der nicht zu optimieren ist. Ihr Urteil, das sei unanständig, peinlich und belege mangelnde Reflexionsfähigkeit habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen, behalte aber meine abweichende Einschätzung bei. (Selbstbild und Fremdbild können nun mal auseinanderfallen.)
Bei Beleidigung und Taktlosigkeit muss ich differenziert antworten: Taktlos kann gut sein, ich falle schon mal mit der Tür ins Haus. „Beleidigung“ ist hingegen ein strafbewehrtes Vergehen, dessen ich mich nicht schuldig gemacht zu haben glaube. Ich habe nur bestimmte Verhaltensweisen mit einem Werturteil versehen, das allerdings negativ ausgefallen ist. Ich verweise darauf, dass mein Klarname und meine E-mail-Adresse ohne Weiteres zu ermitteln sind, auch meine Wohnadresse lässt sch mit wenig Aufwand in Erfahrung bringen. Einem Strafantrag nach §185 StGB steht also rein technisch wenig entgegen. [Ãœbrigens kann ein Volksverdummer durchaus ein intelligenter Mensch sein, während Sie mir hier vorhalten, ich sei beschränkt. Was ist denn da ehrenrühriger?]
Das Verlangen nach Moderationseingriffen finde ich persönlich erstaunlich. Einmal (nein, zweimal) hart angegangen worden und schon wird beim Schiri der Feldverweis verlangt? Ohje… Wie kann ein so junger Mensch sich schon so „alt“ verhalten? Und seien Sie froh, dass ich keine ausführliche Erörterung über die Wichtigkeit der Frage „Sind alle Nasensprays Dopingmittel?“ folgen lasse. Ich lasse lediglich die Anmerkung fallen, dass die Eröffnung von Nebenkriegsschauplätzen (Ohweia, schon wieder ein Unwort!) zur Ablenkung von der Hauptsache mir ebenfalls recht unsympathisch ist.

Paul Onasch 23. April 2010

@ Stefan: Eingangs möchte ich betonen, und das ausdrücklich, dass die Äußerungen „Volksverdummer“ und insbesondere „gleichschalten“ (ich bitte dich, dir diese – unverschämte – Beleidigung aller Opfer der nationalsozialistischen Gleichschaltung einmal auf der Zunge zergehen zu lassen!) mit einer sachlichen Diskussion nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts zu suchen haben und es lässt mich stark daran überlegen, ob ich weiterhin an einem Blog meine Meinung äußern möchte, in dem Äußerungen dieser Person nicht nur akzeptiert, sondern gar als „bravo“ kommentiert werden!

Hast du denn auch einmal in den Artikel 5 des NADA-Codes geschaut, den du gerade zitierst?
Teil 1 – Trainingskontrollen (Irrelevant, da es keine Trainingskontrollen geben wird!)
„5.1.1 Die NADA ist zuständig für die Organisation und Durchführung von Trainingskontrollen bei Athleten des Testpools der NADA und sonstiger dem Anwendungsbereich des NADC unterfallender Athleten.“
Teil 2 – Wettkampfkontrollen
„5.1.2 Für die Organisation und Durchführung von Dopingkontrollen Innerhalb
des Wettkampfs ist die den Wettkampf veranstaltende Anti-Doping-Organisation zuständig, soweit die Zuständigkeit nicht der NADA übertragen wurde.“
Wettkampfkontrollen finden also in Absprache mit den veranstaltenden Anti-Doping-Organisationen statt und da dies nach 1.3 der Anti-Doping-Ordnung des LSV M-V der DSB ist („Der LSV M-V überträgt den Vollzug dieser Ordnung auf den Deutschen
Schachbund (DSB).“), benötigen medizinische Ausnahmegenehmigungen lediglich die Kaderspieler des DSB und Teilnehmer der DEM Männer sowie Frauen, der u18w sowie u18.
Gegenfrage zum Vertrag und zur Glaubwürdigkeit von Herrn Bedau: Wo fanden denn in 2009 Dopingkontrollen statt? Das wird hier doch sicher jemand recherchiert haben. Ich weiß es von der DEM der Männer und der DEM u18 sowie u18w.

