Offener Brief an alle Mitglieder des Landesschachverbandes Mecklenburg-Vorpommern

Nachtrag, 3. Mai 2010: Inzwischen ist die Auseinandersetzung zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. Ich verweise noch auf eine Zusammenfassung nach einer Woche Diskussion und meine Stellungnahme zu einem als Kompromiss bezeichneten Vorschlag des Präsidenten vom letzten Donnerstag. Auch dieser Vorschlag wurde vor der Mitgliederversammlung noch zurückgezogen. Wie es schließlich ausgegangen ist, könnt ihr hier lesen. Dort findet sich auch eine Darstellung, wie andere Landesschachverbände mit dieser Frage umgehen. Und hier ein ein kleiner Ausblick auf die Schöne-Neue-Anti-Doping-Welt, wie wir sie auf Bundesebene haben — und auf Landesebene gerade noch verhindern konnten.

Liebe Schachfreunde!

Das Präsidium des Landesschachverbandes hat mehrheitlich beschlossen, der Mitgliederversammlung am 2. Mai 2010 in Güstrow eine Änderung der Satzung und die Verabschiedung einer Anti-Doping-Ordnung vorzuschlagen. Erlaubt mir bitte, dazu kurz meine Meinung zu schildern.

1. Es gibt kein Dopingproblem im Schach!

Es gibt meines Erachtens kein Dopingproblem im Schach. Ich spiele seit über 30 Jahren Schach und ich habe noch nie davon gehört, dass jemand versucht hätte, durch Einnahme von Substanzen oder durch bestimmte Verfahren wie Blutmanipulationen seine Leistung im Schach zu verbessern. Es gibt keine einzige ernstzunehmende Studie, in der festgestellt wird, dass so etwas überhaupt möglich wäre. Es gibt deshalb auch keinen eigenen Katalog von verbotenen Stoffen oder Methoden für das Schach – weil niemand wüsste, was er in einen solchen Katalog hineinschreiben sollte. Schachspieler sollen wie Radfahrer oder Gewichtheber behandelt werden.

2. Die Anti-Doping-Ordnung ist unverhältnismäßig!

Schach in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Amateursport. Es ist gerade das Schöne an unserem Spiel, dass es von allen Menschen gespielt werden kann, egal ob alt oder jung, Frau oder Mann, arm oder reich. Die Anti-Doping-Ordnung soll für jeden gelten, der im Zuständigkeitsbereich des Landesschachverbandes Schach spielt, also im Ligabetrieb, im Pokal oder bei Meisterschaften. Die Anti-Doping-Ordnung unterwirft jeden Schachspieler einem Kontrollregime. Er muss sich informieren, welche Stoffe und Methoden verboten sind – auf einer Internetseite in englischer Sprache! Wenn ihm der Arzt solche Stoffe verschreiben will, weil er vielleicht an einer Herzerkrankung oder einer psychischen Krankheit leidet, muss er sich das genehmigen lassen, bevor er das Medikament einnimmt. Er muss sich auf Urin und Blut kontrollieren lassen, wenn das die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) oder der Deutsche Schachbund (DSB) anordnen. Das gilt auch im Training. Wollen wir das? Nur weil wir Schach spielen wollen?

3. Die Anti-Doping-Ordnung ist ein Eingriff in die Verbandsdemokratie!

Die geplante Anti-Doping-Ordnung des Landesschachverbandes soll einfach alle Regelungen übernehmen, die der Deutsche Schachbund, die NADA und die World Anti-Doping Agency (WADA) verabschiedet haben und noch verabschieden werden. Die Mitglieder des Landesschachverbandes haben dann keinerlei Einflussmöglichkeiten mehr darauf, was als Doping gilt, wie kontrolliert und wie bestraft wird. Der Vollzug der Anti-Doping-Ordnung wird dem DSB übertragen. Über Änderungen der Anti-Doping-Ordnung des Landesschachverbandes darf die Mitgliederversammlung nicht mehr bestimmen, als einzige Ordnung im Landesschachverband entscheidet darüber allein mit einfacher Mehrheit das Präsidium. Das Landesschiedsgericht wird in diesem Bereich keine Zuständigkeiten haben.

4. Die Anti-Doping-Ordnung wird neue Schachspieler abschrecken und alte vertreiben!

Für Verstöße gegen die Ordnung sind Sanktionen vorgesehen. Wer sich zum Beispiel einer Kontrolle verweigert oder unerlaubt Medikamente nimmt, die auf der Dopingliste stehen oder wer (strafrechtlich nicht verbotene Drogen) wie Marihuana konsumiert, kann gesperrt und mit einer Geldstrafe von mindestens 100 Euro belegt werden. Wer Kaderspieler ist, muss dafür unterschreiben, bei Minderjährigen müssen die Eltern unterschreiben. Wird das das Schach attraktiver machen? Ich kann für mich nur erklären, dass ich nicht unter Aufsicht eines Kontrolleurs in einen Plastebecher pullern werde. Ich werde auch meine Erkrankungen nicht bekanntgeben. Wenn das von mir verlangt wird, ist meine Schachlaufbahn zu Ende.

5. Die Anti-Doping-Ordnung kann teuer werden!

Der Landesschachverband hat keinen Einfluss darauf, ob und wie kontrolliert wird. Die NADA finanziert sich natürlich aus den Kontrollen. Die Kosten von Dopingkontrollen belaufen sich auf einen dreistelligen Betrag pro Person und sollen vom Landesschachverband getragen werden. Wenn es der NADA also mal einfallen sollte, einen Landesligakampf zu kontrollieren, ist der Haushalt unseres Verbands gesprengt. Niemand kann verbindlich garantieren, dass das nicht passieren wird – oder wozu brauchen wir sonst eine Anti-Doping-Ordnung?

6. Warum dann eigentlich diese Ordnung?

Die Befürworter der Anti-Doping-Ordnung sagen natürlich selbst, dass wir diese Ordnung nicht brauchen. Niemand glaubt ja ernsthaft an ein Dopingproblem im Schach. Argumentiert wird nur damit, dass uns sonst die öffentliche Sportförderung verlorengeht. Es geht nur ums Geld. Ich sage darauf: Erstmal möchte ich ein Papier sehen, in dem ein Geldgeber des Landesschachverbandes oder der Vereine verlangt, dass wir eine Anti-Doping-Ordnung haben. Dann möchte ich wissen, um welche Beträge es sich handelt. Und dann erst kann man entscheiden, ob man die geschilderten Nachteile durch die Anti-Doping-Ordnung in Kauf nehmen möchte. Ganz deutlich: Ich halte es für Opportunismus und Heuchelei, eine Ordnung zu verabschieden, die man gar nicht anwenden möchte. Dann würde ich lieber auf das Geld verzichten. Das Ehrenamt an der Basis ist sowieso nicht bezahlbar.

7. Wir sind nicht allein!

Das Schach in Mecklenburg-Vorpommern wird auch ohne Anti-Doping-Ordnung weitergehen. Bayern und Hessen werden keine solche Ordnung verabschieden, Berlin hat die Frage vertagt. Uns wird deswegen schon niemand aus dem DSB werfen.

Die vorgeschlagene Anti-Doping-Ordnung setzt eine Satzungsänderung voraus, für die eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist. Der Greifswalder Schachverein wird gegen die Satzungsänderung und gegen die Anti-Doping-Ordnung stimmen.
Danke für eure Aufmerksamkeit!

Stefan Kalhorn
Stellvertretender Vorsitzender des Greifswalder Schachvereins
Vorsitzender des Schiedsgerichts des Landesschachverbandes
Greifswald, den 20.4.2010

177 Kommentare

Niklas Rickmann 24. April 2010

Hallo zusammen,

noch ein paar Bemerkungen zur aktuellen Diskussion:
In der Anti Doping Debatte gibt es kein Weiß oder Schwarz, also keine Wahrhaftigkeit. Hier ist mehrmals gebeten worden, aus dem Vertrag zu zitieren bzw diesen vorzulegen. Dieses werde ich im Internet nicht tun, sondern bei Bedarf auf der Mitgliederversammlung des Landesschachverbandes am 2. Mai 2010 in Güstrow. Wer in den Vertrag Einsicht haben möchte, kann dieses beim DSB beantragen. Außerdem gab es Zitate in diversen Schachzeitungen.

Die Entscheidung zur Anti-Doping Diskussion und zur Satzungsänderung wird auf der Mitgliederversammlung nächste Woche getroffen. Für die Ordnung wird eine einfache Mehrheit erforderlich sein, bei den Satzungsänderungen eine 2/3 Mehrheit. Sollten die Anti-Dopingbestimmungen durchfallen oder beschlossen werden, wird das Schach in Mecklenburg-Vorpommern so oder so weitergehen. Wenn keine 2/3 Mehrheit zustande kommt, wird sich der dann neu zu wählende Präsident allerdings Gedanken zur einer neuen Strategie des Verbandes machen müssen.

Ich hoffe, dass nach der Entscheidung am kommenden Sonntag, die Abstimmung durch die Mitgliederversammlung respektiert wird. In anderen Verbänden des DSB waren auch keine massenhaften Austritte oder Unruhen zu verzeichnen.

Ich wünsche ein sonniges Wochenende.

DKopp 25. April 2010

hallo
Ich beziehe mich im Folgenden stets auf den offenen Brief:

zu 1. Es gibt kein Dopingproblem im Schach
Unbestreitbar ist, dass es Mittelchen gibt, welche die Leistung am Brett künstlich erhöhen können, indem sie Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit steigern und Müdigkeit vermindern. (Und ich rede hier nicht von Kaffe oder Traubenzucker sondern leistungsfähigeren Mitteln wie Marihuana oder Ritalin)
Wenn es solche Mittel gibt, so gibt es auch ein Dopingproblem und es gilt dann natürlich auch, diese im Schachsport nicht zur Anwendung kommen zu lassen.
Wenn es bisher keinen nachgewiesenen Fall gibt, KÖNNTE dies damit zusammen hängen, dass bisher einfach nicht getestet wurde. Ich möchte fast drauf wetten, dass es in einer Leistungsorientierten Gesellschaft wie der unseren genügend Fälle gibt.

zu 2. Die Anti-Doping-Ordnung ist unverhältnismäßig
Gibt es keinen Leistungsorientierten Bereich des Schachsports in M.-V.?
Gibt es keinen Landeskader?
Gibt es keine Landesmeisterschaften?
Ãœberall auf der Welt werden Dopingkontrollen lediglich im Leistungsbereich durchgeführt. Wenn es in M.-V. keinen Leistungsbereich gibt, na dann kann man natürlich getrost auf eine Anti-Doping-Ordnung verzichten.

zu 3. Die Anti-Doping-Ordnung ist ein Eingriff in die Verbandsdemokratie
Wiso sollen die Länder Einfluss darauf haben, welche Mittel als Doping gelten und welche nicht? Seid doch froh, dass euch diese Entscheidung von erfahrenen und fähigeren Organisationen abgenommen wird.
Wenn es natürlich an Vertrauen zum DSB und der NADA mangelt, kann ich dieses Argument nachvollziehen, aber wenn man dem übergeordneten Verband und der NADA im Bezug auf die Feststellung und Festlegung verbotener Mittel nicht trauen kann … wem dann?

zu 4. Die Anti-Doping-Ordnung wird neue Schachspieler abschrecken und alte vertreiben!
Das Argument mit der Geldstrafe ist schlicht und einfach (und hier fällt es mir schwer sachlich zu bleiben!) gelo… ähm, falsch!
Die Anti-Doping-Ordnung des DSB sieht ausdrücklich KEINE finanziellen Strafen vor! (siehe 10.12 der Anti-Doping-Ordnung des DSB)
Und noch einmal sei angemerkt, dass der Amateur sich keine sorgen machen muss getestet zu werden.
Ich sehe nicht, wieso neue Schachspieler abgeschreckt und alte vertrieben werden sollten.
Vielleicht weil wie einen „sauberen“ Sport betreiben wollen?

zu 5. Die Anti-Doping-Ordnung kann teuer werden!
Auch hier muss ich wieder dazu gratulieren, sich nicht korrekt informiert zu haben.
Sehr wohl hat man Einfluss darauf, WO und WIE VIEL getestet wird.
Nur einen Klick von der Startseite des DSB entfernt steht, dass momentan NUR Deutsche Meisterschaften M/W/U18M und U18W getestet werden, und zwar Stichprobenartig jeweils 3 Teilnehmer.
Sollte nun zukünftig auch auf Landesebene getestet werden, so wird sich hier wohl eine ähnliche Festlegung finden lassen.
Weiterhinhat es in dem angeführten Punkt des offenen Briefes den Anschein, als würde JEDER Teilnehmer eines betroffenen Turniers getestet werden, was mal eben den Jahresetat sprengen würde.
Wieder eine glatte Fehlinformation!
Es werden je eine halbe Handvoll Leute aus vorher festgelegten Turnieren getestet.
Wenn das den Haushalt eines LANDESverbandes sprengt, dann ist dieser Verband tatsächlich ziemlich arm dran.
Und wenn festgelegt ist, dass nur die Landesmeisterschaften getestet werden (so wie auf Bundesebene festgelegt ist, dass nur deutsche Meisterschaften getestet werden), so wird auch nur da getestet und nicht in irgendwelchen Landesligen.

zu 6. Warum dann eigentlich diese Ordnung?
Ein Punkt, der sich direkt auf den in 5. künstlich erzeugten Widerspruch bezieht, und daher eigentlich gar nicht mehr beachtet werden muss.
Natürlich soll getestet werden, aber eben nur auf vorher festgelegten Turnieren.
Aber es kommt ja ein neuer Punkt: die gefährdete Sportförderung!
Ich darf zugeben, dass ich selber nicht weiß, ob irgendwo verankert ist, dass Fördergelder vom Land oder wem auch immer nur an Sportarten fließen, wenn man Anti-Doping-Bestimmungen einhält. Aber sinnig fänd ich das schon.
Fakt ist jedoch, DAS Förderungen vom Land bzw Landessportbund an die Verbände und sogar an einzelne Vereine fließen. Und ich wage zu vermuten, dass diese Gelder höher sind als die Dopingtests von einem Dutzend Spielern.
Aber nichtsdestotrotz möchte auch ich diese Papiere gerne sehen, in der die Kopplung vom vorhandensein einer Anti-Doping-Ordnung und Fördergeldern geschrieben steht.
Aber ich bin nicht so vermessen anzunehmen, dass bloß weil ich noch keine gesehen habe, es solche auch nicht gibt.
Und zum Heucheleipunkt:
Es gibt keine Heuchelei, weil selbstverständlich vorgesehen ist, die Ordnung auch anzuwenden, und zwar wie bereits geschildert auf ausgesuchten Turnieren, und zwar im LEISTUNGBEREICH.

zu 7. Wir sind nicht allein
Wenig überraschend, denn immer wenn es große neue Regelungen gibt, gibt es auch große gegensätzliche Lager. Ein Argument gegen die Anti-Doping-Ordnung ist dies jedoch nicht.

