Re: Schutz- und Hygienekonzept

Eigentlich hatte ich gedacht, diese kleine Serie hätte hiermit ihren Abschluss gefunden. Wer unter diesen Wettkampfbedingungen weiter spielen wollte, sollte es tun. Wer nicht, sollte es eben sein lassen. Man hätte zwar darüber diskutieren können, ob es sinnvoll war, das sportliche Ergebnis einer Liga davon abhängig zu machen, welcher Verein die risikobereiteren Spieler würde aufbieten können, aber egal. Ich selbst sollte ohnehin besser keine Risiken eingehen, die vermeidbar waren. Und Schachspielen am Brett ist vermeidbar. Ich werde wieder Schach spielen, sobald man wieder unter normalen Umständen Schach spielen kann.

Am letzten Sonntag begann die neue Saison. Doch am Donnerstag zuvor musste der Präsident des Landesschachverbandes

eine aus seiner Sicht furchtbare Entscheidung treffen.

Was für ein Unglück war denn um Himmels willen passiert? Einem Mitarbeiter des Gesundheitsamtes (also jemandem, der seit einem halben Jahr jeden Tag mit dieser Pandemie zu tun hat) war aufgefallen, dass das sog. Schutz- und Hygienekonzept des Landesschachverbandes vielleicht gar kein Schutz- und Hygienekonzept, sondern ein Feigenblatt ist. Dieser Mitarbeiter verlangte Nachbesserungen und drohte an, den Spielbetrieb des Landesschachverbandes anderenfalls zu untersagen. Der Präsident hat dankenswerterweise seine Entscheidungsfindung transparent gemacht (ob das Präsidium des Verbands eingebunden wurde, weiß ich nicht). Jetzt ist das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung auch für die Spieler am Brett vorgeschrieben (vulgo: Maskenpflicht).

Nun kann man sich fragen, was an dieser Entscheidung denn so furchtbar ist. Immerhin hatte der Landesschachverband bis zum letzten Donnerstag das Tragen einer Maske am Brett dringend empfohlen. Er wollte also doch ohnehin, dass zum Schutz der allgemeinen Gesundheit von den Spielern Masken getragen werden. Sollte diese dringende Empfehlung — die in der Sache wahrscheinlich sinnvoll ist — etwa nicht ernst gemeint gewesen sein? (insert: winking face)

Ich beneide den Präsidenten nicht um seine Aufgabe. Wer will schon stundenlang mit einer Maske Schach spielen? Wer ändert schon gern die Spielbedingungen kurz vor Wettkampfbeginn? In der Verbandsliga wurden deswegen inzwischen zwei Mannschaften vom Spielbetrieb zurückgezogen. Aber zwei Anmerkungen habe ich doch:

1) Bitte weniger Pathos. Das immerzu wiederholte Mantra

Die Gesundheit aller ist das höchste Gut und steht immer an erster Stelle!

stimmt einfach nicht. Wenn das richtig wäre, würde es in dieser Saison keinen Spielbetrieb geben. Der Gesundheitsschutz und das Interesse der organisierten Schachspieler sind gegensätzliche Interessen, die gegeneinander abgewogen werden müssen. Das ist auch richtig so und ich finde, das kann man ruhig so aussprechen. Allerdings hätte ich mir einen Spielbetrieb im Land unter Einbeziehung der Oberligamannschaften gewünscht — die haben weiterhin Pause.

2) Wenn es wirklich stimmt, dass das Gesundheitsamt alternativ ein besseres Lüftungskonzept wollte, bitte dieser Frage noch einmal nachgehen. Dass Zugluft Erkältungskrankheiten verursacht, ist Aberglaube. Ich halte es auch für hinnehmbar und das kleinere Übel, die Partien zwischendurch zum Lüften zu unterbrechen. Die wenigsten Spieler sitzen permanent konzentriert am Brett. Ich erinnere mich an Bezirksmeisterschaften, bei denen die Uhren angehalten wurden, weil es Essen gab. Möglicherweise waren sogar die Fenster offen. Die Welt ist damals trotzdem nicht untergegangen.

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