Zum Abschluss noch etwas Formelles und von einer Kommentierung sehe ich einmal ab: Ich bin das direkte Gegenteil des designierten Anti-Doping-Referenten des LSV, sondern werde diese Funktion nach zweijähriger (!) Amtszeit in der nächsten Woche an Georg Lansky übertragen.

KPK 23. April 2010

Du hast recht, Stefan, Transparenz ist wichtig. Diesbezüglich kann man dem LSV MV aus meiner Sicht vielleicht vorwerfen, den entsprechenden Menüpunkt auf der Homepage nicht genügend beworben zu haben (Paul wies schon darauf hin). Diverse Fragen hätten vielleicht schon früher gestellt und beantwortet werden können. Ansonsten weiß ich nicht, wann du deine Fragen an Niklas und Paul gestellt hast, diese Diskussion geht hier aber erst seit 3 Tagen und ein bisschen Antwortzeit sollte man auch im Online-Zeitalter gewähren. Ich selbst beantworte auch nicht jede Mail sofort. Und jetzt mache ich erst mal Wochenende.

HL 23. April 2010

@ CBartolomaeus:

Wie unheimlich, du kannst wohl meine Gedanken lesen. Keine halbe Stunde vor deinem Post wollte ich auch schon Godwin`s Gesetz erwähnen.

@ alle anderen:

Sorry, dass das hier kein für die Diskussion konstruktiver Beitrag ist.

Paul Onasch 23. April 2010

Vielen Dank für den Hinweis, dass Anführungsstriche die Etymologie eines Wortes verändern. Für mich stellen sie trotzdem keine meliorisierende Konnotation dar. Ich stelle mir gerade die Frage, und die anwesenden Juristen werden mir dies sicher beantworten können, ob in Anführungszeichen dargestellte Symbole vor einem Strafantrag nach § 86 a StGB schützen?

Werner Berger 23. April 2010

„Gleichschaltung“ ist keine Beleidigung, weder mit noch ohne Anführungsstriche.

Paul Onasch 23. April 2010

„Gleichschaltung“ stellt einen Vergleich mit der Einrichtung der nationalsozialistischen Diktatur dar und soll keine Beleidigung sein – da lässt sich ja nur noch Thomas Doll zitieren.

Werner Berger 24. April 2010

Das war bestimmt kein Strafgesetzbuchkommentator.

Paul Onasch 24. April 2010

@ Prendimi: Karsten, sehr gern versuche ich auch diese Fragen zu beantworten, muss aber auch gestehen, dass ich nicht die entsprechenden Unterlagen habe – sondern Niklas – und es daher nur aus der Erinnerung her wiedergebe.

„Wann und in welcher Form ist dem Landesverband eine Mustervorlage der Satzungsänderung und der Dopingordnung vom DSB (…) zugegangen mit der Aufforderung, diese von oben umzusetzen?“
Die geplante Satzungsänderung des DSB ist uns etwa Anfang des Jahres 2008 zugegangen, wobei es Diskussionen auf DSB-Ebene mit den Ländern bereits vorher gab. Der konkrete Entwurf gehörte dann zu den Materialien für den DSB-Kongress vor zwei Jahren in Zeulenroda, bei dem die Anti-Doping-Ordnung verabschiedet wurde.