Zusammenfassend:
In gleich mehreren wichtigen Punkten ist der Verfasser dieses offenen Briefes uninformiert und verbreitet schlicht uns einfach Falschheiten.

Wie so oft wird suggestiert, dass nun jeder Schachspieler „in Gefahr“ gerät, getestet zu werden. Und da wir ja keinen Einfluss darauf haben, welche Mittel verboten sind, wird unterschwellig rübergebracht, dass man „in Gefahr“ gerät gesperrt zu werden, wenn man Cola, Kaffee und Traubenzucker zu sich nimmt.
Da frage ich mich, wie es andere Sportler immer wieder schaffen, sogar in aller öffentlichkeit isotonische oder gar koffeinhaltige Getränke zu sich zu nehmen!

Ich empfehle jedem, sich auf der Seite des DSB unter „Schach & Doping“ über die S(ch)achlage zu Informieren.
Da wird schon mit jeder Menge Fehlinformationen aus diesem offenen Brief von vorn herein aufgeräumt.
Z.B. wird darüber inforniert
– auf welchen Turnieren genau überhaupt getestet wird (momentan: Deutsche Meisterschaften m/w/U18m/U18w)
– wie viele Teilnehmer jeweils getestet werden (Stichproben: jeweils 3 Teilnehmer)
– welche Kategorie von Dopingmittel für den Schachspieler „von Bedeutung“ sind (Stimmulanzien)

Gruß
DKopp

CBartolomaeus 25. April 2010

Da habe ich das Diskussionsniveau vorgestern noch gelobt — und nun das!? Ich möchte meinem Vorposter empfehlen, sich die Mühe zu machen und die Diskussion der letzten fünf Tage zur Kenntnis zu nehmen. Hilfreich dürfte es wohl auch sein, einen Blick auf die zur Diskussion stehende Anti-Doping-Ordnung des LSV M-V zu werfen.

Stefan 25. April 2010

Lieber DKopp!

Die Diskussion hier hatte zwischendurch schon höheres Niveau. Wenn du mir die Verbreitung von Unwahrheiten vorwirfst, muss ich darauf reagieren. Ich orientiere mich auch an den sieben Punkten:

1. Hier kommen wieder nur reine Vermutungen. Die Beweislast für eine ernsthafte Manipulationsgefahr im Schach liegt aber nicht bei mir, sondern bei denen, die eine Anti-Doping-Ordnung wollen.

2. Zum Thema Leistungsbereich habe ich ja schon geschrieben, dass ich nicht sehen kann, dass der Nicht-Leistungsbereich von der Anti-Doping-Ordnung ausgenommen wäre. Warum dort Kontrollen rechtlich ausgeschlossen sind, will niemand nachweisen (der Vertrag mit der NADA ist bisher nicht veröffentlicht). Und im Ãœbrigen gilt die geplante Anti-Doping-Ordnung unabhängig davon, ob Kontrollen durchgeführt werden. Vergleiche hinken immer, aber die Straßenverkehrsordnung gilt auch dann, wenn kein Polizist vor Ort ist.

3. Verbandsdemokratie bedeutet, dass alle wesentlichen Entscheidungen von der am unmittelbarsten demokratisch legitimierten Stelle getroffen werden — das ist die Verbandsversammlung der Vertreter der Vereine. Die weitere Entwicklung der Anti-Doping-Regelwerke ist dieser aber entzogen, weil nach Verabschiedung nur noch das Präsidium entscheidet. Außerdem ist eine Bezugnahme auf alle künftigen Regelungen von NADA und DSB enthalten, wenn diese zum Beispiel entscheiden, dass Kaffee wieder auf die Dopingliste kommt, können die Vereine in M-V dagegen nichts machen (wenn sie die Anti-Doping-Ordnung nicht insgesamt aufheben wollen, das können sie immer). Gleiches gilt für die Landesschiedsgericht, auch das darf über eine Landesordnung nicht entscheiden.

4. Bitte erst informieren, ehe du mir falsche Angaben vorhältst: Die geplante Anti-Doping-Ordnung von M-V sieht Geldstrafen von 100-5000 Euro vor (Ziffer 10.2 Buchstabe h).

5. Ich wiederhole mich: Bis jetzt kann ich nirgendwo rechtlich verbindlich geregelt sehen, dass es bei Wettkämpfen des LSV keine Dopingtests geben wird. Der Vertrag zwischen DSB und NADA liegt mir nicht vor, außerdem weiß ich nicht, mit welcher Rechtsmacht der DSB für Wettkämpfe des LSV Vereinbarungen treffen könnte. Und nochmal: Das Regelungssystem gilt für alle Schachspieler in M-V, unabhängig davon, ob sie getestet werden oder nicht.

6. Nochmals: Heuchelei deshalb, weil man eine Ordnung für den Amateurbereich verabschieden will und im gleichen Atemzug sagt: Ihr müsst euch nicht drum kümmern, es wird ja nicht kontrolliert.

7. Wir sind nicht allein. Das wollte ich auch anderen Vereinen in M-V mitteilen. Inzwischen habe ich erfahren, dass auch andere Vereine gegen die Satzungsänderung und die Ordnung stimmen wollen.

Rank zero 25. April 2010

Nach kleiner Abwesenheit bitte ich um Entschuldigung, wenn ich etwas übersehen haben sollte, auf das ich noch eingehen müsste.

1. Bitte seht mir die Abschweifung Anfangs des letzten Kommentars nach. Sie war einer zielgerichteten Diskussion nicht unbedingt förderlich. Es steht allerdings explizit drin, „lesen sich wie“: Natürlich ist die Folge eine Spekulation darüber, wie es kommt, dass von einer bestimmten homogenen Gruppe fast gleichlautende Phrasen zu lesen sind. Inwieweit das reflektiert ist oder nicht, möge jeder anhand der Beiträge selbst entscheiden. Bitte schreibt die Bemerkung einfach meinem hilflosen Entsetzen darüber zu, was hier so falsch gelaufen ist, dass viele junge Leute bereit sind, für ein paar Euro z.B. hunderten chronisch Kranken, unter denen sicher auch einige persönlich Bekannte aus ihren Vereinen sind, einen Spießrutenlauf von Medikamentenanmeldungen zuzumuten (oder sie im Weigerungsfall zu kriminalisieren).

2. Ich fasse die Antwort auf meine Verfahrensfrage so auf, dass trotz zahlreicher kontroverser Meinungen im Verband die Vorlage des DSB praktisch 1:1 zur Abstimmung gebracht wird. Wenn Diskussionen und Argumente keinen Einfluss auf die Vorlagen haben, kann man wohl nicht von einem demokratischen Verfahren sprechen.

Hinsichtlich des LSV-Links zwei technische Bemerkungen: Zum einen müssen die Beiträge erst an den Webmaster geschickt und vom Präsidenten genehmigt werden. Das schafft eine natürliche Hürde. Das Forum hingegen wurde bekanntlich oft gehackt, deshalb ist es inzwischen auch abgeschaltet.

Vor allem aber ist diesen Diskussionen die Grundlage vorenthalten worden: Die zu diesem Zeitpunkt schon dem Präsdium vorliegende Musterordnung steht nämlich NICHT dort, obwohl sie nach Aussage des Präsidenten ja Grundlage der Planungen war. Es fehlte also schlicht der Gegenstand der Diskussion.

Jetzt erst, nach mehr als einem Jahr, ist dies den Vereinen zugegangen. Jetzt haben wir die Diskussion. Das sie erst jetzt kommt, liegt klar in der Verantwortung derjenigen, die die Blaupause des DSB solange zurückgehalten haben und ihrer Informationspflicht den Mitgliedern m.E. gegenüber unzureichend nachgekommen sind.

3. Die eingeschränkten Kontrollen: Es wird immer damit argumentiert, dass sie derzeit ja nur bei wenigen Wettkämpfen stattfinden. Noch einmal: Es geht auch darum, wie man kontrollieren soll, dass sie in der Zukunft nicht willkürlich ausweitbar sind, wenn man die Zusständigkeit komplett abgibt (und genau darüber stimmen wir ab). Offenbar sieht der Vertrag die Möglichkeit der Ausweitung vor, z.B. Zitat Metzing: „Bei einem ersten positiven Befund würden wir über dieses Maß aber auch hinausgehen.“

4. Beim rechtlichen Aspekt geht es aber auf Landesebene gar nicht prmär um die Kontrollen, sondern die pauschale Kriminalisierung. Fallbeispiel:

Bei der Seniorenmeisterschaft nimmt ein älterer Herr gesundheitsbedingt ein Medikament mit Wirkstoffen aus der Liste. Sein Gegner zeigt ihn daraufhin beim Schiedsrichter an. Nach dem Buchstaben der Dopingordnung hat dieser sich doch wohl schuldig gemacht, wenn er keine Ausnahmegenehmigung vorweisen kann? Ganz ohne Test.

Apropos Strafe: Der Entwurf des LSV sieht explizit vor

Folgende Strafen können bei einem Dopingverstoß ausgesprochen werden:
(a) Verweis sowie öffentliche Verwarnung im Sinne des NADA-Codes
(b) Disqualifizierung und Annullierung von Ergebnissen
(c) Startverbot für einen oder mehrere Wettkampf oder einen bestimmten
Zeitraum
(d) Mannschaftsausschluss
(e) Sperre auf Zeit oder auf unbeschränkte Dauer
(f) Ausschluss aus dem Leistungskader
(g) Enthebung auf Zeit aus dem Amt oder der Funktion. Erscheint das nicht
ausreichend, ist Abwahl durch die Mitgliederversammlung möglich.
(h) Geldstrafe von mindestens 100,00 €, höchstens 5.000,00 €. Geldstrafen
verfallen zugunsten des Nachwuchsleistungsports des LSV M-V.

5.Leistungssport:

Ich bin unbedingt dafür, dass wir einmal abschließend klären, dass im LSV MV sachlich kein Leistungssport exisitiert und auch nicht gefördert werden sollte.

Ich finde, dass ich hier selbst ein gutes Beispiel bin: Ebenso wie Prof. Dr. Robert Jaster verstehe ich mich als reiner Amateurspieler. Wenn ich die aktuellen Ranglisten richtig lese, sind wir die beiden stärksten Spieler im Land, die hier geboren wurden und mindestens den größten Teil ihrer Karriere über Vereinen in MV angehört haben.

Obwohl ich schon zur Gründung dem LSV angehörte (damals noch im Nachwuchsbereich), habe ich niemals irgendeine Förderung erhalten, und diese auch nicht vermisst. Mit meiner Entwicklung seither bin ich sehr zufrieden und denke, dass irgendwelche Leistungssportprogramme hier nur geschadet hätten. Falls der LSV während 20 Jahren irgendwo anders Geld für Leistungssport ausgegeben hat, scheint es zumindest nicht so investiert worden zu sein, dass jemand Prof. Jaster oder mich hätte überholen können.

7. Auch unabhängig von dieser Klärung: Wenn nach Aussage diverser Präsidiumsmitglieder nur der Leistungssport Zielgruppe der Dopingordnung ist, warum steht das dann nicht drin?

Wir könnten uns ja auf folgenden Kompromiss einigen:

a) Der LSV MV streicht den Leistungssport auch formell aus seinen Zielen und Aktivitäten und erklärt, dass es im Verband nur Amateure gibt.
b) Die Ordnung wird explizit nur für Leistungssportler beschlossen.
c) Für Mitglieder, die sich evtl.künftig für Leistungssport Schach entscheiden, wird eine Liste eingerichtet, in die sie sich aufnehmen lassen können und die dann unter die NADA-Zuständigkeit fällt.

Stefan 25. April 2010

Die folgende E-Mail ging gerade an den Deutschen Schachbund:

Sehr geehrte Herren,

zunächst bitte ich darum, den breiten Verteiler dieser E-Mail zu entschuldigen, aber ich bin mir nicht sicher, in wessen Zuständigkeitsbereich mein Anliegen fällt und zudem drängt die Sache etwas.