„Was hat das Präsident unternommen, um dies danach im Landesverband zu diskutieren?“
Bereits vor dem DSB-Kongress haben wir damit begonnen, Aufklärungsarbeit zu betreiben, die folgendermaßen aussah: Nach anfänglichen Diskussionen mit einigen Mitgliedern habe ich auf der Mitgliederversammlung 2008 einen Vortrag über „Doping und Schach“ mit einer anschließenden Diskussionsrunde gehalten, die nicht so ausging, wie es viele Teilnehmer dieser Diskussion hier erwarten – Ralf kann darüber berichten. Anfang des Jahres 2009 hat sich das Präsidium auf seiner Klausurtagung nach langen und kontroversen Diskussionen zu dem Thema positioniert und das Resultat wurde von mir in einem Positionspapier festgehalten sowie ein Schreiben mit Fragen und Antworten zum Thema Doping verfasst. Beide Dokumente gingen sowohl allen Vereinen des LSV per E-Mail zu und sie wurden auf dem neu eingerichteten Menüpunkt „Antidopingkampf“ auf unserer Homepage eingestellt. In der anfänglichen Folgezeit haben einige Schachfreunde und auch ich Zeitschriftenartikel und Beiträge auf der Homepage veröffentlicht. Man sieht aber bei einem jetzigen Blick, dass bis auf einen Artikel von Dirk Poldauf, den Jens Motullo einstellen ließ, seit April 2009 kein Diskussionbeitrag verfasst wurde. Gleichzeitig bestand im Forum des LSV, welches bis ins letzte Jahr hinein existierte, die Möglichkeit, das Thema Doping zu diskutieren. Ebenso wurden mit Ausnahme der Teilnehmer der DEM u18 und u18w, die im Vorfeld von uns und der DSJ aufgeklärt wurden, keine Anfragen an meine Person gestellt. Der Wille zur Diskussion war also vorhanden und zeigt sich meines Erachtens auch darin, dass sich Niklas und ich an dieser „Diskussionsrunde“ beteiligen. Unser Versuch war vorhanden und wir haben versucht, die Dinge zu tun, die für die entsprechende Aufklärung notwendig waren. Leider sind wir auch keine ausgesprochenen Anti-Doping-Experten, mussten – und müssen uns noch immer – selbst in die Dinge einarbeiten, was u. a. dazu führte, dass ich ein entsprechendes Seminar des LSB mit Vertretern der NADA und WADA besuchte. Niklas und ich haben den Versuch unternommen, administrative, medizinische und juristische Fragen zu klären und an euch weiterzuleiten.

„Wie verhält sich der aktuelle Antrag inhaltlich zu der Vorlage von oben?”
Was den aktuellen Antrag der Anti-Doping-Ordnung an die Mitgliederversammlung betrifft, setzt dieser meiner Kenntnis nach die Richtlinien des DSB und des Landessportbundes (die jeweils konkret mit uns zusammenarbeitenden Institutionen) um.

Prendimi 24. April 2010

Vielen Dank für die ausführliche Antwort Paul, wenn du mir demnächst noch das C im Vornamen lässt, werde ich noch besser einschlafen können ;)

Richard 24. April 2010

Hi Paul,

da ich ja jetzt in die Reihe der „Paul-Beleidiger“ aufgerückt bin, muß ich wohl noch einmal etwas ausführlicher Stellung nehmen. Ich bin (zur Zeit noch) Mitglied des Präsidiums der LSV MV und bin und war von Anfang an ein Gegner der Anti-Doping-Ordnung. Meine Begründung deckt sich im Wesentlichen mit dem Offenen Brief von Stefan: Grundsätzlich bin ich gegen Doping, wie es z.B. bei den Radfahrern und Leichtathleten betrieben wird. Aber beim Schach gibt es kein Doping und kein Dopingproblem. Auf die Nichtexistenz der immer wieder vermuteten wissenschaftlichen Studien wurde ja schon hingewiesen. Kein Dopingproblem, keine Dopingkontrollen, keine Antidopingordnung.

Falls sich das einmal im Schach ändern sollte, bin ich gerne bereit, über die Einführung einer Antidopingordnung zu diskutieren.

Die ganze Diskussion wie sie hier läuft, wird immer mit der Notwendigkeit der Förderung über die Sporttöpfe begründet. Das ist auch ein diskussionswürdiger Grund und ich bin dagegen, daß die ADO aus diesem Grund eingeführt wird. Mir ist mein freier Wille mehr wert, als 17,– Euro im Jahr (mal 17 tausend auf 1000 Mitglieder gerechtet). Das kann natürlich jeder andere Mensch anders sehen.

Warum Du Paul (und auch Du Niklas) diese ADO so vorantreibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Glaubt Ihr wirklich, was Ihr postet ? Oder geht es um eine Karriere in der DSJ und im DSB (oder in der Politik ganz allgemein). Ich verstehe Euch nicht. Ich verstehe aber Michael Buscher. Daher „Bravo“.

Persönlich glaube ich nicht, daß Du, Paul, ein Volksverdummer bist. Aber warum Du so vehement für die ADO eintrittst, verstehe ich eben auch nicht…

Also, Paul, sei nicht beleidigt, sondern versuche die AD-Diskussion weiter sachlich zu führen.

Viele Grüße aus dem Cyberspace, Richard

PS: „Gleichgeschaltet“ beschreibt meiner Meinung nach sehr gut den Vorgang, daß auf Bundesebene etwas beschlossen wird und die Landesverbände das dann „umsetzen müssen“. Die Sache mit dem Seilbahngesetz war ja sogar dreistufig (EU, BRD, MV). Vielleicht müssen ja auch demächst die Vereine noch eine Anti-Doping-Ordnung verabschieden ?

Dass der Begriff in der NS-Zeit ebenfalls verwendet wurde, ist natürlich problematisch, aber welches wäre ein besserer Begriff ?

LowScore 24. April 2010

Richard:

Dass der Begriff in der NS-Zeit ebenfalls verwendet wurde, ist natürlich problematisch, aber welches wäre ein besserer Begriff ?

MiBu:

Was ich damit unterstreichen wollte, war das Prinzip, das hier eine bestimmte Grundausrichtung durch die gesamte Organisation von oben nach unten durchgezogen werden soll, und dafür haben die Braunhemden damals einen sprachlichen Ausdruck geprägt, der nicht zu optimieren ist.

Nunja, alternativlos ist der Begriff sicherlich nicht: die deutsche Sprache ist dermaßen reich an Worten, dass man für etwas, dass von oberster Stelle beschlossen wird und dann von unteren Stellen umgesetzt werden muss, Begriffe wie aufgedrängt, aufgezwungen, diktiert, aufgenötigt, auferlegt, oder (mein Favorit) oktroyiert verwenden kann.

Losso 24. April 2010

Bezüglich der Aufklärungsarbeit und des Informationsflusses kann man mE dem LSV keinen Vorwurf machen. Auf den Landesmeisterschaften wird dieses Thema behandelt und der Eintrag auf der LSV-Seite ist auch schon lange da.

Ich fände es besser, wenn man so ein Thema im Rahmen von Fair-Play als untergeordnete Kategorie behandeln würde.
Wichtigere Themen wären mE:
Keine Hilfsmittel am Brett, kein Reinreden in Partien, kein Vorsagen oder Vorsagen-Lassen von Zügen, Handy ausschalten, kein Pocketfritz und vor allem das Thema Alkoholkonsum und Schach.

Richard 24. April 2010

@LowScore:

ein Substantiv bitte: Diktat scheint mir ein bißchen zu hart zu sein, Oktroyation kenne ich nicht, habe ich wahrscheinlich gerade erfunden, Aufdrängung ?, Aufzwang ?, Nötigung ? – hm, das wäre ja ein Straftatbestand.

Naja, vielleicht fällt ja jemand noch ein schönes Substantiv ein…

Mit Gleichschaltung ist ja auch der Prozess gemeint, wie von oben nach unten so nach und nach alle umfallen. Also vom Beginn des Dikats bis zu dem Moment, wo alle eine Antidopingordnung haben…

Richard 24. April 2010

@Stefan

Kannst Du bitte die beiden Newlines aus Paragraph 1 und 3 rauseditieren in meinem letzten Post ? Sieht häßlich aus…

LowScore 24. April 2010

Die Substantivierung von Verben (ich dachte zunächst anhand des Beitrags von Richard, es ginge um das Verb „gleichgeschaltet“) ist nicht immer die eleganteste Lösung, aber durchaus möglich:
die Aufdrängung, die Aufzwingung, das Diktat, die Aufnötigung, die Auferlegung, oder eben auch die Oktroyierung der Anti-Doping-Gesetze.