Das Präsidium des Landesschachverbandes Mecklenburg-Vorpommern wird auf der Mitgliederversammlung am nächsten Sonntag eine Anti-Doping-Ordnung zur Abstimmung stellen. Im Rahmen einer öffentlichen Diskussion auf meiner Internetseite wies der Präsident des Landesschachverbandes, Herr Niklas Rickmann, darauf hin, dass zwischen dem DSB und der NADA ein Vertrag geschlossen worden sei, der den Umfang von Dopingkontrollen rechtsverbindlich auch für den Bereich des Landesschachverbandes regele. Trotz meiner Bitte wollte er diesen Vertrag nicht vorlegen, wies aber darauf hin, dass ich ihn beim Deutschen Schachbund anfordern könne:

http://schachblaetter.de/doping/20-04-2010/comment-page-2/#comment-8026

Das möchte ich hiermit tun. Es wäre schön, wenn Ihre Antwort möglichst noch vor der für den 2. Mai 2010 angesetzten Mitgliederversammlung erfolgen könnte, damit sich die Delegierten mit der geplanten rechtlichen Situation vertraut machen können, bevor sie darüber entscheiden. Nach meinem Verständnis von Verbandsdemokratie gehören rechtserhebliche und bisher nicht-öffentliche Dokumente zu den Unterlagen, die den Vereine rechtzeitig vor der Entscheidungsfindung vorliegen sollten. Idealerweise müsste darüber ja zunächst noch eine Diskussion innerhalb der Vereine stattfinden.

Für Ihre Mühe und Unterstützung möchte ich mich schon jetzt bedanken.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Kalhorn
Stellvertretender Vorsitzender des Greifswalder Schachvereins
Vorsitzender des Schiedsgerichts des Landesschachverbandes

PS: Ich werde diese Anfrage öffentlich machen, es wäre im Sinne von Transparenz schön, wenn das auch für Ihre Antwort und den Vertragstext gelten könnte.

Paul Onasch 25. April 2010

Nachdem ich mich einen Tag nicht mehr in die Diskussion habe einschalten können, werde ich auf einige Beiträge noch einmal etwas schreiben:
@ Olaf: Ersteinmal finde ich es ja sehr lustig, dass du den Leistungssportbereich im LSV vom Geburtsort abhängig machst. Was ist denn mit den 26 Personen, Robert Jaster einmal ausgeklammert, die vor die in der DWZ-Liste von M-V stehen? Fallen diese nicht in den Geltungsbereich des Landesschachverbandes? Zudem frage ich mich, wie du es bewertest, wenn ein Spieler wie Gordon Zimmermann, den du als Vereinsmitglied sicher gut kennst, dem Leistungskader des DSB angehört, wie es vor einigen Jahren einmal der Fall war? Zudem sollte hier eine Unterscheidung zwischen Leistungs- und Spitzensport getroffen werden, der aus meiner Sicht wesentlich ist. Auch die Spieler von Hansa Rostock betreiben Leistungssport, aber wohl in letzter Zeit nur wenig Spitzensport.

@ Stefan: So langsam habe ich das Gefühl, dass mir die Worte im Mund umgedreht werden, denn wann habe ich behauptet, dass die Doping-Ordnung nur für den Leistungsbereich zutrifft? Das glatte Gegenteil habe ich behauptet, denn einzig die Durchführung von Dopingkontrollen und damit auch die Nachweispflicht von der Nutzung bestimmter Wirkstoffe besteht für diesen Bereich, was auch in § 5 des NADA-Codes als „Testpoool“ der NADA. In diesen Testpool gehören aber nicht die Spieler der Landesliga, sondern einzig diese, die an Meisterschaften teilnehmen, auf denen getestet wird.
Zudem habe ich nie behauptet, dass es ein Dopingproblem in Schach gibt, weder vor zwei Jahren, noch in dieser aktuellen Diskussion. Ich habe lediglich gesagt, dass die Möglichkeit besteht, Substanzen zu sich zu nehmen, welche u. a. die Konzentrationsfähigkeit steigern. Gleiches schreibt auch DKopp und es ist aus meiner Sicht weiterhin richtig, wenn er ausführt, dass solche Fälle bisher nicht bekannt sind, da es nahezu keine Tests gab. Es erscheint doch absurd zu glauben, dass dies einige Studenten tun, Schachspieler aber nicht, welche eine ähnliche Anforderung zu erfüllen haben.
Zur Verbandsdemokratie muss ich ebenfalls noch einmal meine Kritik loswerden, denn ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass einigen von euch nicht an einer sachlichen Diskussion gelegen ist. Aus meiner Sicht ist es auch kritikwürdig, dass einzig das Präsidium über Änderungen der ADO entscheiden kann. Doch warum sprichst du dies immer wieder an, obwohl Niklas dir einen sehr sinnvollen Kompromiss vorgeschlagen hat, auf den hier noch nicht ein einziges Mal eingegangen worden ist, wenn ich mich recht erinnere. Es tut mir leid, aber dies lässt mich wirklich am Sinn dieser Diskussion zweifeln! Insofern erscheint mir die Kritik von DKopp auch nicht veraltet, denn viel weiter ist die Diskussion noch nicht gelangt.
Zum Argument, dass im Falle einer Kodifizierung von Koffein auf der Prohibited List, in welchem Fall sich der LSV auflehnen soll, möchte ich nichts weiter sagen, denn es ist einfach zu absurd und die einzige Alternative zur Akzeptanz ist wohl der Austritt aus der Sportgemeinschaft.

@ Olaf: Dein Seniorenbeispiel ist sehr schön und lässt einen natürlich im ersten Moment stutzen – aber nur im ersten. Ich wiederhole mich hier zunehmend, aber ich mache es zur besseren Deutlichkeit noch einmal: Keine Person im LSV M-V darf Substanzen zu sich nehmen, die auf der Prohibited List steht, (ACHTUNG) es sei denn, es gibt dafür einen gesundheitlichen Grund, der die Einnahme eines Medikamentes mit einem solchen Wirkstoff notwendig erscheinen lässt und darüber entscheidet ein Arzt. Eine medizinische Sondergenehmigung benötigen allerdings nur die Spielerinnen und Spieler, die zum Testpool der NADA gehören. So rennen unsere Teilnehmerin und unser Teilnehmer der DEM u18w und u18 auch nicht bei jedem Turnier mit einer entsprechenden Sondergenehmigung herum, sondern lediglich bei der DEM, weil dort vor Ort nachgewiesen werden muss, dass sie das Medikament aus gesundheitlichen Gründen einnehmen. Wo steht denn, dass ein Teilnehmer der Landesmeisterschaft der Senioren vor Ort nachweisen muss, dass er Betablocker zu sich nehmen muss? Nirgends, weil der Schiedsrichter nämlich überhaupt nicht dazu befähigt ist zu entscheiden, ob ein Spieler gedopt hat oder nicht. Dies fällt in den Zuständigkeitsbereich der NADA.
Es bleibt also für den Breitensport bei einer einfachen Kodifikation des Sportsethos Fairplay. Und diese Kodifikation gibt es nur, weil es in der Vergangenheit in anderen Sportarten Dopingfälle gab und die Sportgemeinschaft zusammen mit der Politik sich dazu entschied, etwas dagegen zu tun. Dass nicht immer alle Sportarten damit einverstanden sind, weil sie in einer anderen Art und Weise (ich schreibe extra nicht, in keiner) davon betroffen sind, ist selbstverständlich, aber dies ist eben auch Demokratie, dass man sich in einem solchen Fall also dem Mehrheitswillen fügt oder aus der Gemeinschaft ausscheidet. Um für Stefan einen weiteren hinkenden Vergleich aus der StVO heranzuziehen: Die Geschwindigkeitsbeschränkung von 130 km/h an vielen Stellen einer Autobahn gilt auch für einen Trabant, der vielleicht maximal 110 km/h fährt! Wir haben ja auch nicht eine StVO für Trabis, für Golfs und für Porsches.

DKopp 25. April 2010

Hallo

Ja, es ist frech von mir, wenn ich einem hochrangigen Landesverbandsvertreter derart wie oben auf die Füße trete.

Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass ich mich hier nicht beteilige um „stunk“ zu machen. Ich bin in der Tat an einer sachlichen Diskussion zu diesem Thema interessiert. Ich bin nun etwas unglücklich eingestiegen.

Ich halte mich bei dieser Art von Auseinandersetzungen dann gerne an Göthe der sinngemäß sagt, dass viele Streitereien eher aus Unwissen, Miss- und Unverständnis entstehen, als aus Böswilligkeit.
Und dieses Unwissen, Miss- und Unverständnis kann natürlich auch von mir ausgehen.

Daher zunächst meine Antwort zu Punkt 4. in dem ich mich am krassesten zu dem Vorwurf der „Falschinformation“ hinreißen ließ:

Mein Unwissen:
Ich kenne den Wortlaut der zu beschließenden Anti-Doping.Ordnung in M.-V. nicht (diese war für mich bis jetzt auch nicht auffindbar), wohl aber den des DSB.
Mein Missverständnis:
Ich habe (und ich denke, dass ist nicht ganz unverständlich) angenommen, das man sich bei einem Anschluss an die Anti-Doping-Ordnung des DSB auch analog an die Inhalte zur Anti-Doping-Ordnung des DSB orientiert.
Mein Unverständnis:
Wieso möchte man eine Anti-Doping-Ordnung mit anderem, bzw. nicht analogen Inhalt zu der des DSB, z.B. bezüglich der Strafen beschließen?
Steht es euch nicht frei, dies zu tun?

Aber dennoch:

1.:
Bloß weil bisher kein ausgeklügeltes Dopingsystem wie in anderen Sportarten gibt, heißt das nicht, dass es kein Dopingproblem gibt.
Die Möglichkeiten des Dopings bestehen, und damit besteht auch das Problem.
Bei der Darstellung, dass diejenigen, die die Anti-Doping-Ordnung wollen, erst mal zeigen müssen, dass es ein „aktives“ (soll heißen, es wird bereits gedopt) Dopingproblem gibt, beißt sich die Katze selber in den Schwanz:
Wie soll das denn bitte gezeigt werden, wenn nicht getestet wird?
Einfach zu behaupten „Es gibt kein Dopingproblem“ halte ich nach wie vor für eine Fehlinformation, weil es wahr ist, dass es Mittel gibt, welche Denk- Konzentrations- und Merkfähigkeit zu steigern vermögen.
Die Anreize und Möglichkeiten des Dopings sind da.
Das IST ein Problem.
Vielleicht bin ich ein Schwarzseher, aber in der heutigen Zeit traue ich es nicht allen überambitionierten jungen Menschen zu, der Verführung der Ritalineinnahme zur Leistungsverbesserung widerstehen zu können.

2.:
Anscheinend hat es der DSB irgendwie geschafft, die Tests auf ein Turnier (deutsche Einzelmeisterschaften) zu beschränken.
Hier wieder mein Unverständnis auf das sich meine Argumentation beruft:
Wieso sollte so eine Regelung sollte nicht auch auf Landesebene möglich sein?
Nochmal zum Thema Leistungssport:
Mein Unwissen:
Mir ist nicht bekannt, dass im „Nicht-Leistungssport-Bereich“ (durch diesem Begriff ersetze ich den Begriff „Amateurbereich“) auf Doping getestet wird, aber man möge mich eines besseren belehren.
Wieso sollte man ausgerechnet im Schach damit anfangen, wenn es nirgendwo anders der Fall ist?

Es wird Argumentiert, dass man sich als „Amateur“ sieht, und deswegen nicht getestet werden will.
Jedoch sind die zu erbringenden Leistungen auf Landeseinzelmeisterschaften bereits im Bereich des Leistungssport einzuordnen weil die hier zu erbringenden Leistungen immerhin Spitzeneistungen des Landes sind. Somit ist es unerheblich ob ein Profi oder Amateur spielt, es ist ein Wettkampf auf Leistungssportniveau. Und spätestens in diesem Bereich hat kein Dopingsünder mehr etwas verloren. (Natürlich haben Dopingsünder auch auf unteren Ebenen nichts verloren, aber irgendwo muss man ja Anfangen und Utopie von Realität trennen)
Und ich wage zu vermuten, dass auch „Rank Zero“ nicht von einem Ritalingedopten überspielt werden möchte, der ansonsten keine Chance gegen ihn hätte.
Aber villeicht irre ich mich mit dieser Vermutung auch.

Auch ein Landeskader fällt meiner Ansicht nach eindeutig in die Sparte „Leistungssport“, denn schließlich ist es das ersteund erklärte Ziel eines solchen Kaders Leistungsspitzen hervorzubringen.
Mein Unwissen:
Ich bin davon ausgegangen, dass M.-V. über einen Landeskader verfügt (hielt ich irgendwie für selbstverständlich)
Da ich jedoch nun keine Informationen über einen solchen finden kann, vermute ich, dass dem nicht so ist.
Damit komme auch ich zu dem Schluss, dass es in M.-V. keine vom Landesverband organisierte Leistungsförderung für Schachsportler gibt (was ich jedoch bedauerlich finde).
Unter diesem Gesichtspunkt kann man sich dann natürlich fragen, warum man eine Anti-Doping.Ordnung brauchen sollte, denn wo kein Leistungssport ist, benötigt man in der Tat keine solche Ordnung, dem stimme ich zu.

Bleibt jedoch immer noch der Fall der Landeseinzelmeisterschaften.
Ich halte es für ein berechtigtes Interesse aller Schachspieler, dass diese Meisterschaften „sauber“ ausgespielt werden.
Ich für meinen Teil kann in keine Köpfe reingucken und erkenne weder am Aussehen, Verhalten oder am Sympathiewert einer Person, ob sie Mittelchen schluckt oder nicht.
Ich pinkle jederzeit in einen Becher, um hier ein Stück Sicherheit zu erhalten.
(Aber es ist schon richtig: ich bin jenseits der Spielstärke um jemals in Gefahr zu geraten, dass ich so etwas müsste; da fällt es mir ja leicht das zu behaupten)

3.:
Ich sehe es nur als legitim an, dass eine Dopingliste „Zentral“ angelegt wird (ja, sogar werden MUSS!) und nicht jeder Verband für die GLEICHE Sportart eine eigene Dopingliste oder Ausnahmen/Zusätze bestimmen kann. Das kann doch ansonsten gar nicht funktionieren.
Mein Unverständnis:
Wieso sollte ein Landesverband Einfluss auf die international gültige Dopingliste bekommen oder von Ihr abweichen dürfen?
Dann hat man in diesem Punkt eben keine Verbandsdemokratie. Ist auch vollkommen unnötig, weil die Dopingliste mit dem Schachsport AN SICH gar nichts zu tun hat. Es handelt sich viel mehr um einen allgemein über dem Sport stehenden Kodex. Man beschwert sich hier, keinen Einfluss auf etwas zu haben, wofür man gar nicht zuständig ist.

5. Es kann ja auch nirgends stehen, dass Wettkämpfe des LSV nicht getestet werden, weil sie SOLLEN ja getestet werden (können). Ansonsten hätte man ja wieder den von mir angeprangerten im offenen Brief konstruierten Widerspruch der da lautet „Wieso sollen wir uns anschließen, wenn eh nicht getestet werden soll?“
Aber die Turniere auf denen getestet wird, scheinen ja vorher festlegbar zu sein.(Wieder mit dem Zeigefinger auf den DSB, der es ja schließlich auch so gemacht hat, zumindest nach den verfügbaren Informationen auf der Website des DSB)
Wieder mein Unverständnis:
Wieso sollte ein Landesverband nicht in der Lage sein (wie der DSB) festzulegen, auf welchen Turnieren wie viele Sportler getestet werden?

6.
Mein Unwissen:
Wer sagt denn, dass auf Landesebene nicht getestet werden soll?
Ich gehe schon davon aus, dass auch auf Landesebene getestet werden soll, eben im Leistungsbereich.
Und dieser ist mit dem Vorhandensein der Landesmeisterschaft auch vorhanden, egal ob ihn nun Profis oder Amateure austragen.

Zur Heuchelei:
Selbst wenn es so WÄRE, dass man nichts hätte, wo getestet werden könnte/würde:
Man heuchelt keineswegs, denn man signalisiert damit die BEREITSCHAFT. Das ist ein Qualitätsmerkmal!
Wenn man nichts zum Testen hat, dann hat man halt nichts, das kann einem keiner vorwerfen und daran ist nichts geheuchelt. Aber man ist bereit, wenn man doch mal was zum Testen haben sollte.

Schließlich:
Ich möchte keine Streitereien anfangen und niemanden als Person angehen.
Durch Unkenntnis meinerseits, die ich obig denke ich ausreichend angemerkt habe, sind einige vorschnelle Äußerungen gefallen. An diesen Stellen habe ich Einsicht gezeigt, aber auch meine daraus resutierenden neuen Fragen aufgeworfen.
Und trotzdem: Ich finde die Argumentation des offenen Briefes an vielen Stellen nicht schlüssig und teilweise fehlerhaft oder sogar unwahr.
Dies sage ich, ohne den Verfasser als Person zu verdammen, sondern rein auf dieses Thema bezogen.

Gruß
DKopp

Stefan 25. April 2010

@DKopp: Es ist ja schön, dass du jederzeit in einen Becher pinkelst, aber möchtest du das auch machen, während der Kontolleur dabei zuguckt? Und zwar von vorn? So ist es nämlich vorgeschrieben.

Ich werde mal auf Pauls Kommentar antworten, vielleicht ergibt sich daraus auch etwas zu deiner Argumentation.

Paul, ich will hier niemandem die Worte im Munde umdrehen. Aber als erstes muss geklärt werden, was rechtlich gilt. Und das mache ich nicht anhand irgendwelcher Verlautbarungen („XY hat gesagt, dass nicht getestet wird“), sondern anhand der Rechtsnormen (Gesetze, Satzungen, Ordnungen, ggf. modifiziert durch Verträge). Ich habe mehrfach versucht, auf dieser Ebene zu argumentieren (und meine rechtliche Auslegung kann falsch sein) und ich erwarte einfach von einem Präsidiumsmitglied, das die Vorlage unterstützt und Anti-Doping-Beauftragter ist, dass er es auch tut.

Also:

1. Die Anti-Doping-Ordnung (ich nenne sie nachfolgend nur noch „Ordnung“) ist Wettkampfregel für alle Wettkämpfe im LSV M-V und findet auf alle Athleten Anwendung, die Schach im Zuständigkeitsbereich des LSV M-V ausüben und nicht in den Zuständigkeitsbereich des DSB fallen (Ziffer 2.1 Buchstabe b und c der Ordnung). Also wird sie angewendet auf jeden, der an Ligen und Meisterschaften des LSV teilnimmt. Richtig?

2. Der LSV erkennt an, dass jeder Athlet verpflichtet ist, die jeweils gültige Verbotsliste der WADA zur Kenntnis zu nehmen (Ziffer 2.2 Buchstabe a der Ordnung). Richtig?

3. Doping ist jeder Verstoß gegen Artikel 2 des NADA-Codes (Ziffer 4 der Ordnung). Richtig?

4. Doping ist also im Wesentlichen, einen verbotenen Stoff oder dessen Zerfallsprodukte im Körper zu haben oder eine Dopingkontrolle zu verweigern oder solche Stoffe im Wettkampf oder außerhalb des Wettkampfs zu besitzen, ohne eine medizinische Ausnahmegenehmigung zu haben (Artikel 2 des NADA-Codes). Meldepflichten gelten nur für Pool-Athleten, von denen wir hier nicht sprechen. Richtig?

5. Für medizinische Ausnahmegenehmigungen gelten die Regelungen des Artikels 5 des NADA-Codes sowie der „Internationale Standard für medizinische Ausnahmegenehmigungen. Nach diesen Bestimmungen können auf Antrag eines Athleten aus medizinishen Gründen Ausnahmen bezogen auf verbotene Wirkstoffe erteilt werden (Ziffer 5.2 der Ordnung). Richtig?

6. Der Verweis auf Artikel 5 des NADA-Codes für medizinische Ausnahmegenehmigungen geht ins Leere. Artikel 5 des NADA-Codes regelt diese gar nicht, sondern regelt die Dopingkontrollen. Richtig?

7. Die medizinischen Ausnahmegenehmigungen sind in Artikel 4 Ziffer 4.4 des Nada-Codes geregelt. Dort ist bestimmt, dass das Vorhandensein einer verbotenen Substanz im Körper eines Athleten unter Vorliegen einer entsprechenden Medizinischen Ausnahmegenehmigung keinen Verstoß gegen Anti-Doping-Bestimmungen gemäß Artikel 2 darstellt. Wenn ich also eine verbotene Substanz einnehme und eine medizinische Ausnahmegenehmigung habe, dann dope ich nicht. Richtig? Und wenn ich dafür keine Ausnahmegenehmigung habe, dann liegt im Umkehrschluss Doping vor. Richtig?

8. Dieser Standard steht hier (pdf). Der Standard enthält in Ziffer 5.11 Ausnahmen von Genehmigungsverfahren. Bei Kindern unter 12 Jahren reicht für die Einnahme von Methylphenidat (Ritalin) eine ärztliche Verschreibung. Bei Erwachsenen über 50 Jahren reicht eine ärztliche Verschreibung von Beta-Blockern und Diuretika und Insulin für die erforderliche Behandlung eines Diabetes mellitus sowie für die systemische Gabe von Glukokortikoiden oder die Verabreichung von Tamoxifen im Rahmen einer Behandlung von Brustkrebs. Die Verschreibung ist beim Wettkampf in Kopie mitzuführen. Andere Ausnahmen vom Genehmigungsverfahren bestehen nicht. Richtig?

Jetzt wüsste ich gern, warum in Mecklenburg-Vorpommern keine Genehmigungspflicht für verbotene Substanzen bestehen soll.

Jetzt möchte ich noch auf Olafs Einwand zurückkommen und vielleicht liegt dort auch eine sehr einfache und vernünftige Lösung dieser leidigen Frage. Ich bin ein bisschen über den Begriff des „Athleten“ in Ziffer 2.1 der Anti-Doping-Ordnung gestolpert, vielleicht, weil ich mich nicht als Athlet fühle und auch nicht so aussehe ;-)

Was ist ein Athlet im Sinne der Ordnung? Siehe da, der Anhang 1 zum NADA-Code enthält eine Definition:

Eine Person, die auf internationaler Ebene (von den Internationalen Sportfachverbänden festgelegt) und nationaler Ebene (von den Nationalen Anti-Doping-Organisationen festgelegt, und nicht auf Testpool-Athleten beschränkt) an Sportveranstaltungen teilnimmt sowie jeder andere Wettkampfteilnehmer, welcher der Zuständigkeit eines Unterzeichners oder einer anderen Sportorganisation, die den Code und/oder den NADC angenommen hat, unterliegt.

Gehen wir das mal der Reihe nach durch:
a) Der Landesschachverband organisiert weder internationale noch nationale Sportveranstaltungen.
b) Der NADA-Code wird also nur anwendbar, weil sich der Landesschachverband ihm unterwerfen will. Die NADA verlangt das nämlich gar nicht. Siehe den amtlichen Kommentar der NADA zum Athletenbegriff auf Seite 44 des NADA-Codes:

Diese Begriffsbestimmung verdeutlicht, dass alle internationalen und nationalen Spitzenathleten den Anti-Doping-Bestimmungen des Codes und/oder des NADC unterliegen, wobei in den Anti-Doping-Bestimmungen der Internationalen Sportfachverbände und/oder der Nationalen Anti-Doping-Organisationen genaue Begriffsbestimmungen für den internationalen und nationalen Spitzensport dargelegt werden. Auf nationaler Ebene gelten die
auf Grundlage des Codes erstellten Anti-Doping-Bestimmungen (in Deutschland der NADC) als Mindeststandard für alle Personen in Nationalmannschaften oder Nationalkadern sowie für alle Personen, die sich für die Teilnahme an einer nationalen Meisterschaft in einer Sportart qualifiziert haben. (…) Nach dieser Begriffsbestimmung ist es der
Nationalen Anti-Doping-Organisation möglich, ihr Anti-Doping-Programm nach eigenem Ermessen von nationalen Spitzenathleten auf Athleten auszudehnen, die sich auf niedrigerer Ebene an Wettkämpfen beteiligen. Athleten auf allen Wettkampfebenen sollten von der Anti-Doping-Prävention profitieren können.

Der letzte Satz ist natürlich Lyrik, aber der Kern ist klar: Der NADA-Code richtet sich an Spitzenathleten (die Frage, ob Schach überhaupt Sport ist, lasse ich mal weg). Er betrifft die nationale Spitze (Nationalmannschaft, Deutsche Meisterschaften). Die Ausdehnung auf den Breitensport steht im Ermessen der jeweiligen Organisation. Und genau das soll hier geschehen.

CBartolomaeus 25. April 2010

Zum Thema „Leistungssport“: Ich persönlich glaube nicht, dass sich mehr als drei bis fünf Schachspieler in McPom finden, die so tapfer wären zu behaupten, sie betrieben Leistungssport. (Ich muss allerdings
zugeben, dass ich nicht weiß, wie Leistungssport üblicherweise definiert wird.) Weiter oben steht übrigens diesbezüglich ein hübscher Satz von Paul Onasch:

Beim Leistungssport werden diese Funktionen [Anm. CB: die des Sportlers und die des Kontrolleurs] noch einmal gesplittet, da hinlänglich bekannt ist, was Menschen tun, wenn sie den Erfolg und das große Geld vor Augen haben und diese über die eigene Moral siegen.

Daraus kann ich nicht anders als schlussfolgern: Es gibt in McPom keinen Leistungsport im Bereich des Schachs. Ich habe jedenfalls noch nie was vom „großen Geld“ gehört.

Insofern könnte ich gut damit leben, wenn eine (neu zu entwerfende)
Anti-Doping-Ordnung explizit für den Bereich des Leistungssports geschaffen würde — und gleichzeitig (nach vernünftigen Kriterien) definiert würde, was genau als Leistungssport zählt. Wenn Stefan mit seinen Ausführungen richtig liegt, würde das auch nicht dem NADA-Code widersprechen, so dass keine Streichung von Fördermitteln drohen
dürfte.