@topic: Ich bin sehr gespannt auf den Ausgang der Abstimmung in M-V. Aber das Schachspielen im Verein geht so oder so weiter…

Stefan 24. April 2010

Straftatbestände hat hier bestimmt niemand erfüllt, eine Meinungsäußerung darf auch zugespitzt sein und Gleichschaltung ist kein strafrechtlich relevanter Begriff. Diese Diskussion finde ich nicht sehr ergiebig.

Ich möchte nochmal juristisch werden und auf Paul zurückkommen. Ich kann mich natürlich irren und ich lasse mich auch gern berichtigen. Aber zunächst muss mal festgestellt werden, was juristisch gelten soll. Und dazu halte ich mich an die vorliegenden Texte. Der Vertrag mit der NADA ist mir nicht bekannt und Niklas kann ja daraus zitieren, ohne den Vertrag vorzulegen.

Paul schreibt:

Trainingskontrollen (Irrelevant, da es keine Trainingskontrollen geben wird!)

Dagegen Ziffer 2.1 Buchstabe d der geplanten Anti-Doping-Ordnung:

Diese Ordnung lässt Trainings- und Wettkampfkontrollen zu.

Paul schreibt:

Wettkampfkontrollen finden also in Absprache mit den veranstaltenden Anti-Doping-Organisationen statt und da dies nach 1.3 der Anti-Doping-Ordnung des LSV M-V der DSB ist (”Der LSV M-V überträgt den Vollzug dieser Ordnung auf den Deutschen Schachbund (DSB).”), benötigen medizinische Ausnahmegenehmigungen lediglich die Kaderspieler des DSB und Teilnehmer der DEM Männer sowie Frauen, der u18w sowie u18.

Das verstehe ich nicht. Warum müssen nur diejenigen ihre Genehmigungspflicht hinsichtlich von Medikamenten erfüllen, die an Wettkämpfen teilnehmen, die kontrolliert werden? Das sehe ich anders:

Die Anti-Doping-Ordnung ist auf alle anwendbar, die Schach im Zuständigkeitsbereich des LSV M-V ausüben (Ziffer 2.1 Buchstabe c der Ordnung). Ziffer 5.1 der Ordnung regelt die verbotenen Stoffe (alle Stoffe, die zum Zeitpunkt des Verstoßes auf der Liste der WADA stehen) und Ziffer 5.2 der Ordnung regelt die medizinischen Ausnahmegenehmigungen, dafür sollen Artikel 5 des NADA-Codes sowie der „Internationale Standard für medizinische Ausnahmegenehmigungen“ gelten. Natürlich habe ich Artikel 5 des NADA-Codes (pdf) gelesen (Wofür hältst du mich eigentlich, Paul?)! Artikel 5 des NADA-Codes regelt die Dopingkontrollen, nicht die Ausnahmegenehmigungen. Die medizinischen Ausnahmegenehmigungen sind in Artikel 4 Ziffer 4.4 des NADA-Codes geregelt. Okay, vielleicht ist Ziffer 5.2 des Präsidiumsentwurfs für eine Anti-Doping-Ordnung auch nur unsauber formuliert. Das ist ja auch ein Problem bei Gesetzen, die dynamisch auf andere Regelwerke verweisen, Normklarheit ist dabei schwer zu erreichen.

Paul, du beschreibst einen Unterschied in der Behandlung zwischen „Leistungssportlern“ und „Breitensportlern“ im Schach, den ich rechtlich bisher nicht entdecken kann. Sollte deine Argumentation wirklich so lauten: „Nur Kaderspieler bei Meisterschaften auf Bundesebene können kontrolliert werden, alle anderen müssen sich um die Anti-Doping-Ordnung nicht kümmern“, halte ich das für problematisch. Dann würde eine Dopingordnung des DSB ja vollkommen ausreichen, da nur dessen Wettkämpfe betroffen sind.

Zuletzt tut es mir leid, dass ich deine Funktion falsch bezeichnet habe. Auf der LSV-Seite bist du als Vorsitzender der Schachjugend bezeichnet, aber richtig, hier steht es (pdf). Damals meintest du übrigens auch noch, dass es im Schach kein Dopingproblem gebe ;-)