Paul Onasch 25. April 2010

@ Stefan: Ersteinmal danke ich dir für deine super Recherche – und das meine ich absolut ernst! Ich finde es super, dass du dir die gesamten Ordnungen der NADA angeschaut hast und ich halte es für gut, über diese in dieser angemessenen Art und Weise zu sprechen.
Die Ausführungen des NADC lassen einen tatsächlichen stutzen und stützen im ersten Augenblick nicht meine These. Meine jetzigen Ausführungen sind ein paar Zirkelschlüssen: In Art. 2.1 des Standards für medizinische Ausnahmegenehmigungen steht, dass diese „unverzüglich, spätestens jedoch einundzwanzig (21) Werktage im Voraus (z. B. vor einer Wettkampfveranstaltung oder bei im Training Verbotenen Substanzen und Verbotenen Methoden vor deren Gebrauch) zu stellen“ sind. Da gleichzeitig der „DSB […] die Beweislast für das Vorliegen eines Verstoßes gegen Anti-Doping-Bestimmungen“ (Art. 3.1 ADO des DSB) trägt, muss dieser Doping „durch jegliche verlässliche Mittel, einschließlich Geständnis“ (Art. 3.2 ADO des DSB) nachweisen. Jetzt stelle ich mir die Frage, wie dies außer durch den Nachweis mittels einer Kontrolle geschehen soll?
Wenn man sich einmal den Anwendungsbereich der ADO des DSB anschaut, dann wird es tatsächlich auf den ersten Blick etwas schwammig, denn:

„Dem NADA-Code unterworfen sind alle Schachspielerinnen und Schachspieler, die an einem Turnier des DSB teilnehmen, bei dem Dopingtests durchgeführt werden. Die Anerkennung des NADA-Codes durch diese Schachspielerinnen oder Schachspieler erfolgt grundsätzlich auf individualvertraglicher Grundlage. Darüber hinaus haben aber auch alle Schachspielerinnen und Schachspieler den NADA-Code zu beachten und unabhängig davon, ob mit ihnen vertragliche Regelungen getroffen
werden und unabhängig davon, ob sie an Turnierveranstaltungen teilnehmen, bei denen es Dopingtests gibt. Der Deutsche Schachbund fühlt sich einem dopingfreien Sport auf allen seinen Ebenen verpflichtet. Er appelliert an alle Schachspielerinnen und Schachspieler, diese Verpflichtung für sich ebenfalls als verbindlich anzusehen und den Schachsport dopingfrei auszuüben.“

Daraus lässt sich meiner Meinung nach das von mir bereits Geäußerte Modell der Trennung von Athlet und Kontrolleur im Spitzensport und der Vereinigung beim Breitensport ableiten, denn der DSB appelliert an jede Schachspielerin und jeden Schachspieler – auf allen Ebenen und damit auch im LSV M-V – die Verpflichtung FÃœR SICH als verbindlich anzusehen. Ich verstehe dies so, dass der NADC in seiner Gesamtheit nur für die Personen gilt, welche einen individuellen Vertrag unterzeichnet haben und somit auch getestet werden können. Gleichzeitig werde ich aber noch einmal bei der NADA nachfragen.

Gleichzeitig muss ich einen Fehler von mir richtigstellen, den ich von meinen Vorschreibern übernommen und dann auch ausgeführt, dabei aber mit den Termini durcheinander gekommen bin. Wie du, Stefan, richtig dargestellt hast (Zitat aus dem NADC) sind von Dopingkontrollen Spitzenspieler, nicht Leistungsspieler betroffen.

Was die Umsetzung der ADO betrifft, ist die NADA eben nicht das einzige Organ, dass einen Einfluss darauf hat, sondern ebenso direkt und indirekt das BMI (Bundesministerium für Inneres), der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), der DSB (Deutscher Schachbund), das LMI (Landesministerium für Inneres) und der LSB (Landessportbund).

Gleichzeitig geht es immer noch um die Kodifikation und wie es in der ADO des DSB steht, darum, dass jede Person den NADC für sich einhält.
Zudem steht immer noch die Frage im Raum, wie wir im Land mit Spielerinnen und Spielern verfahren, die offiziell des Dopings überführt wurden.

Paul Onasch 25. April 2010

Hier noch einmal ein Teil aus dem Kommentar der ADO des DSB:

Es gibt nur ein Dokument mit der Bezeichnung „Verbotsliste“. Die WADA kann für bestimmte Sportarten zusätzliche Substanzen oder Methoden in die Verbotsliste aufnehmen (so z. B. die Aufnahme von Betablockern im Schießsport); diese werden jedoch alle in der einzigen Verbotsliste aufgeführt. Einzelnen Sportarten werden keine Ausnahmen von der allgemeinen Verbotsliste zugestanden (z. B. die Streichung der Anabolika von der Verbotsliste für „Denksportarten“). Dieser Entscheidung liegt zugrunde, dass es bestimmte Dopingmittel gibt, die grundsätzlich niemand, der sich selbst als Sportler bezeichnet, anwenden sollte. (zu Art. 4.2.1 ADO des DSB)

Nudel 26. April 2010

Ahoi!

Sport(politik-)journalist Jens Weinreich beschäftigt sich ebenfalls mit der Umsetzung des Wada-Dopingcodes. Er weist darauf hin, dass der Schachverband derjenige Verband ist, der im letzten Jahr den größten Teil seiner Förderung zurückzahlen musste.

Nudel

Nudel 26. April 2010

Ahoi 2!

Hier werden konkrete Zahlen genannt. Der Deutsche Schachbund muss für das Jahr 2008 2.800 Euro an das Sportministerium zurückzahlen.

Viel Spaß beim Schmökern!

Stefan 26. April 2010

@Nudel: Das steht schon (viel) weiter oben. Und war nicht der größte Teil, sondern der größte Anteil (16 Prozent).

Stefan 26. April 2010

Lieber Paul, mit Verlaub, ich glaube, dass deine rechtliche Auslegung nicht zutreffend sind. Juristisch gesehen ist das schon einigermaßen harter Stoff, diese Verschachtelung von mehreren Regelungswerken (LSV-Ordnung, DSB-Ordnung, NADA-Code, WADA-Code, Standard für Ausnahmegenehmigungen). Die Frage ist aber, was die LSV-Ordnung für Schachspieler in M-V rechtlich bedeutet und deshalb muss die Auslegung bei der LSV-Ordnung, die verabschiedet werden soll, ausgehen und nicht irgendwo in der Mitte.

Eigentlich müsste das Verfahren doch anders sein. Das Präsidium müsste doch erstmal klären, was es will:
– Was soll in die Verbotsliste?
– Für wen soll die Verbotsliste gelten?
– Für wen sollen die Regeln über medizinische Ausnahmegenehmigungen gelten?
– Für wen soll ein ärztliches Attest reichen?
– Soll es auch Trainingskontrollen geben dürfen?
– Wer soll der Meldepflicht unterliegen (Pool)?
– Bei welchen LSV-Wettkämpfen sollen Kontrollen möglich sein?
– Welche Sanktionen soll es geben?

Und dann macht man einen Entwurf, der diese Vorgaben umsetzt und bedient sich dafür nötigenfalls juristischer Hilfe. Stattdessen wird hier ein Entwurf des DSB nach unten weitergereicht (mit einem verschärften Sanktionskatalog immerhin: auch Geldstrafen!), von dem das Präsidium des LSV scheinbar noch nicht einmal genaue Vorstellungen hat, was darin rechtlich verbindlich geregelt ist.

Ich bleibe dabei: Das ist kein guter Stil, das ist vorauseilender Gehorsam. Und das ist etwas, was ich übrigens unserem Nachwuchs nicht vorleben will.

PS: Paul, ich gebe dir recht, was die Fälle betrifft, in denen Schachspieler aus M-V bei Wettkämpfen des DSB positiv getestet werden. Dafür sieht die Anti-Doping-Ordnung des DSB nur eine Sperrmöglichkeit für DSB-Veranstaltungen vor. Eine Entscheidung darüber, ob der Betreffende auch für LSV-Wettkämpfe gesperrt wird, wäre nur aufgrund einer LSV-Ordnung möglich (Meine politische Antwort darauf ist: Darüber sollten wir wenigstens selbst entscheiden dürfen und dies nicht den Gremien des DSB überlassen). Der DSB als Dachverband hat eben keine Hoheit über LSV-Wettkämpfe. — Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich gern mal den Vertrag des DSB mit der NADA sehen möchte, ich habe Zweifel, ob dort überhaupt Wettkämpfe und Trainings auf Landesebene geregelt sind bzw. geregelt werden dürfen.

MiBu 26. April 2010

Wie ich soeben sehe, wird der von mir mal eingeführte Begriff „Kadavergehorsam“ leicht abgeschwächt zu „vorauseilendem Gehorsam“ – was sprachlich evtl. subtiler ist, semantisch doch wohl ziemlich genau dasselbe ausdrückt.

Und wo wir gerade bei Sprachkorrekturen bzw. -verfeinerungen sind: Der ebenfalls von mir in die Diskussion geworfenen Begriff „Gleichschaltung“ hat ja sehr stark emotionale Reaktionen wie etwa die völlig überzogene Feststellung, ich hätte damit die Opfer des NS-Regimes verhöhnt und/oder einen Straftatbestand verwirklicht, provoziert. Nehme ich nun noch Richards Beitrag zur Hand (“ Warum Du Paul (und auch Du Niklas) diese ADO so vorantreibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Glaubt Ihr wirklich, was Ihr postet ? Oder geht es um eine Karriere in der DSJ und im DSB (oder in der Politik ganz allgemein). Ich verstehe Euch nicht.“ [Selbst ich hätte es nicht ohne Weiteres gewagt, mir nicht näher bekannten Personen Karrieregei-, nein, Ambitionen zu unterstellen.]), die Ausführungen von rankzero über die Indoktrination durch Jörg Schulz [Sind von PO bestritten worden. Ergänzen sollte ich, dass ich den DSJ-Vorsitzenden für einen Altlinken halte.] und die jedermann mittels Suchmaschine zugänglichen Informationen über Berufsziel, Optik etc. des scheidenden Anti-Doping-Beauftragten lassen mich vermuten, es mit einem Anhänger oder gar Mitglied einer Partei des linken Spektrums (Bei Berücksichtigung der teils verschwurbelten Rhetorik würde ich sagen: Linkspartei) zu tun zu haben.
Ich verbessere mich daher: Hier geht es nicht um „Gleichschaltung“. Hier geht es um „LINIENTREUE“!

Losso 26. April 2010

@MiBu:
„des scheidenden Anti-Doping-Beauftragten lassen mich vermuten, es mit einem Anhänger oder gar Mitglied einer Partei des linken Spektrums (Bei Berücksichtigung der teils verschwurbelten Rhetorik würde ich sagen: Linkspartei) zu tun zu haben.
Ich verbessere mich daher: Hier geht es nicht um “Gleichschaltung”. Hier geht es um “LINIENTREUE”!“

Ganz offen, MiBu: ich empfinde es als armselig, aufgrund von Äußerlichkeiten und Berufswünschen solche Aussagen zu tätigen. Das ist unheimlich schlechter Stil, zumal Du inhaltlich im letzten Artikel nichts beiträgst und so etwas die Diskussion überhaupt nicht weiterbringt.

Losso 26. April 2010

@Stefan und PO:
Verstehe ich das jetzt richtig?
Die NADA verlangt gar nicht die Ausweitung der Bestimmungen auf die Länder?
Wenn dem so ist, entfällt natürlich auch das Argument, man könne aus dem LSB fliegen und Zuschüsse, Gemeinnützigkeit etc. verlieren.

Ich kann allerdings das Argument verstehen, dass man eine ADO benötigt für alle Qualifikationsturniere für nationale Meisterschaften, für die Dopingvorschriften mit Proben gelten. Allerdings würde dann auch ein Zweizeiler reichen á la: Der LSVMV behält sich vor, national aufgrund Dopings gesperrte Spieler auch für eigene Turniere zu sperren.
Das wäre dann auch eine Lösung, die nicht so unverhältnismäßig wäre wie der jetzige Vorschlag.

Stefan 26. April 2010

@MiBu: Ich glaube eigentlich, dass politische Ãœberzeugungen, Berufswünsche und Frisuren hier keine Rolle spielen sollten. Außerdem: Die Dopingpolitik des DSB als als altlinker Versuch, ein Ãœberwachungssystem zu installieren? Ich hatte des DSB bisher eigentlich für eine ordnungspolitisch eher konservative Einrichtung gehalten.

@Losso: Ja, ich verstehe den NADA-Code so, dass er zwingend nur auf Spitzensport im genannten Sinne (Nationalmannschaft, nationale Meisterschaften) anzuwenden ist, sobald sich ein Sportverband diesem Code unterworfen hat (sonst natürlich gar nicht). Jede Weiterung erfolgt freiwillig.

Ãœber Sportförderung und Mitgliedschaft in Sportorganisationen entscheidet nicht die NADA, sondern entscheiden die Subventionsgeber (öffentliche Hand) und die Sportorganisationen selbst. Es kommt also darauf an, ob die ein Anti-Doping-System bis in den Kinderbereich hinein haben wollen (und ob wir uns dem verweigern).

M.E. braucht man für Qualifikationsturniere zu nationalen Meisterschaften keine Dopingordnung. Die LEM ist rechtlich kein Spitzensport.

Losso 26. April 2010

@Stefan:
„M.E. braucht man für Qualifikationsturniere zu nationalen Meisterschaften keine Dopingordnung. Die LEM ist rechtlich kein Spitzensport.“

Das stimmt schon, aber das Argument, dass die Teilnahme eines für die Deutsche Meisterschaft gesperrten Spielers an der LEM zu Wettbewerbsverzerrung führt/führen kann, ist mE nicht so einfach von der Schippe zu wuppen.

Von daher ist doch eine solche Regel, wie ich sie vorschlug, ein guter Kompromiss.
Man könnte sogar im von mir vorgeschlagenen Passus:
„Der LSVMV behält sich vor, national aufgrund Dopings gesperrte Spieler auch für eigene Turniere zu sperren.“
ändern in:
„Der LSVMV behält sich vor, auf höheren als Landesebene gesperrte Spieler auch für eigene Turniere zu sperren.“
Der Bezug auf Doping ist hier nämlich gar nicht notwendig.
Damit würde ich und würdest wohl auch Du leben können, oder? Die Verhältnismäßigkeit wäre dann mE hergestellt. Dann sollte das Thema auf Wiedervorlage gesetzt werden und sobald es wissenschaftliche Erkenntnisse zu unerlaubten Hilfssubstanzen im Zusammenhang mit Schach oder zumindest Denksportarten gibt, sollte dann ggf. eine Ächtung erfolgen.

rank zero 26. April 2010

Ich teile das mal in mehrere Punkte auf.

1. Die politische Einschätzung von MiBu ist natürlich sehr zugespitzt – vielleicht hat er ja unter den Versammlungsmaterialien den Entwurf des zu beschließenden „Leitbilds“ des LSV MV (pdf) gefunden und daraus extreme Schlüsse gezogen. Ich persönlich finde es auch höchst fragwürdig, dass ein derartig verschwurbeltes, von politischen Phrasen durchzogenes Dokument ohne Diskussion der Mitglieder zur Abstimmung gestellt wird. (wieder einmal kann ich das darunter liegende Demokratieverständnis nicht nachvollziehen).

Inhaltlich stellt sich für mich zunächst die Frage, ob wir so etwas wirklich benötigen. Wir wollen in unserer Freizeit Schach spielen. Punkt.

Zweitens fällt die Schlagseite auf: So gibt es beispielsweise ein explizite Bekenntnis zum Spitzen- und Leistungssport

Wir fördern den Spitzen- und Leistungssport und schätzen die
positive Vorbildfunktion erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler.

aber nicht zum Breitensport. Das geht völlig an der Realität in MV vorbei.

Dann wimmelt es von Schlagworten wie „Gender Mainstreaming“ – das bedeutet übrigens NICHT, wie der Folgetext suggeriert, „die gleichwertige Teilhabe von Frauen und Männern“. Unabhängig stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, Delegierte über Begriffe abstimmen zu lassen, die die meisten von ihnen vermutlich nicht definieren können.

Ganz finster ist die Passage zum Stichwort „Doping“:

Wir lehnen jegliche körperliche und seelische Manipulation ab.

Offensichtlich kann hier mit Bezug auf Schach nur „geistige“ Manipulation gemeint sein, und der/die Verfasser können nicht einmal seelisch von geistig unterscheiden – die gesammelten Irrtümer sollen aber als offizielle Zielsetzung dem Landesverband von oben aufgedrückt werden. Wenn MiBu da finstere Gedanken kommen, kann man schon verstehen.

Ich würde hier lediglich allgemein darum bitten – was eigentlich selbstverständlich ist – dass die Verantwortlichen im LSV jegliche Verquickung ihrer sachlichen Tätigkeit mit politischen Karrieren vermeiden und, falls Interessenkonflikte sichtbar werden, sie selbstverständlich von einem Amt zurücktreten, das sie nicht parteipolitisch neutral ausüben können.

rank zero 26. April 2010

2. Besonderen Dank an Stefan für die Recherche; für mich erübrigen sich die meisten weiteren Kommentare von mir hinsichtlich der Ãœberflüssigkeit der Ordnung. Nur um das Seniorenbeispiel abzuschließen: Nach Stefans Argumentation ergibt sich für mich definitiv, dass mit Beschluss der Ordnung es eben nicht so ist, dass nur die Leute aus dem Testpool auf die Ausnahmegenehmigung angewiesen sind.

Doping ist also im Wesentlichen, einen verbotenen Stoff oder dessen Zerfallsprodukte im Körper zu haben oder eine Dopingkontrolle zu verweigern oder solche Stoffe im Wettkampf oder außerhalb des Wettkampfs zu besitzen, ohne eine medizinische Ausnahmegenehmigung zu haben (Artikel 2 des NADA-Codes).

sagt Stefan richtig. Pauls Frage

Jetzt stelle ich mir die Frage, wie dies außer durch den Nachweis mittels einer Kontrolle geschehen soll?

ist im geschilderten Fall einfach – Schiedsrichter kann unmittelbar Besitz oder Einnahme mit Augenzeugen verifizieren.

Niklas Rickmann 26. April 2010

„Ich würde hier lediglich allgemein darum bitten – was eigentlich selbstverständlich ist – dass die Verantwortlichen im LSV jegliche Verquickung ihrer sachlichen Tätigkeit mit politischen Karrieren vermeiden und, falls Interessenkonflikte sichtbar werden, sie selbstverständlich von einem Amt zurücktreten, das sie nicht parteipolitisch neutral ausüben können.“

Das liest sich ja wie eine Rücktrittsforderung.

rank zero 26. April 2010

3. Zur Frage, wie verhalten wir uns gegenüber vom DSB gesperrten Spielern, mindestens eine Teilantwort:

a) Der einzige positive Dopingfall im Schach, den ich kenne, ist die verweigerte österreichische Probe. Ich denke, es spricht sachlich einiges dafür, in einem solchen Fall die Sanktionen auf Landesebene klein zu halten. Das spricht für eine fallbezogene Klärung.

b) Als daneben mögliche positive Dopingproben im Schach kann man erfolgreiche Tests auf aus Unkenntnis nicht angemeldete Medikamente erwarten. Wollen wir in diesen Fällen zusätzlich sanktionieren?

c) Möglich wäre auch ein positiver Test auf körpermanipulative Mittel wie Steroide, die ja den Hauptteil der Liste ausmachen. Hierzu habe ich vor ein paar Tagen ein längeres Stück auf meiner Seite geschrieben. Ich persönlich würde jedenfalls jemanden mit Anabolikaproblemen nicht aus dem Schachbetrieb ausgrenzen wollen, sondern hoffen, dass der mentale Wettbewerb hilft, davon runterzukommen. Ich interpretiere die aktuelle Berufungspolitik des DSB in den Nationalkader derart, dass sie das auch so sehen.

d) Zur Wettbewerbsverzerrung: Könnt ihr ja gerne etwas für die LEM reinschreiben. Derzeit verzerrt das Dopinpolitik schon ganz real die Meisterschaft in anderer Weise:

Seit zwei Jahren nehme ich nämlich nicht mehr an der LEM teil, weil ich im Qualifikationsfall nämlich NICHT die NADA-Vereinbarung unterschreiben würde (und deshalb wohl nicht zur DEM zugelassen würde). CB sieht das m.W. genauso. Um also den Wettbewerb nicht zu verzerren, fehlen Spitzenspieler des Landes bei der höchsten Meisterschaft. Dieser Effekt dürfte praktisch viel stärker sein alos theoretische Erwägungen, was man mit eventuell irgendwann gesperrten Spielern macht – da er aber nur Qualität, aber kein Geld kostet, wird er natürlich weiter ignoriert werden.

Losso 26. April 2010

@rz:
Zu 3a-c:
Mein Vorschlag
“Der LSVMV behält sich vor, auf höheren als Landesebene gesperrte Spieler auch für eigene Turniere zu sperren.”
ließe genau diese von Dir benannten Einzelentscheidungen zu.
Zu 3d:
So wenig ich für Dopingproben bei den deutschen Meisterschaften bin, muss man doch konstatieren, dass der DSB bei der DEM Hausrecht hat und daher seine Regularien für das Turnier selbst bestimmen kann. Dass Du aus diesem Grund auf Deine Teilnahme an der LEM verzichtest, trifft mE nicht den Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung. Der Wettbewerb findet dann eben unverzerrt ohne Dich statt ;o)

ElNino 26. April 2010

@ Nudel Stimmt schon, dass die Zahlen im Text weiter oben bereits genannt wurden; aber trotzdem Danke für den link: lesenswert!

rank zero 26. April 2010

4. Ich weiß nicht, ob es klug ist, auf DKopp einzugehen, aber er hat ja mit

Und ich wage zu vermuten, dass auch “Rank Zero” nicht von einem Ritalingedopten überspielt werden möchte, der ansonsten keine Chance gegen ihn hätte.

eine konkrete Unterstellung getätigt. Dazu

a) Bitte ich noch einmal alle darum, sich auf die Frage der vorgeschlagenen Ordnungen in MV zu beschränken und nicht Verwirrung durch Ausflüge und Behauptungen wie „Doping funktioniert auch geistig“ zu stiften.

b) Ich würde jederzeit gegen jemanden antreten, der eine beliebige Dosis Ritalin genommen hat (solange ich meinen Kaffee trinken darf ;-) ). Dass jemand mich deshalb „überspielt“, obwohl er ohne Mittel „keine Chance“ hätte, ist eine der dümmsten Behauptungen, die ich in diesem Zusammenhang gehört habe – der Unterschied zwischen „Ãœberspielen“ und „keine Chance“ liegt m.W. in einer Bandbreite von mindestens 500 Elopunkten, und selbst die größten Nachbeter der Pharma-PR haben bisher nicht gewagt, solche Effekte zu behaupten.

c) Warum ich darüber hinaus sicher bin? Nun, ich habe in meinem Leben sehr vielen Matheprüfungen beigesessen, und darunter waren auch einige, von denen ich ziemlich sicher weiß, dass solche Mittel im Spiel waren (Studis können das Maul nicht halten; typischerweise waren es niemals Mathe-Studenten, sondern immer Lehramtsstudenten). In einem Fall habe ich sogar den Vergleich zwischen erster und gedopter Wiederholungsprüfung. Meine Einschätzung:

Unter Ritalineinfluß war das Auftreten deutlich selbstsicherer, es wurde wesentlich schneller auf Fragen reagiert und mehr gesprochen. Oberflächlich hätte man u.U. eine höhere Auffassungsgabe bescheinigt. Die Antworten gingen dafür häufiger am Thema vorbei, erschienen weniger überlegt, und gerade bei konkretem Nachfragen und tieferen Problemen (etwa der Erläuterung von Beweisen) war es total vorbei, und es erschöpfte sich in Ausflüchten.

Ich kann daher nicht ausschließen, dass diese Mittel etwa bei politik- oder geisteswissenschaftlichen Prüfungen einen positiven Effekt haben könnten, in der Mathematik war die substanzielle Leistung aber geringer als ungedopt. (Allerdings war die Enttäuschung am Ende größer, weil unter dem Eindruck der Mittel offenbar bis zum Schluss die Ãœberzeugung vorherrschte, alles besser zu können und die Prüfung zu bestehen.) Damit würde ich erwarten, dass im Normalschach Ritalin eher eine negative Wirkung auf die Spielqualität hat. Im Blitz könnte es die Zockerqualitäten verbessern, aber das ist mir eigentlich egal – Blitz ist sowieso Glücksspiel, und das betreibe ich nicht. Da kenne ich auch einige Menge Leute, die alkoholisiert besser spielen als nüchtern.

Stefan 26. April 2010

@Losso: Nur ganz schnell, bevor es untergeht: Dein Vorschlag ist bedenkenswert, steht aber nicht zur Abstimmung. Wenn der LSV aber Spieler sperren will, die vom DSB gesperrt worden sind, braucht er eine eigene Ordnung, die Verbotstatbestände normiert und eine Sperre als Sanktion vorsieht („Keine Strafe ohne Gesetz“ heißt das im Strafrecht). Der Tatbestand „wurde vom DSB gesperrt“ reicht sicher nicht für eine Sperre.

Die Berufung auf das Hausrecht reicht im Ãœbrigen ganz sicher nicht, um von den Teilnehmern der DEM eine Dopingprobe zu fordern. Um die juristische Diskussion hier überschaubar zu halten, habe ich das metajuristische Fass mit höherrangigem Recht (mittelbare Grundrechtswirkung in Sportverbänden, Ausschluss von Teilnehmern durch diskriminierende Geschäftsbedingungen von Monopolanbietern etc.) noch gar nicht aufgemacht. Fest scheint mir jedoch zu stehen, dass eine Dopingordnung ohne jeden sachlichen Anlass rechtlich nicht unproblematisch ist, erst recht im Amateurbereich.

rank zero 26. April 2010

5. Zum Leistungssportaspekt:

Ersteinmal finde ich es ja sehr lustig, dass du den Leistungssportbereich im LSV vom Geburtsort abhängig machst. Was ist denn mit den 26 Personen, Robert Jaster einmal ausgeklammert, die vor die in der DWZ-Liste von M-V stehen? Fallen diese nicht in den Geltungsbereich des Landesschachverbandes? Zudem frage ich mich, wie du es bewertest, wenn ein Spieler wie Gordon Zimmermann, den du als Vereinsmitglied sicher gut kennst, dem Leistungskader des DSB angehört, wie es vor einigen Jahren einmal der Fall war? Zudem sollte hier eine Unterscheidung zwischen Leistungs- und Spitzensport getroffen werden, der aus meiner Sicht wesentlich ist. Auch die Spieler von Hansa Rostock betreiben Leistungssport, aber wohl in letzter Zeit nur wenig Spitzensport.

a) Erst einmal spielen die Hanseaten professionell in einem auf nationaler Ebene strukturiertem Wettkampfsystem. Damit fallen sie für mich unter Spitzensport. Wenn Du die beiden Begriffe entgegen dem umgangssprachlichen Gebrauch auseinanderdividieren willst, musst Du hier zwei konsensfähige saubere Definitionen anbieten.

b) Ich weise hier noch einmal auf die von Stefan mehrfach angeführten Rechtslage hin, dass Schach kein Sport ist, sondern nur dem Sport gleichgestellt. Einige Definitionen des Begriffs „Leistungssport“ (etwa wikipedia: „Allgemein wird Leistungssport nicht nur über die damit verbrachte Zeit (in der Regel tägliches Training), sondern auch die körperliche Anstrengung während des Trainings definiert.“)) werden vom Schach nicht erfüllt.

Dieses Problem wird von den Funktionären der Schachverbände typischerweise durchgehend ignoriert. Für sie sind „Leistungssportler“ diejenigen, die sie in entsprechende Kader berufen. Offenbar ein unsinniges Kriterium, weil nicht objektiv und vergleichbar, und weil zudem das Eigeninteresse (Kaderformation zum Zwecke des Fördermittelbezugs) mitspielt. Meine Bewertung ist die schon getätigte: Wenn die Kaderspieler in MV trotz aller Fördermaßnahmen und eines Trainersystems dauerhaft schwächer sind als explizite Amateure, dann sind sie einfach keine Leistungssportler, sondern Etikettenschwindel. Inwieweit das Mittelentfremdung oder schlimmeres ist, entscheiden hoffentlich mal Rechnungshof oder Gerichte. Und auch wenn man Potjomkinsche Dörfer lange aufrecht erhalten kann, fällt einem so etwas irgendwann auf die Füße, etwa jetzt, wenn wir aufgrund des angeblich existierenden Leistungssports überzogene Ordnungen beschließen sollen.

c) Den Geburtsort kannst Du meinethalben sogar weglassen, wichtiges Kriterium ist eine längerfristige Zugehörigkeit zum Verband auch während der schachlichen Entwicklungsphase. Es geht schließlich beim Thema Training/Förderung/Ressourcenentwicklung auch ein Stück um Nachhaltigkeit, oder? Wenn ein Verein für ein, zwei Jahre einen Legionär anmietet (oft für Spielklassen wie 2. BL, die die LSV gar nicht interessieren), gehört der sicher formell zum Verband, dies sollte aber in unseren strategischen Entscheidung hinsichtlich der Ausrichtung keine Rolle spielen.

rank zero 26. April 2010

Das liest sich ja wie eine Rücktrittsforderung.

Das liest sich wie eine Erinnerung an die Satzung:

Der LSV M-V sieht seine Aufgabe in der Pflege und Förderung des Schachspiels. Er ist parteipolitisch neutral und vertritt die Grundsätze der Toleranz wie der Gleichberechtigung.

Paul Onasch 26. April 2010

Das Maß ist voll und zu diesem Zeitpunkt stelle ich die „Kommunikation“ auf dieser Seite ein. Auf eine Auseinandersetzung mit Menschen, die in ihren Diskussionsbeiträgen nicht über Niveaulosigkeiten hinausgelangen und empirischen Neunmalklugen, die während ihrer Mathematikprüfung auch noch den Einfluss von Ritalin untersuchen konnten, habe ich kein weiteres Interesse mehr.

Olaf, im Präsidium ist im Ãœbrigen noch der Posten des Frauenschachreferenten frei und ich erinnere mich an einen „empirischen“ Beitrag von dir vor einigen Jahren, in dem du exakt festgestellt hast, wann Mädchen ihren schachlichen Höhepunkt erreichen – es wäre Zeit für ein politisch unabhängiges Vorstandsmitglied, das mir vor allem erklären kann, in welcher Partei ich als Nichtmitglied den Aufstieg anstreben soll.

Bei Christian würde ich wegen der LEM-Teilnahme übrigens noch einmal nachfragen, denn mindestens seit 2004 hat er an keiner LEM mehr teilgenommen. Vielleicht wäre daher noch einmal eine sinnvolle Theorie angebracht, warum die Teilnehmerzahlen an der LEM auf einem sehr niedrigen Niveau sind.

Falls es noch weitere ernsthafte Fragen gibt, werde ich gern versuchen, diese persönlich per E-Mail oder Telefon zu beantworten. Stefan, auf deine Frage werde ich nach einer Antwort der NADA ebenfalls per E-Mail antworten.

Stefan 26. April 2010

Das ist schade, Paul. Mir geht es ja auch um einen öffentlichen Austausch der Argumente. Und du schreibst nicht nur für die Kommentatoren, hier lesen auch eine ganze Reihe von Leuten still mit, die sich vielleicht auch Antworten auf ihre Fragen erhoffen.
Olafs Erlebnisse mit Ritalinbehandelten (nicht als Prüfling, sondern als Prüfer, da hast du ihn vielleicht falsch verstanden) haben ja immerhin mehr empirische Substanz als alle anderen Vermutungen, die hier dazu bisher zu lesen waren. Mit Olafs notorischer Abwertung von Geistes- und Sozialwissenschaften stimme ich bekanntermaßen gleichfalls nicht überein ;-) Aber wer austeilt, muss auch einstecken können. Und wer Verantwortung trägt, muss mit Kritik leben können, auch mit scharfer und pointierter Kritik.
Da gerade Diskussionen im Netz zur Schärfe neigen, der Aufruf an alle, bitte sachlich zu bleiben. So ein Blog ist eine wunderbare Möglichkeit, eine unabhängige öffentliche Diskussion zu führen. Dieses Spiel „hier ist alles so schmuddelig, da sag ich nichts“, ist mir zu einfach. Dafür ist das Thema zu wichtig.
PS: Zu MiBus politischen Thesen habe ich mich ja schon geäußert.

Niklas Rickmann 26. April 2010

„Der LSV M-V sieht seine Aufgabe in der Pflege und Förderung des Schachspiels. Er ist parteipolitisch neutral und vertritt die Grundsätze der Toleranz wie der Gleichberechtigung.“

@rank zero: ist der LSV das etwa nicht?

Die Definition zum Leistungssport ist schwierig und selbst der DOSB tut sich damit schwer. Jedoch sollte man beim Begriff „Etikettenschwindel“ darauf achten, dass das Lebensalter eine Rolle spielt. Unser Landeskader ist ein reiner Jugendkader. Bei Kindern ist es am Anfang ganz normal, dass die schwächer sind als leistungsstarke „Amateure“. Das Trainingssystem und die Kaderstruktur ist von Anfang an umstritten gewesen – das ist bekannt und auch nachvollziehbar. Aber ich glaube, dass der Erfolg bei der DLM 2009 in Wismar durch diese Struktur gefördert wurde. Als Behauptung stelle ich sogar auf, dass durch die regelmäßigen Kaderlehrgänge das Wirgefühl der DLM Mannschaft gestärkt wurde und ein Baustein des Erfolges war.
Wir bekommen vom Land oder vom LSB keinerlei Fördermittel für den Leistungssport bzw. für den Kader – nur für Lehrgänge.

Ãœbrigens: der NDR wird am Sonntag bei der Versammlung in Güstrow dabei sein. Also scheint nun auch das Massenmedium Fernsehen ein Interesse an der Diskussion zu haben.

CBartolomaeus 26. April 2010

Weil explizit nachgefragt wurde: Tatsächlich ist es so, dass ich an der Teilnahme an einer DEM kein wesentliches Interesse (mehr) habe. Das hat auch mit den Anti-Doping-Maßnahmen zu tun.

Was meine Teilnahmen an der LEM betrifft (ich habe überhaupt nur zwei LEM mitgespielt), habe ich mir vor ein paar Jahren die Mühe gemacht, einen ausführlichen Diskussionsbeitrag im LSVMV-Forum zu posten. IIRC waren meine Hauptpunkte damals der aus meiner Sicht problematische Termin sowie der unattraktive Modus. Ebenfalls IIRC hat mein Beitrag aber kein besonders großes Interesse geweckt. Als unattraktiv habe ich die DEM damals sicher nicht bewertet.

Losso 26. April 2010

Offtopic:
Ich habe auch nie an der LEM MV teilgenommen, obwohl ich gerne hätte. Der Termin um die Ostertage ist für einen Familienmenschen aber komplett indiskutabel. In Niedersachsen wird die erste Januarwoche gewählt. Ein cleverer Schachzug.

@Stefan:
„Wenn der LSV aber Spieler sperren will, die vom DSB gesperrt worden sind, braucht er eine eigene Ordnung, die Verbotstatbestände normiert und eine Sperre als Sanktion vorsieht (”Keine Strafe ohne Gesetz” heißt das im Strafrecht). Der Tatbestand “wurde vom DSB gesperrt” reicht sicher nicht für eine Sperre.“
Auch das lässt sich wohl durch einen Nebensatz juristisch wasserdicht klären, oder?

„Hausrecht“
Ich meine hierbei nicht das Hausrecht im fomaljuristischen Sinne. Der Veranstalter (in diesem Fall der DSB) wird aber wohl keinem Kontrahierungszwang unterliegen, einem für die DEM qualifizierten Teilnehmer spielen lassen zu müssen, wenn dieser sich weigert, die Bedingungen des Turniers anzuerkennen.

ein anderer HL 26. April 2010

Zitat von DKopp:
„Vielleicht bin ich ein Schwarzseher, aber in der heutigen Zeit traue ich es nicht allen überambitionierten jungen Menschen zu, der Verführung der Ritalineinnahme zur Leistungsverbesserung widerstehen zu können.“

Diesen Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Schade, dass wir mitlerweile soweit sind, dass man schon von Unsportlichkeit ausgeht, sobald ein jüngerer Mensch am Brett sitzt. Da kann man wirklich nicht mehr helfen. Am besten du rennst deinem Gegner noch auf’s Klo hinterher, könnte ja sein, dass er einen PC mit Rybka 3 dort aufgestellt hat. Und dann nimmt der Jugendliche noch ein paar Pillen oder raucht einen Joint, damit er den Zug von Rybka auf dem Rückweg zum Brett nicht vergisst.

In MV gibt es (noch) keinen Leistungssport. Da hat Herr Teschke leider völlig recht. Ohne starke Trainer und ohne Konkurenz kann auch hier auch nichts passieren. Hier kann der LSV und seine Funktionäre recht wenig machen. Da könnte sich ja die ältere Generation in Bewegung setzen und junge Leute fürs Schachspiel begeistern. An wenigen Stellen wird das ja schon gemacht. Allerdings reden wir da von einem Bruchteil im Vergleich zur Seniorendichte hier bei uns im Land.

Zum Thema GZ:
G. Z. hat wirklich eine starke DEM gespielt. Aber das war im Jahre 2005. Mitlerweile hat er in seiner Altersklasse auf Bundesebene gar nichts mehr zu melden. Ich kann nicht glauben, dass er in einem Leistungskader ist.

Zum Thema NR und PO:
Ich finde es unfair, wie man sich mitlerweile auf NR und PO einschießt. Sie haben ihre Meinung und diese sollte man auch akzeptieren. Ich finde es sehr gut, dass sie sich für das Schachspiel in MV engagieren. Ich denke gerade in unserem Bundesland ist es wichtig, dass man auch jüngere Menschen zum Zuge kommen lässt, ohne gleich an ihren Fähigkeiten zu zweifeln und sie quasi zum Rücktritt bewegen zu wollen. Mich überrascht es nicht wirklich, dass die Meinungen zunehmend zw. den jüngeren und älteren Funktionären des LSVMV stark divergieren, aber das liegt in der Natur der Sache. Beide Seiten haben nachvollziehbare Argumente. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, wie er mit der Dopingfrage umgeht.

Ich bin der Meinung, dass mit so einer Verordnung der Schachsport ein großes Stück von seinem Charme verliert.

Stefan 27. April 2010

BTW: Der Umstand, dass die Landeseinzelmeisterschaft im Schach hierzulande über alle Osterfeiertage ausgespielt wird, zeigt, dass der LSV Schach nicht als Sport versteht, anderenfalls würde man sich ja in Widerspruch zu § 6 Absatz 1 des Feiertagsgesetzes von Mecklenburg-Vorpommern setzen:

Öffentliche sportliche Veranstaltungen sind am Karfreitag ganztägig verboten.

Oder sind Zuschauer am Karfreitag ausgeschlossen?

Richard 27. April 2010

@Stefan: Gemeinheit !

WernerBerger 27. April 2010

Man sollte kritisch hinterfragen, ob ein Schachturnier wirklich eine „sportliche Veranstaltung“ im Sinne des Feiertagsgesetzes ist. Was mag wohl Sinn und Zweck dieser Vorschrift sein? Lautes Gejohle auf einem Fußballplatz kann man durchaus als Störung der dem Karfreitag angemessenen pietätvollen Stille ansehen, aber ein beinahe lautloses Schachturnier?
Dass der LSV Schach nicht als Sport verstehe, lässt sich daraus m. E. nicht ableiten.

Prendimi 27. April 2010

Wenn ich mich an die paar LEM in Nakenstorf zurückerinnere die ich mitgespielt habe, dann waren das eher feuchtfröhliche Veranstaltungen, wo von pietätvollem Karfreitag nicht immer etwas zu merken war.

Martin Graffenberger 27. April 2010

@Niklas Rickmann
Ist bekannt, wann der NDR die Ausstrahlung des Beitrags plant?

Werner Berger 27. April 2010

Falls die erforderlichen Mehrheiten verfehlt werden, gibt es diese Schlagzeilen:

„Schachverband lehnt Doping-Ordnung ab.
Aus Angst, ertappt zu werden?
Ist Schach kein sauberer Sport?
Welche Drogen nehmen Schachspieler?“

Nordlicht_70 27. April 2010

@RP Schön recherchiert, geht aber am Thema vorbei. Ich rede von DopingKONTROLLEN.
Hierzu die Aussage von Herrn Ralph Alt:
„Ralph Alt, als Vertreter des DSB und Mitglied in der gemeinsamen Kommission, referierte über die Doping-Kontrollen im Bereich des DSB. Für die Schachbundesliga gilt weiterhin die Regel, dass Doping-Kontrollen nicht durchgeführt werden.“
(Zitat aus dem Bericht zur Außerordentliche Mitgliederversammlung des Schachbundesliga e.V. am 10./11.1.09)

Sollte dieses „heilige Versprechen“ etwa nach einem Jahr schon nicht mehr stimmen? Wie soll ich dann mit den „heiligen Versprechen“, dass z.B. in der 2. BL, in der OL, bei der LEM „definitiv nie getestet wird“ umgehen?
Wenn die Dopingordnung bei uns aus dem Satz bestehen würde: „Alle Schachspieler beachten die Dopingrichtlinien der NADA.“ oder so, würden es wohl weniger Diskussionen darüber geben.

@all Ich wünschte mir, dass alle Funktionäre so diskussionsfreudig und offen für Kommunikation wären, wie Nr und PO. Ja, sie haben eine Meinung – die ich nicht teile. Trotzdem habe ich ein gutes Verhältnis zu ihnen, denn sie machen eine ganze Menge Arbeit – und zwar nicht nur für Leistungskader sondern auch für uns „Patzer“. Keiner ist fehlerlos – und einfach wehrlos diese Dopingordnung zu übernehmen, ist für mich ein Fehler.
Ich denke, wenn der „Profizoo“ wegen Fördermittel so etwas machen will, sollen sie doch. Ich möchte aber keinesfalls, dass Spieler, für die Schach ein Hobby oder eine Hobbysportart ist, von diesen Regelungen betroffen sind. So wird es auch versprochen, aber die Dopingordnung sagt m. E. etwas anderes aus.

@KPK Ich gehe davon aus, dass alle weiterspielen. Nur wenn – entgegen aller Versprechungen – doch mal bei der OL ein Vertreter der NADA auftauchen sollte (ich halte das mit dieser Dopingordnung nicht für ausgeschlossen), dürften wohl einige Spieler wegen Verweigerung gesperrt werden. Ich halte das Szenario auch für ziemlich unwahrscheinlich.
(Und wieder das Argument: Die Spieler sollen so tun als ob sie sich dem Dopingkodex unterwerfen und werden – so der Deal – dafür auch nicht kontrolliert. Dann kann man das Ganze auch weglassen.)

Stefan 27. April 2010

@Werner Berger: Nein, es gibt die Schlagzeile „Schachspieler in Mecklenburg-Vorpommern kehren zur Vernunft zurück“. Ich bin überzeugt davon, dass eine Ablehnung der Ordnung auch von den Mitgliedern anderer Verbände mit Interesse zur Kenntnis genommen werden würde. Es wäre doch schön, wenn mal jemand diesem Unsinn ein Ende machen würde.

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MiBu 27. April 2010

Warnhinweis: Das folgenden posting, bei dem ich noch ein paar lose Fäden aufnehme, enthält ein paar persönliche Anmerkungen, an denen der eine oder andere Anstoß nehmen könnte. Weiterlesen auf eigene Gefahr!

1. PO und NR haben sich hier öffentlich Pro-ADO ausgesprochen und ihren Standpunkt – den ich nicht teile – begründet und mussten sich dafür kritische Stimmen gefallen lassen. Ich lese aber auch, dass das Präsidium des LSV MV die Vorlage mehrheitlich beschlossen habe, von daher habe ich zu monieren, dass sich aus dem restlichen Vorstand soweit für mich ersichtlich eine ablehnende und eine neutrale Wortmeldung kam und sonst keine. Sind die anderen Pro-ADOs alle offline?
2. Ich habe „erreicht“, dass sich PO hier nicht mehr äußern möchte. Allerdings war das womöglich keine Einzelleistung, denn auf einen Beitrag von rz kam von dort die Titulierung „empirischer Neunmalkluger“ sowie eine mir nicht näher geläufige olle Kamelle. (Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der durchaus interessanten Beobachtung des Prüfungsbeisitzers erfolgt leider nicht.) Das ist für mich wenig souverän reagiert. Kann die Doppelspitze dieses Beitrags gegen Geisteswissenschaftler und Lehramtsstudenten allein für diese heftige Reaktion verantwortlich sein? Ich glaube kaum. Von daher nehme ich an, dass der ein oder anderer Stressor schon vor meiner unaufgefordeten Einmischung existierte.
3. Auch SPD-Kommunalpolitiker dürfen sich in einem Sportverein oder -verband (Oder sportähnlichem; die Frage „Ist Schach Sport?“ soll hier [noch] kein Thema sein.) engagieren, das ist klar. rz hat aber richtig angemerkt, dass in diesem Amt eine überparteiliche Haltung erforderlich ist, und ebenso richtig hat er gemutmaßt, dass ich an einem Leitbild Anstoß nehme, dass an allen Ecken (partei-)politisches Odeur hat. Der Ausgewogenheit wegen sollte ich noch klarstellen, dass es mir genauso gegen den Strich ginge, wenn im LV XY ein CDU-Politiker Präsi wäre und z.B. ein konservativ christliches oder zumindest theistisches Weltbild zur Beschlussvorlage machte.
4. Aus einem Beitrag von NR: „Wenn keine 2/3 Mehrheit zustande kommt, wird sich der dann neu zu wählende Präsident allerdings Gedanken zur einer neuen Strategie des Verbandes machen müssen.“ Interpretiere ich das richtig, dass hier eine Sachfrage mit einem persönlichen Schicksal verknüpft wird nach dem Motto „Wenn die Versammlung nicht so stimmt wie ich das will, trete ich zurück bzw. nicht mehr an!“? Diese Art, „all-in“ zu gehen, empfinde ich als leicht befremdlich. (Ich habe mit Absicht einen recht schwachen Ausdruck gewählt.)
5. Ich bin kein Jurist, sondern von Berufs wegen nur gelegentlicher Rechtsanwender. Aber selbst meine Kenntnisse reichen aus, um mich über die Vielzahl unbestimmter Rechtsbegriffe in der ADO zu wundern. Stefans Bedenken kann ich zu 100% nachvollziehen. Wären das die AGB eines Wirtschaftsunternehmens oder die AVB eines Versicherers, wäre ein nicht unerheblicher Teil der ADO IMHO schlichtweg unwirksam. Schon alleine aus diesem Grund müsste man entweder dagegen stimmen oder zumindest die Entscheidung aufschieben, um einen besseren, gerichtsfesteren Entwurf zu entwickeln.
6. Das war nun wirklich meine letzte Äußerung zu dieser Thematik, in der Personen benannt werden. Sollten noch Beiträge von mir kommen, dann rein sachfragenbezogene ohne jede Spitze und Namensnennung – versprochen!
7. Versuch eines sachlichen Beitrags: Bekanntlich heißt es in einer Rechtsnorm, die ich jetzt nicht angeben kann, „Schach gilt als Sport“. Konklusion: Er ist also keiner. Dann kann in einem Schachturnier am Karfreitag auch kein Verstoß gegen das Feiertagsgesetz begründet sein, weil das ja nur Sportveranstaltungen verbietet. Ist also manchmal gut, dass Schach eben kein Sport ist, sondern Kulturausübung – oder?

Niklas Rickmann 28. April 2010

„3. Auch SPD-Kommunalpolitiker dürfen sich in einem Sportverein oder -verband (Oder sportähnlichem; die Frage “Ist Schach Sport?” soll hier [noch] kein Thema sein.) engagieren, das ist klar. rz hat aber richtig angemerkt, dass in diesem Amt eine überparteiliche Haltung erforderlich ist, und ebenso richtig hat er gemutmaßt, dass ich an einem Leitbild Anstoß nehme, dass an allen Ecken (partei-)politisches Odeur hat. Der Ausgewogenheit wegen sollte ich noch klarstellen, dass es mir genauso gegen den Strich ginge, wenn im LV XY ein CDU-Politiker Präsi wäre und z.B. ein konservativ christliches oder zumindest theistisches Weltbild zur Beschlussvorlage machte.“

Zwei Fragen ergeben sich aus diesem Zitat von mibu für mich:
1) Wo ist parteipolitisches Odeur im Leitbild enthalten? Ich kenne kein Papier der SPD, welches ein Leitbild empfiehlt bzw. erkenne im Leitbild kein Parteiprogramm oder Schlüsselwörter der aktuellen SPD Themen. Ich finde im Leitbild nichts z.B. von Mindestlohn, Bürgerversicherung, Atomausstieg, Kriegseinsätze usw.! Nachweise für diese These wären hilfreich.

2) Hat der Verband in den letzten drei Jahren darunter gelitten, dass ein SPD Kommunalpolitiker Präsident ist? Auch hier einmal den Nachweis erbringen, dass hier politisches Amt/Funktion mit den Aufgaben des LSV vermengt wurden.

„4. Aus einem Beitrag von NR: “Wenn keine 2/3 Mehrheit zustande kommt, wird sich der dann neu zu wählende Präsident allerdings Gedanken zur einer neuen Strategie des Verbandes machen müssen.” Interpretiere ich das richtig, dass hier eine Sachfrage mit einem persönlichen Schicksal verknüpft wird nach dem Motto “Wenn die Versammlung nicht so stimmt wie ich das will, trete ich zurück bzw. nicht mehr an!”? Diese Art, “all-in” zu gehen, empfinde ich als leicht befremdlich. (Ich habe mit Absicht einen recht schwachen Ausdruck gewählt.)“

Der Präsident wird für zwei Jahre gewählt. Punkt. Er hat seine Themen und Programme. Finden diese Ideen oder Vorstellungen keine Mehrheit, muss er sich Gedanken machen, ob er noch der richtige Mann an der Spitze eines Verbandes ist. Das ist legitim! Schließlich ist der Präsident auch ein Individuum, was persönliche Freiheiten und Rechte genießt. Noch eine kleine Randbemerkung: Wer aufmerksam die Unterlagen zur Mitgliederversammlung studiert hat, wird erkennen, dass bei den Satzungsänderungen nicht nur Doping Anträge enthalten sind. Diese sind bisher völlig untergegangen. Auch die TO spielte hier noch gar keine Rolle. Schade eigentlich.

Rank zero 28. April 2010

Bitte noch einmal um Nachsicht für die verzögerte Antwort, ich komme erst jetzt dazu.

1. Entschuldigung an Stefan, falls ich hier für den Abbruch der Diskussion hier verschuldet haben sollte, die sich aus meiner Sicht doch als sehr sinnvoll und informativ erwiesen hat. Insbesondere verdanken wir ihr viele Klarstellungen der Rechtslage.

2. Ich gehe davon aus, dass derzeit der LSV MV die Neutralitätsklausel erfüllt, wie auch, dass er anderweitig nicht die rechtlichen Rahmenbedingungen überschreitet. Wenn die vorgelegten Anträge durchgewunken werden sollten, habe ich aber dahingehend Sorgen.

3. Ebenso danke für den Vorschlag hinsichtlich des Frauenreferenten. Ich interpretiere das ein Stück weit als Hoffnung, dass nicht unbedingt die Vorlagen durchgezogen werden sollen und es eine Basis für Kompromisse (einige sind hier ja skizziert worden) gibt. Hinsichtlich des DSB haben wir ja offenbar keinen akuten Druck für derart weitgehende Änderungen – sowohl aufgrund der beschriebenen Sachlage als auch formal, weil ja etwa Berlin in diesem Jahr auch nichts beschlossen hat (wenn also das Innenministerium wegen Landesebene kürzen will, geschieht das ohnehin).

Hinsichtlich des Frauenschachs habe ich bekanntlich die Ãœberzeugung, dass der separate Spielbetrieb der Entwicklung schadet und aufgehoben werden sollte. Ich könnte in diesem Sinne wirken, wenn das Konsens der Mitglieder ist (m.W. würde dies aber teilweise energische Proteste hervorrufen). Ansonsten liegt mir eher die konkrete Arbeit, wenn ich Zeit dafür habe – zuletzt habe ich ja vor vielen Jahren ab und zu mit Steffi etwas trainiert, und wenn ich mich richtig erinnere, hat sie damals im Land den Jugendtitel im Jungen-(genauer, im offenen) Bereich geholt (was bestimmt mehr Gerhards Verdienst war; ich weiß übrigens nicht, ob es damals dort einen Kader gab und wie viele A-,B- oder C-Trainer dort tätig waren). Ich wäre allerdings nicht auf die Idee gekommen, dass wir damals Leistungssport gemacht haben (oder Geld von Verbänden zu bekommen – die knappe Zeit ist ohnehin unbezahlbar) und habe es als wesentliche Aufgabe betrachtet zu vermitteln, dass Schach sinnvollerweise nur eine schöne Nebensache ist (alles andere wäre nämlich unverzeihlich).

4. Den Fernsehhinweis verstehe ich nicht. Was hat das mit der Sinnhaftigkeit der Dopingverordnungen zu tun? Ich erinnere mich, dass der NDR vor ein paar Jahren mal zu mir in die Wohnung gekommen ist, um mich wegen Schoschies zu interviewen (möchte ich nicht auch nicht noch mal haben). Möglicherweise interessiert sich das Massenmedium Fernsehen nur dann für das Schach, wenn wir uns restlos lächerlich machen.

5. Ein Ratschlag aus meinen Erfahrungen mit Ehrenämtern: Es erleichtert die Arbeit ungemein, wenn sich vorher alle einigen, dass niemand jemals mit Rücktritt droht (wir haben das etwa im Umweltbereich so gehalten, sehr erfolgreich). Man ist hier ohnehin auf Engagement und den guten Willen der einzelnen angewiesen, und wenn Erpressung im Raum steht, geht der gute Wille eben verloren. Jede Rücktrittsdrohung sollte daher umgehend angenommen werden. Sonst kann man keine sachliche Arbeit machen, sondern beschäftigt sich irgendwann nur noch mit persönlichen Befindlichkeiten oder Egoismen.

MiBu 28. April 2010

Zu NR, weil es konkret gefordert wurde, ein hastig herausgesuchtes Zitat aus dem Leitbild:

„Bei der Weiterentwicklung unseres Landesschachverbandes sind uns
auch die Maßstäbe einer nachhaltigen Entwicklung in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht – und von Gender Mainstreaming – die gleichwertige Teilhabe von Frauen und Männern – verpflichtend.“

Das ist natürlich NICHT die Forderung nach einer Bürgerversicherung oder dergleichen – was ich auch nie behauptet habe – hat aber (in meiner Rezeption) einfach eine gewisse Note. Ich versuche das bildhaft zu machen: Die alte Tante, die sich mit dem Parfum eingesprüht hat, ist nicht mehr im Raum. Aber ein gewisser Duft liegt noch in der Luft, der mir sagt, dass sie dagewesen ist – das meinte ich mit „Odeur“.